Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (1885)

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Vaduz, Freitag 

den 20. Februar 1885. 
Vaterland. 
Gemeindewahlen. (Fortsetzung und Schluß.) 
In Ruggell: 
Als Vorsteher: Herr Chrifostomus Büches 
als Kassier: Herr Johann Büchel; 
als Gemeinderäthe: Herren Simon Heeb, Jakob 
Marxer, Franz Jos. Hoop, Andreas Oehri, 
Joh. Wohlwend. 
In Gamprin: 
Als Vorsteher: Herr Lorenz Kind; 
als Kassier: Herr Joh. Gg. Rascher; 
als Gemeinderäthe: Herren Kaspar Kind, Gott- 
frteb Gubelmann, Joh. Gg. Hasler. 
In Eschen: 
Als Vorsteher: Herr Joh. Gstöhl; 
als Kassier: Herr Rochus Schafhaufer; 
als Gemeinderäthe: Herren Jan. Marxer, Rochus 
Hasler, Rochus Fehr, Franz Joseph Risch, 
Gebhard Schädler, Frz. Jos. Mösner, Joh. 
Büchel. 
Vaduz, den 17. Februar. (Eingesandt von 
St. Gallen.) Im Gewerbemuseum in St. Gallen 
ist auf eine Zeit lang momentan ausgestellt: 
eine Filet - Stickerei, ausgeführt ohne Stoff, 
nur durch Spannen von Fäden auf der Stick-' 
Maschine, komponirt und ausgeführt von Herrn 
Fidel Erni von Triefen (Liechtenstein). Da mo- 
mentan die Stickerei sehr schwer darniedsrliegt, 
verdient diese Erfindung die beste Anerkennung. 
Ehre, dem Ehre gebühret! 
Ausland. 
Oesterreich-Ungarn. Feldkirch. (Wochmmarkt.) 
Erdäpfel 1 fl. bis 1 fl. 80 kr. per 50 Kilo. 
Butter 1 fl. 5 kr. bis 1 fl. 9 kr. per Kilo. Der 
Schweinemast war heute besonders stark, mit 
über 200 Stück, befahren und wurde lebhaft ge- 
handelt. 
— Dornbirn, 11. Febr. Vor einer Woche 
ereignete sich auch bei uns wieder, und zwar "im 
Gütle, ein Fall von Blatternkrankheit an einer 
männlichen Person. Dieselbe soll die Blattern in 
Folge eines Besuches aus dem Oberlände herunter- 
geschleppt haben und wurde sofort behufs weiterer 
Verpflegung ins Spital gebracht. 
— Wolfurt, 14. Febr. Heute früh wurde 
hier im Gasthause zum Engel ein frecher Ein- 
bruchdiebstahl verübt. Der Dieb stiege durch das 
Fenster zu ebener Erde Hinein, brach mit Hilfe 
eines Stemmeisens einen Kasten auf und entwen- 
dete einen Betrag von über 300 fl. Wird sich 
wollen lustige Faschingstage verschaffen. 
— Lochau, 14. Febr. Wer hätte je geglaubt, 
daß es Leute gäbe, die ein Geschenk von vielen 
tausend Gulden von sich weisen wollen. Bei uns 
scheint der Fall eingetroffen zu sein. Die Sache 
ist nämlich folgende: Vor mehr denn einem Jahr 
starb in Lochau resp. in Bregenz eine Person (Jung- 
srau Anna Maria Hehle in Wellenstein) und ver- 
machte im Testamente eine Summe von 4000 fl. 
zu Händen des Hochwst. Fürstbischofes und Ge- 
neralvikars Dr. Simon Aichner, damals in Feld- 
kirch, zu seiner freien Verfügung. Der hochwst. 
Herr aber, schon vom Priesterseminar her bekannt 
als einer wahrer Vater der Armen, wollte diesen 
namhaften Betrag von 4000 fl. der Gemeinde 
Lochau selbst zu Gute kommen lassen, nämlich zum 
Baue eines neuen Armenhauses, das für die Ge- 
meinde so nothwendig wäre. Die Geschwister Hehle 
(vulgo Oberlochers) stellen nun einen schönen, 
günstigen Bauplatz in nächster Nähe der Kirche 
und Schule zur Verfügung und werden bei ihrer 
bekannten Opferwilligkeit ^ewiß noch mehr thun, 
wenn ihnen die Gemeinde iHndtvie entgegenkommen 
würde. Aber was thut die^Gemeinde? Bisher hat 
sich noch keine Hand zum''Baue gerührt, auf den 
zum Baue bestimmten Plqtz ist nicht ein einziger 
Stein herbeigeschafft, obwohl der hochwst. General- 
vikar schon letzten Winter, der Gemeinde erklärt 
hat, wenn sie diesen Winter mit dem Baue nicht 
anfange, so werde er das Meld zu einem andern 
Zwecke verwenden. Wenn nun die Lochauer nicht 
bald mit dem Baue Ernst machen und die ihnen 
in Aussicht stehenden 5—£>000 fl. von sich stoßen 
— sie müssen jährlich für .die Armen bei 3000 fl. 
zahlen — so wäre dies allerdings eine Nachlässig- 
keit oder wie man's sonst nennen soll, für welche 
die Gemeindeverwaltung wohl kaum wird die Ver- 
antwortung auf sich nehmen wollen. (Breg. Vbl.) 
— Falsche Silberg'Ulden. Im Laufe der 
letzten Tage kamen mehrere ^Falsifikate von Silber- 
gülden im Verkehre vor, ^ohue daß über deren 
Ursprung bisher etwas v ermittelt werden konnte. 
Die falschen Silbergulden sind mit der Jahreszahl 
1883 bezeichnet und ziemlich mangelhaft ansge- 
prägt. Auf dem Bilde des Kaisers ober dem 
Auge besitzen die Stücke eine hirsekorngroße Er- 
höhung, dann über dem S in JOS gegen den 
Kaiserkopf zu einen erhabenen Punkt. Sie sind 
ohne Randschrift, nur einzelne schwache Fragmente 
von Buchstaben sind sichtM, die aber durch-Ab- 
feilen theilweise beseitigt sind. 
— Wien, 16. Febr. Der österreichische 
Konsul in Khartum getödtet. Nach den 
neuesten Meldungen Wolseley's soll bei der Ein- 
nähme von Khartum außer Gordon auch der dor- 
tige österreichische Konsul Hansal getödtet wor- 
den sein. Die Bedeutung der Nachricht, wenn sie 
sich bestätigt, kann nicht übersehen werden. Konsul 
Hansal war ein in jeder Hinsicht vortrefflicher, 
ausgezeichneter Mann. Die Urtheile über seine 
Befähigung, seinen unablässigen Eifer und seine 
ausgezeichnete Wirksamkeit sind übereinstimmend 
voll des Lobes und der Anerkennung. Seinem 
Takte, seiner Energie und Geschicklichkeit, seinen 
vortrefflichen persönlichen Eigenschaften ist es ge- 
lungen, den Namen Oesterreich im Sudan zu einem 
geachteten zu machen. Es wäre ein harter Schlgg, 
wenn Oesterreich diesen Mann verloren haben 
sollte, besonders hart unter den jetzigen kritischen 
Verhältnissen des Sudan. Es ist wohl zu erwar- 
ten, daß die Regierungsorgane nähere und genauere 
Mittheilungen über die Verläßlichkeit der Meldung 
und über die von der Regierung eingeleiteten 
Schritte bringen werden. 
Schweiz. Das St. Gallische Volk hat am vor- 
letzten Sonntag das ihm vorgelegte neue Staats- 
steüergesetz verworfen und zwar mit der starken 
Mehrheit von 22,636 Nein gegen 10,579 Ja. 
Eine Majorität für Annahme ergab sich in 22 
Gemeinden; dieselben entfallen auf die Bezirke St. 
Gallen, Tablat (Gemeinde Tablat), Rorschach (Ror- 
schach und Steinach), Unterrheinthal (Thal, Rheineck, 
Berneck, Widnau und Diepoldsau), Oberrheinthal 
(Rebstein, Marbach, Eichberg und Oberriet), Wer- 
denberg (Wartau), Sargans (Ragaz und Wallen- 
stadt), Obertoggenburg (Krummenau und Ebnat), 
Neutoggenburg (Lichtensteig), Untertoggenburg (De- 
gersheim), Wil (Niderhelfenswil) und Goßau (Strau- 
benzell). Gar keine annehmenden Gemeinden haben 
demnach die Bezirke Gaster, See und Alttoggen- 
bürg. 
. — Die „N. Z. Ztg." läßt sich aus Aaraü 
schreiben, was folgt: „In Aarau sind die Blattern 
durch einen deutschen Handwerksburschen ejnge- 
schleppt worden. Derselbe stieg im Gasthof zum 
Rößli ab, machte jedoch SpMakel und wurde von 
der'Poltzef' 'WgefaA" ' der Polizeiwüchb- 
stuöe wurde er als blatternkrank erkannt. Die Rößli- 
Wirthin und eine Kellnerin wurden angesteckt und 
erkrankten sehr heftig an den Blattern. Infolge 
dessen ist der Gasthof zum Rößli polizeilich ge- 
schlössen worden und wird jetzt ununterbrochen durch 
zwei Wachtposten belagert. Die unglücklichen In- 
fassen des Gasthofes sind mithin von der Welt 
vollständig abgeschlossen. Zwei Handwerksburschen 
wußten sich jedoch durch die Flucht über die Dächer 
hinweg der unliebsamen Gefangenschaft zu entzie- 
hen. Unter den unfreiwilligen Pensionären des Rößli 
befinden sich verschiedene reiche Bernerbauern, welche 
ihre in die Kavallerie-Rekrutenschule einrückenden 
Söhne hierher begleiteten und nun aus unbestimmte 
Zeit internirt sind. Zum Schaden haben die armen 
Gefangenen nun auch noch den Spott zu tragen, 
denn während des ganzen Tages umsteht eine 
gaffende, lachlustige Menge das Rößli und neckt 
die guten Bernerbauern, welche, ihre Pfeifchen 
rauchend, stundenlang unter dem Fenster liegen 
und sich mit Gemüthsruhe in ihr wenig beneidens- 
werthes Schicksal ergeben." 
— Die Lehrschwesten von Menzingen haben in 
Bellinzonä um 65,000 Fr. ein großes Haus 
gekaust, um daselbst ein Mädcheninstitut zu gründen. 
— In der „Gas. Rom." werden die Gemeinden 
aufgefordert, die Rauschbrand-Jmpfuag, welche die 
Probe so gut bestanden habe, an ihrem Vieh in 
Anwendung zu bringen. Die Gemeinde Brigels 
hat diesfalls bereits einen Beschluß gefaßt. 
— Zur Hebung der gegenwärtigen Krisis in der 
Stickerei wird im „Rheinthaler" folgende beachtens- 
werthe Anregung gemacht: 
„Wenn jeder Maschinenbesitzer sich verpflichten 
würde, per Maschine, die er besitzt, monatlich 50 
Rp. zu entrichten, um einen Stickerunterstützungs- 
verein in's Leben zu rufen, so würden diese Ein- 
Zahlungen (die Zahl der in der Ostschweiz und dem 
Vorarlberg aufgestellten Maschinen zu 20,000 an- 
genommen) per Monat die runde Summe von 
10,000 Fr. ergeben, also per Jahr 120,000 Fr. 
Würden nun diese kleinen Einlagen nur 2 bis 3 
Jahre fortgesetzt, so müßte das angelegte Kapital 
mit dem Zinszuwachs eine Höhe erreichen, daß 
eine Arbeitseinstellung (nach der Ansicht des Ein- 
senders das rationellste Mittel) stattfinden könnte, 
ohne daß bedeutende Noth entstehen würde, und 
auf diese Weise wäre es zu ermöglichen, daß Krisen 
weniger zu befürchten sind. Begreiflicherweise müß- 
ten zur Festsetzung der Verpflichtungen und Rechte 
der bei diesem allgemeinen Unterstützungsverein 
Jnteressirten, sowie betreffend Anlage der Kapita- 
lien Statuten da sein, aber unausführbar ist der 
Vorschlag nicht, wenn man nur will. 
Deutsches Reich. Aus Norddeutschland. 
(Fünf neue Bischöfe und getäuschte Erwartungen 
der „Kulturkämpfer".) Theils im Hinblick auf die 
nahe bevorstehenden kirchenpolitischen Debatten im 
preußischen Abgeordnetenhause, bei denen zweifels- 
ohne unter anderen Fragen auch die über die Bil- 
duug und Erziehung der Geistlichen wiederum veu- 
tilirt werden wird, theils in Rücksicht auf den durch 
den Tod des hochw. Bischofs Peter Jos. Blum 
vakant gewordenen Limburger Bischoffitz ergehen 
sich unsere liberalen Blätter in Betrachtungen über 
die fünf Bischöfe, welche der Staat im Vertrauen 
auf ihre friedliebende Gesinnung auf Grund des 
Gesetzes vom Jahre 1882 zum Amte zugelassen 
habe. Diese Betrachtung läuft dann aus das offene 
Geständniß hinaus: Wir haben uns über die Per- 
sönlichkeiten der zum bischöflichen Amte Zugelassenen 
recht sehr getäuscht. Statt friedliebender Bischöfe 
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