Franceschini ausdrücklich lobend erwähnt: «Wir haben
schon so viele Marmorbüsten von den verschiedensten Bild-
hauern aus ganz Italien anfertigen lassen, doch Wir haben
niemals bessere gefunden als den Parodi und den Mazza»
(27.1.1694).
Das kulturpolitische Profil des Fürsten allein im Lichte ita-
lienischer Kunst nachzeichnen zu wollen, hieße, es in uner-
laubter Weise zu verkürzen. Weltweiten Ruhm genießen die
Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein heute insbeson-
dere aufgrund der durch Johann Adam erworbenen
Gemälde des Peter Paul Rubens, des Anton van Dyck sowie
anderer Maler des flämischen Barock, die beim Fürsten in
hohem Ansehen standen. Im Jahre 1698 beauftragte er die
Brüder Forchoudt, Antwerpener Kunsthändler, die auch in
Wien eine Niederlassung hatten und Johann Adam u. a. den
Decius Mus-Zyklus von Rubens verkauften, für ihn eigens
nach Werken dieser Meister Ausschau zu halten. Nicht
unerwähnt bleiben sollte, daß der Fürst auch Aufträge an
Künstler vergab, die nicht aus Italien kamen, wie etwa Dirk
Valckenburg, Franz Werner Tamm und Johann Georg
Hamilton. Und doch war sein Blick auf die Kunst, selbst auf
die außeritalienische, letzten Endes geprägt durch den «bon
gusto italiano», wie aus einem Brief des Fürsten an France-
schini vom 1.10.1706 hervorgeht: «Ich besitze die schönsten
Bilder von folgenden flämischen Meistern, nämlich von van
Dyck, Rubens, Holbein und Pourbus. Die anderen schätzen
Wir weniger, weil sie nicht mit dem guten italienischen
Geschmack und mit einer gewissen Weichheit («con una
morbidezza») gemalt sind. . .». Der Geschmack des Fürsten
wurde jedoch in erster Linie durch jene Künstler Italiens
destimmt, deren Gestaltungswille «klassizistische» Neigun-
gen aufwies. So suchte er die «morbidezza» mehr in der klar
amrissenen als in der aufgelösten Form. Entsprechend darf
wohl jene Bemerkung verstanden werden, die einem weite-
ren Brief an Franceschini zu entnehmen ist: «. .. wenngleich
Uns die andere Malart des Annibale (Carracci) viel besser
gefällt als die venezianische». Und noch einmal bekundet er
diese Ansicht in der Frage nach einem von Franceschini
zum Kauf ausgesuchten Gemälde: «...von welchem
Carracci der Lot stammt, ob er gut gemalt ist, oder auf
jene venezianische Art, die Uns viel weniger gefällt» (Brief
vom 20.5.1694).
So barock der Habitus des Fürsten auch gewesen sein mag,
die Steigerung all seiner Lebensäußerungen ins bewußt
Großartige wurde gleichwohl mehr von rationaler Disziplin
als von sinnlichem Überschwang getragen — ein Wesenszug
Johann Adams, der sich am persönlichsten in seiner Bezie-
hung zur Kunst offenbart. Angeregt und gefördert durch das
Denken und Handeln seines Vaters, gelang es ihm, viele der
besten künstlerischen Kräfte seiner Zeit an sich zu binden
und ihnen die höchsten Leistungen abzuverlangen. So gin-
gen im Wirken des Fürsten Johann Adam Andreas das Haus
Liechtenstein und die italienische Kunst das engste und
zweifellos fruchtbarste Verhältnis ein, waren die glücklich-
sten Eigenschaften und Augenblicke eines Individuums und
siner Epoche vollständig miteinander vereint.
Eine barocke Nachblüte erfuhren die Sammlungen durch
Fürst Joseph Wenzel, den Neffen Anton Florians. Die Zeit
großer Bauvorhaben war vorüber, um so ausgeprägter zeigte
sich Joseph Wenzel an den ihm übereigneten Kunstwerken
interessiert. Die im Wiener Stadtpalais untergebrachte
Sammlung faßte Johann Adam per Testament zur Fidei-
kommißgalerie zusammen, die somit als unveräußerlicher,
zu vererbender Besitz an die Institution des Fürstenhauses
gebunden war. Welche Schätze diese Galerie umfaßte und
wie sie im Stadtpalais aufgestellt waren, ist nur dadurch
bekannt, daß Joseph Wenzel sie in einem von dem Galerie-
inspektor Vincenzo Fanti in italienischer Sprache verfaßten
und 1767 gedruckten Katalog aufführen ließ. Da sich die
ınmittelbaren Nachfolger Johann Adams kaum als Kunst-
sammler betätigten, hält der Katalog weitgehend den durch
Johann Adam vererbten Sammlungsbestand fest. Fürst
Joseph Wenzel fügte dieser Galerie lediglich vierzehn
Werke hinzu, darunter allerdings jenes für die Skulpturen-
sammlung so wichtige Reiterstandbild des Großherzogs
Ferdinando I. de' Medici von Giambologna in Bronze (Kat.
Nr. 52). Es ist bis heute das einzige Werk Giambolognas in
den Fürstlichen Sammlungen und bildet folglich einen
Höhepunkt im Kontext der schon durch Fürst Karl Eusebius
erworbenen Kleinbronzen, von denen zwar etliche nach den
Modellen Giambolognas geschaffen sind, nicht jedoch von
der Hand des Meisters selbst stammen oder seine Signatur
ragen.
Ein sehr viel stärkeres Interesse als an der Fideikommißga-
lerie entwickelte Joseph Wenzel an seiner privaten Gemäl-
desammlung, die ihm als persönliches Legat von Fürst
Johann Adam übereignet worden war. Diese wurde getrennt
von der Fideikommißgalerie verwaltet und war im Palast in
der Wiener Herrengasse untergebracht. Wo immer Joseph
Wenzel in diplomatischer Mission für das österreichische
Kaiserhaus tätig war, etwa in Berlin oder Paris, kam er mit
Künstlern in Berührung. Er gab Gemälde in Auftrag, so bei
Antoine Pesne und Hyacinthe Rigaud, oder kaufte bei
Händlern. Seinem unverkennbar auf die französische Kunst