Hubert Wenzel
Bodenerosion
1. Die natürliche und die menschlich bedingte Bodenerosion.
Seit vor Jahrmillionen die erste Bildung der festen Erdkruste
erfolgte, wirkten auf diese sogleich die klimatischen Faktoren
ein. Mit Beginn der Aufwölbung unserer Alpen begann auch die
Verwitterung ihr Werk. Temperatur, Winde, Niederschlag und
anderes mehr bewirken die Zerkleinerung des mehr oder weni-
ger festen Gesteines. Das sich lösende Material folgt der Schwer-
kraft und lagert sich in tiefer gelegenen Gebieten ab. Auch in
den. Niederungen dauern die Umlagerungen im kleineren Aus-
masse an. Sobald die Zerkleinerung des Gesteines weit genug
fortgeschritten und die hangabwärts gehende Bewegung des
Schuttes weitgehend gehemmt ist, siedeln auf diesen Substraten
bestimmte Pflanzen, sogenannte Pionierarten. Ihre Ueberreste
bilden Humusstoffe, und so entsteht allmählich ein Boden. Der
Boden kann sich also erst dann entwickeln, wenn die boden-
bildenden und -bindenden Faktoren stärker werden als die des
Bodenabtrages. Dies geschieht im Gebirge meist erst unter einer
ausreichenden und schützenden Vegetationsdecke. Zwar hört
der Abtrag auch dann nicht auf, doch die Masse des abgetrage-
nen Bodens ist kleiner als die, des durch Bodenbildung neu her-
gestellten Bodens, so dass die Bodenmächtigkeit zunimmt oder
gleichbleibt. Ein solcher Bodenabtrag zerstört demnach die Bo-
dendecke nicht. Er wird deshalb als normale (geologische) Ero-
sion oder auch als Denudation bezeichnet.
Wir wollen uns nicht mit dieser Art des Abtrages, sondern
mit. der beschleunigten Erosion befassen (Bodenerosion im en-
geren Sinne), die je nach Dauer und Intensität des Vorganges
den Boden bis auf das Muttergestein abträgt. Diese Boden-
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