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in Frankfurt auch im Vordergrund, immer Österreich und Preußen
gegenüber, die mittleren und kleinen deutschen Staaten umwerbend.
1866 endlich provozierte Preußen den Bundesbruch, Österreich ließ
die Bundesversammlung die Exekution gegen Preußen beschließen.
Österreich und seine Anhänger wurden geschlagen. Preußen erlangte
wenige Jahre darauf das lange angestrebte kleindeutsche Reich;
Österreich mußte aus Deutschland austreten, Liechtenstein mit ihm.
Und siehe: es stand sicherer da als zuvor.
Wie konnte Liechtenstein in diesen Krisen das Geeignete gegenüber
seinen Nachbarstaaten in Anwendung bringen?
Die liechtensteinische Außenpolitik dieser Zeit ist charakterisiert
1. durch die Vielzahl der Träger;
2. durch zeitweilige Bereitschaft, die Souveränität aufzugeben;
3. durch Ablösung der Kabinettspolitik;
4. durch vorsichtiges Lavieren zwischen Anpassung und Selbst
behauptung;
5. durch zeitweise divergierende Richtung der Träger;
6. durch Ausrichtung nach der österreichischen Politik.
Diese Punkte sollen an der Deutschen Nationalversammlung, am
Zollanschluß und an der Bundespolitik dargelegt werden.
1. Die Vielzahl der Träger
Träger der Außenpolitik waren neben dem Fürsten (Alois II., Jo
hann II.) der fürstliche Gesandte in Frankfurt (die deutschen Frei
herren Holzhausen und Linde), der liechtensteinische Vertreter bei
der Deutschen Nationalversammlung (Peter Kaiser, Karl Schädler)
und schließlich im konstitutionellen System die Volksvertretung.
2. Die zeitweilige Bereitschaft, die Souveränität aufzugeben
Durch die Revolution erfolgte eine von außen erzwungene Teilnahme
des Volkes an der Außenpolitik, indem ein gewählter Volksvertreter
nach Frankfurt geschickt werden mußte. Vertreter wie Fürst waren
bereit, für die deutsche Integration die eigene Souveränität zu be-