Volltext: Die liechtensteinische Verfassung 1921

Rupert Quaderer durchgeführt werde, und schloss mit dem Hinweis, der auch eine auf den Ernst der Lage deutende Mahnung enthielt, dass die Volkspartei die Hälfte der Bevölkerung des liechtensteinischen Volkes vertrete und eine Monarchie in Zentraleuropa um so sicherer Bestand habe, "wenn sie im Sinne der zeitgemässen Postulate der Volkspartei ausgebaut" werde.40 Die Signale wurden in Wien durchaus erkannt, die Bereitschaft zum Nachgeben wurde durch die Forderungen der Volkspartei gefördert; man wollte an Macht erhalten, soviel man zu behalten vermochte. 2. Auseinandersetzungen um Verfassungsinhalte Die divergierenden Standpunkte führten zu teils recht hart geführten Auseinandersetzungen der verschiedenen Gruppierungen. Vor allem wegen der Nachfolge für Landesverweser Prinz Karl kam es ab Frühjahr 1920 in der sogenannten "Peerfrage" zu heftigen Fehden und Kontroversen. Bereits im April 1920 Hessen die ON verlauten, dass Dr. Josef Peer41 , Hofrat beim Verwaltungsgerichtshof in Wien, ehema­ liger Bürgermeister der Stadt Feldkirch (1900-1909), als Nachfolger des Landesverwesers Prinz Karl vorgesehen sei.42 Die ON vermuteten, dass Exponenten der Bürgerpartei** in Zusammenarbeit mit der "allmächti­ gen Hofkamarilla" in Wien den Fürsten auf die Person Peers aufmerk­ sam gemacht hätten. Den "Herren in Wien" wurde unzweideutig zur Kenntnis gebracht, dass die Volkspartei "mit dem Ins-Land-schicken" von ausländischen Regierungsherren nicht mehr einverstanden sei und dass Liechtenstein "keine Kolonie für Wiener Herren und kein Tummel­ platz für Wiener Regierungskünste" sei.44 Versammlungen und Demon­ strationen beider Seiten mit Aufmärschen und Protestresolutionen waren Ausdruck der aufgeheizten Stimmung im Lande. Die Volkspartei organisierte im April 1920 solche Protestversammlungen in Triesen/5 40 LLA RE 1919/2998ad71, Schreiben der Deputation der Volkspartei (Anton Walser, Arnold Gassner, Johann Beck, Josef Vogt) an den Fürsten; 20. Juni 1919. 41 Dr. Josef Peer, Jurist, *1863 in Erl in Tirol, gehörte der ehemaligen "alpenländischen liberalen Partei" an. 42 ON 28/7. April 1920. 45 Genannt wurden Dr. Eugen Nipp, Landtagspräsident Friedrich Walser und Dr. Otto Walser, 44 ON 28/7. April 1920. 45 An der Versammlung in Triesen am 18. April 1920 sprachen Gustav Schädler, Wilhelm Beck und Anion Walser; sie äusserten sich vorwiegend zur Landesverweserfrage. An­ dreas Vogt aus Balzers meinte, wenn Peer nach Vaduz komme, "werde die ganze Brut 122
	        

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