Volltext: Kleinstaat

Einleitung ansätze der vergleichenden Politikforschung sich als am ergiebigsten erwei­ sen, wenn man ihre konzeptionellen Entfaltungen auf das Forschungsde­ sign hinsichtlich der zu untersuchenden Handlungs- und Systemeinheit bezieht. Gleichwohl können durchaus einige Verallgemeinerungen in bezug auf die kleinstaatenspezifische Handlungsrationalität vorgenommen wer­ den, wovon auch die Beiträge dieses Bandes zeugen. Die bisherige Kleinstaatenforschung krankte daran, dass man sich zu sehr auf die relative Machtlosigkeit des Kleinstaates unter Sicherheitsaspek­ ten einliess. Dabei wurde übersehen, dass Kleinstaaten durch innovative Nischenausnützung und flexible Handlungsformen selektiver Optimierung überaus erfolgreich sein können.'' "Kleinheit" ist insofern keine absolute, sondern eine Vergleichsgrösse, und es kommt auch darauf an, was man aus den jeweiligen Gegebenheiten kleiner politischer Einheiten oder Territorien konkret macht: "By skilfully utilizing economic and poütical opportunities even small states äre able to progress economically and to enhance political or normative influence."5 Adaptive Flexibilität nach aussen und interne Konsistenz sind funktio­ nale Erfordernisse insbesondere für kleine Staaten, die in aller Regel beson­ ders auslandsabhängig und auf eine wohlwollende Umwelt angewiesen sind. Sie sind überdies von externen Störungen potentiell stärker betroffen als vergleichbare Teilregionen grösserer staatlicher Gebilde: Hinzu kommt, dass kleine Staaten zumeist über vergleichsweise wenige materielle und personelle Ressourcen verfügen, was Implikationen für den Entscheidungsprozess hat. In Kleinstaaten ist die Elitenkönriektivität relativ hoch und ist seitens der Handlungsträger eine Multifunktionalität erfordert, um allen Anforderungen zu genügen. Die binnenstrukturellen Requisiten und Kommunikationsstile führen häufig zur Konfliktprävention, insofern unnötige Polarisierungen für das einzelne Mitglied und das betreffende Handlungssystem ansonsten mit hohen sozialen Kosten verbunden wären. Kleine soziale Systeme setzen daher als integrativen Kitt ein hohes Mass an Kompromissbereitschaft und affektiver Selbstdisziplin voraus, um leidlich störungsfrei funktionieren zu können. Kleine politische Einheiten sind wegen des inhärenten Zwanges zur Kooperation ihrer Mitglieder indes 4 Siehe u. a. die Beiträge von Wilhelm Christmas-Maller, Hans Vogel, Raimo Väyrynen, Margret Sieber und Hans A. Mouritzen, in: Otmar Höü (Hrsg.), Small States in Europe and Dependence, Wien 1983. 5 Raimo Väyrynen, Small States in Different Theoretical Traditions of International Relati- ons Research, ebd., S. 83-104,93. 8
	        

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