Volltext: Fragen an Liechtenstein

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Ebenso war Liechtenstein durch seine räumliche Kleinheit und die 
geographische Lage am äußersten Randgebiet des Bundes in seiner 
Außenpolitik bestimmt. Die großen Staaten hatten für das kleine, 
wirtschaftlich unterentwickelte Land wenig Interesse übrig. Um so 
mehr mußte Liechtenstein sich außenpolitisch bemerkbar machen und 
betätigen, wenn dies oft auch mit materiellen Opfern verbunden war. 
Im Zuge dieser außenpolitischen Aktivität wurden verschiedene Frei 
zügigkeitsabkommen mit mehreren Staaten abgeschlossen. Mit Sach 
sen-Weimar (1813), mit Bayern (1817) und Württemberg (1817), mit 
Preußen (1819), mit den Niederlanden (1835) und mit der Schweize 
rischen Eidgenossenschaft (1838). 
Wurden die meisten dieser Freizügigkeitsabkommen geschlossen, um 
sich international bemerkbar zu machen und die Souveränität, die 
sich besonders durch Vertragsabschlüsse mit gleichgestellten Staaten 
offenbart, zu betonen und zu festigen, so kommt dem Abkommen mit 
der Eidgenossenschaft reellere Bedeutung zu, da dadurch wirtschaft 
liche Vorteile für Liechtenstein errungen wurden. 
Ein weiterer wichtiger Vertrag mit der Schweiz war die Verein 
barung über die Rheinkorrektion (1837, erneuert 1847), weil dadurch 
alte Steitigkeiten der beiden Staaten beigelegt werden konnten. 
Von Österreich wurde die Postverwaltung übernommen (1817 erste 
Briefsammlung in Balzers), wobei aber ausdrücklich darauf hinge 
wiesen wurde, daß daraus in keiner Weise irgendeine Beeinflussung 
der Souveränität Liechtensteins beabsichtigt sei. 1854 wurde in Va 
duz eine Briefsammlung eingerichtet, wiederum mit dem Flinweis, 
daß die Rechte des Fürsten auf das Postwesen hiedurch nicht ge 
schmälert werden sollten. 
Zusammengefaßt kann festgehalten werden: 
Die außenpolitischen Beziehungen Liechtensteins während dieser 
Periode wurden bestimmt durch die Mitgliedschaft beim Deutschen 
Bund, die Anlehnung an Österreich, die geographische Lage und 
Kleinheit des Landes und durch die Person des Fürsten, dem das 
große Ansehen, welches das Haus Liechtenstein auf internationaler 
Ebene genoß, eine große Hilfe in den zwischenstaatlichen Beziehun 
gen eines Landes war. 
Der Grundgedanke in der Außenpolitik Liechtensteins war, die an 
fangs des Jahrhunderts erreichte Souveränität zu festigen. Eine enge 
wirtschaftliche Bindung an Österreich wurde wohl gesucht, konnte 
aber vorerst nicht erreicht werden. Die Außenpolitik Liechtensteins, 
auf die das Volk nicht die geringste Wirkung ausübte, war eine Funk 
tion seiner Mitgliedschaft beim Deutschen Bund. 
Deutlich zeigt sich jedoch das beharrliche Bestreben, die 1806 erlangte
	        

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