Volltext: Ferdinand Nigg (1865-1949)

der erste Lehrer in Deutschland, entscheidender aber 
ist, dass er die neuesten bildnerischen Ausdrucksmit- 
tel in diesen Bereich trug und damit die Kunst der Para- 
mentik wiederbelebte. 
Niggs Berufskollegen an den Kölner Werkschulen 
In den zwanziger Jahren waren seine Kollegen an den 
Kölner Werkschulen (frühere Kunstgewerbeschule) 
unter anderen der Gestalter und Architekt Richard Rie- 
merschmid, damaliger Leiter der Schule, der Gestalter 
und Kirchenmaler Jan Thorn Prikker und einer der 
bekanntesten Kirchenbauer Deutschlands, Dominikus 
Böhm, er war der künstlerische Leiter des «Institutes 
für religiöse Kunst», über welches die Aufträge an die 
Kölner Werkschulen hereingebracht wurden. 
Die Nigg-Klasse 
Die Nigg-Klasse schuf für die wichtigsten Kirchen 
Kölns — nicht zuletzt für jene neuerbauten von Domi- 
nikus Böhm — Paramente, und neben dem Textil für 
liturgischen Gebrauch wurden u.a. in Kreuzstich 
Chorraumteppiche geschaffen, die ein Mass von 
über 80 m? annehmen konnten, so zum Beispiel 1926 
von der Meisterschülerin Ada Boese in Zusammen- 
arbeit mit ihrem Lehrer Ferdinand Nigg für die Kirche 
St. Pantaleon. 
Der Maler/Die Bildteppiche 
Er selbst führte damals keine öffentlichen Aufträge 
mehr aus. Seine angewandte Graphik und Gestaltung 
hatten längst seinem freien Schaffen als Künstler Platz 
gemacht. Seine Malerei war getragen von einem sehr 
eigenen Expressionismus, der vielleicht am ehesten 
vergleichbar ist mit der geistigen Haltung Ernst Bar- 
lachs. 
Niggs Bildteppiche, hauptsächlich Stickereien in Kreuz- 
stich, sind Kostbarkeiten einer lichträumigen Kompo- 
sition. Er stickte alles eigenhändig. 
Die religiöse Thematik 
Erst in Köln hatte er sich den religiösen Themen zuge- 
wandt, und seit den zwanziger Jahren fast aus- 
schliesslich. Sein persönlichstes künstlerisches Werk 
entstand vor aller Augen verborgen; weder Schüler 
noch Berufskollegen noch seine Umwelt in Liechten- 
stein, wohin er nach seiner Pensionierung 1931 zurück- 
kehrte, konnten ahnen, dass sein bildnerisches (Euvre 
von so hoher Gültigkeit war. Er lebte fortan zurückge- 
zogen und widmete sich seiner Kunst. 
Am 10. Mai 1949 —- mit 84 Jahren - starb Ferdinand Nigg 
in Vaduz. 
Kanonikus Anton Frommelt, der erste Nigg-Biograph, 
schrieb 1950: «Der eigentümliche Umstand, dass der 
Künstler nur selten jemand einen Einblick in seine 
Arbeit gewährte, lässt heute das Werk Niggs erschei- 
nen wie einen zufällig entdeckten «kostbaren Fund)».» 
Die Fülle an entscheidender Kunst im zwanzigsten 
Jahrhundert, besonders zu seinem Beginn, war über- 
wältigend, und es gab viel zu verarbeiten. Zwischen 
grossen Stilumbrüchen seinem eigenen bildnerischen 
Willen zu folgen, das war auch für Ferdinand Nigg eine
	        

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