der erste Lehrer in Deutschland, entscheidender aber
ist, dass er die neuesten bildnerischen Ausdrucksmit-
tel in diesen Bereich trug und damit die Kunst der Para-
mentik wiederbelebte.
Niggs Berufskollegen an den Kölner Werkschulen
In den zwanziger Jahren waren seine Kollegen an den
Kölner Werkschulen (frühere Kunstgewerbeschule)
unter anderen der Gestalter und Architekt Richard Rie-
merschmid, damaliger Leiter der Schule, der Gestalter
und Kirchenmaler Jan Thorn Prikker und einer der
bekanntesten Kirchenbauer Deutschlands, Dominikus
Böhm, er war der künstlerische Leiter des «Institutes
für religiöse Kunst», über welches die Aufträge an die
Kölner Werkschulen hereingebracht wurden.
Die Nigg-Klasse
Die Nigg-Klasse schuf für die wichtigsten Kirchen
Kölns — nicht zuletzt für jene neuerbauten von Domi-
nikus Böhm — Paramente, und neben dem Textil für
liturgischen Gebrauch wurden u.a. in Kreuzstich
Chorraumteppiche geschaffen, die ein Mass von
über 80 m? annehmen konnten, so zum Beispiel 1926
von der Meisterschülerin Ada Boese in Zusammen-
arbeit mit ihrem Lehrer Ferdinand Nigg für die Kirche
St. Pantaleon.
Der Maler/Die Bildteppiche
Er selbst führte damals keine öffentlichen Aufträge
mehr aus. Seine angewandte Graphik und Gestaltung
hatten längst seinem freien Schaffen als Künstler Platz
gemacht. Seine Malerei war getragen von einem sehr
eigenen Expressionismus, der vielleicht am ehesten
vergleichbar ist mit der geistigen Haltung Ernst Bar-
lachs.
Niggs Bildteppiche, hauptsächlich Stickereien in Kreuz-
stich, sind Kostbarkeiten einer lichträumigen Kompo-
sition. Er stickte alles eigenhändig.
Die religiöse Thematik
Erst in Köln hatte er sich den religiösen Themen zuge-
wandt, und seit den zwanziger Jahren fast aus-
schliesslich. Sein persönlichstes künstlerisches Werk
entstand vor aller Augen verborgen; weder Schüler
noch Berufskollegen noch seine Umwelt in Liechten-
stein, wohin er nach seiner Pensionierung 1931 zurück-
kehrte, konnten ahnen, dass sein bildnerisches (Euvre
von so hoher Gültigkeit war. Er lebte fortan zurückge-
zogen und widmete sich seiner Kunst.
Am 10. Mai 1949 —- mit 84 Jahren - starb Ferdinand Nigg
in Vaduz.
Kanonikus Anton Frommelt, der erste Nigg-Biograph,
schrieb 1950: «Der eigentümliche Umstand, dass der
Künstler nur selten jemand einen Einblick in seine
Arbeit gewährte, lässt heute das Werk Niggs erschei-
nen wie einen zufällig entdeckten «kostbaren Fund)».»
Die Fülle an entscheidender Kunst im zwanzigsten
Jahrhundert, besonders zu seinem Beginn, war über-
wältigend, und es gab viel zu verarbeiten. Zwischen
grossen Stilumbrüchen seinem eigenen bildnerischen
Willen zu folgen, das war auch für Ferdinand Nigg eine