Volltext: Die liechtensteinische Verfassung 1921

Der historische Hintergrund - Widerstand gegen etablierte Machtverhältnisse, sowie - Einsatz für soziale Belange. Bei den Landtagswahlen von 1914 war dieser Oppositionsgruppe, die sich um Dr. Wilhelm Beck gesammelt hatte, Erfolg beschieden. Beck und seinen Mitstreitern gelang es, vier Abgeordnete ihrer Gruppierung in den Landtag zu bringen.3 Diese Gruppe brachte durch ihre Vorstösse, Anfragen und kritischen Diskussionsbeiträge eine ungewohnte Unruhe in die Landtagssitzungen. Die Einführung des direkten Wahlrechtes im Januar 1918* bewirkte bei den Landtagswahlen im März desselben Jahres eine eifrige Aktivität verschiedener politisch interessierter Gruppierungen. Die Entwicklung zu organisierten Zusammenschlüssen Gleichgesinnter im Kampf uni die Durchsetzung von Interessen war nicht mehr aufzuhalten. Die "Oberrheinischen Nachrichten" (ON), das von Wilhelm Beck 1914 begründete oppositionelle Presseorgan, etikettierten die Vertreter der konservativen Gruppierung als "Herrenpartei", d.h. als Vertreter der Interessen der Oberschicht und der Fürstlichen Wiener Hofkanzlei. Im Gegenzug wurden Wilhelm Beck und seine Anhänger im "Liechtenstei­ ner Volksblatt" als "Rote", d.h. als Vertreter sozialdemokratischen, ja sogar sozialistischen und bolschewistischen Gedankengutes dargestellt. Am 22. Februar 1918 veröffentlichte das Volksblatt, das sich bis dahin gegen die Parteibildung ausgesprochen hatte, eine Oberländer Kandida­ tenliste für die Landtagswahlen4 und stellte gleichzeitig ein Wahlpro- grämm vor. Darin wurde als erster Punkt "Selbständigkeit'und monar­ chische Verfassung Liechtensteins"5 genannt Diese Forderung ist wohl als Ausdruck einer kritischen Haltung gegenüber der neuen politischen 1 Dies ist etwa aus den Briefen Wilhelm Becks zu ersehen,, welche dieser in den Jahren 1915-1918 an Alois Frick in Balzers schrieb. Siehe dazu Helga Michalsky, Die Entste­ hung der liechtensteinischen Parteien im mitteleuropäischen Demokraiisierungsprozess, in: Geiger/Waschkuhn (Hrsg.), Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz, LPS, Band 14, Vaduz 1990, S. 221 -256. 2 Es waren die Abgeordneten Dr. Wilhelm Beck, Triesenberg, Josef Brunhart, Architekt, Balzers, Albert Wolfinger, Vorsteher-Stellvertreter, Balzers, und Josef Sprenger, Schmied, Triesen. 1 LGB1. 1918/4, ausgegeben am 5. Februar 1918. * LVolksblatt 8/22. Februar 1918. s LVolksblatt 8/22. Februar 1918; die anderen Punkte waren vorwiegend wirtschaftlichen Angelegenheiten gewidmet wie Entwicklung des Verkehrslebens, Bau des Lawenawer- kes, Reform des Steuerwesens, Errichtung eines Krankenhauses, Beibehaltung des Zoil- vertrages mit Österreich. 111
	        

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