Volltext: Fragen an Liechtenstein

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Souveränität und Außenpolitik 
des Fürstentums Liechtenstein 
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 
Rupert Quaderer 
In den Jahren 1794 bis 1802 litt Liechtenstein außerordentlich unter 
den Kriegsereignissen. Die Folge war ein wirtschaftlicher Tiefstand, 
der außen- und innenpolitisch langandauernde Wirkungen hatte. 
Im Jahre 1805 übernahm Fürst Johann I. die Regierung. Er war in 
Österreichs Heer bis zum Rang eines Feldmarschalls aufgestiegen, 
hatte das Kommando über die gesamte österreichische Armee erhal 
ten, und am 14. Oktober 1809 Unterzeichnete er für Österreich den 
Friedensvertrag mit Napoleon. 
1806 wurde Liechtenstein durch Napoleon in den Rheinbund aufge 
nommen, wodurch es ein mit voller Souveränität ausgestatteter Staat 
wurde. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß Napoleon 
Liechtenstein ohne Wissen oder wenigstens ohne Mitwirken Johanns I. 
in den Rheinbund aufnahm. Die Rheinbundsakte trägt weder die Un 
terschrift des Fürsten, noch die eines bevollmächtigten Gesandten. 
Für Liechtenstein war es nun in den folgenden Jahrzehnten wichtig, 
die ihm von Napoleon geschenkte Souveränität zu bewahren, auch 
nachdem ihr Schutzherr den Weg in die Sankt Helenische Verbannung 
antreten mußte. 
Im von Napoleon gelenkten und beaufsichtigten Rheinbund war eine 
eigene Außenpolitik nicht durchführbar gewesen. Es war für die fol 
genden Jahre und Jahrzehnte auch keineswegs selbstverständlich, daß 
Liechtenstein diese Souveränität behalten konnte. 
Eine Episode des Jahres 1809 beleuchtet schlaglichtartig die beste 
hende Gefahr: Während in Liechtenstein im Anschluß an den Vor 
arlberger Aufstand Unruhen herrschten, trat der französische General 
Froment mit erpresserischen Absichten an den damaligen Landvogt 
Josef Schuppler heran. Er belegte das Land mit Sequester und be 
gründete dies damit: Liechtenstein gehöre einem österreichischen Un 
tertanen (Johann L), und da alle in Deutschland liegenden Besitzun 
gen österreichischer Bürger mit Sequester belegt würden, treffe das 
gleiche Schicksal auch Liechtenstein. Hinweise des Landvogtes auf 
die Zugehörigkeit Liechtensteins zum Rheinbund nützten nichts: Ge 
neral Froment setzte seine Forderungen durch. Gleichzeitig kursierte 
in unserem Lande das Gerücht, das Fürstentum verliere seine Selb 
ständigkeit und werde Bayern einverleibt. Da im Fürstentum Liech
	        

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