Meindert Hobbema (1638-1709)
Landschaft mit Wassermühle und Staffage, nach 1663
51 auf Holz
52,5 X 68,5 cm
Bez. u. 1. (Pinsel in Schwarz): M. Hobbema
LSK 68.07
Das Gemälde ist nach Grösse, Horizontlinie, Symmetrie, Kom-
»osition und Motivproportionen auf die Landschaft mit Gehöf-
ten und Staffage des gleichen Künstlers abgestimmt, die sich
zbenfalls im Besitz der Liechtensteinischen Staatlichen Kunst-
sammlung befindet.‘ In der kontrastreicheren Ausführung erin-
nert es an frühere Werke, in deren Tradition es komponiert
wurde. Es ist bis in Einzelheiten der Beleuchtungsführung und
der zentralen Motive — wie der Baumgruppe mit dem sich
schlängelnden Stamm — abhängig von dem Vorbildgemälde
Jacob van Ruisdaels aus dem Jahr 1661 im Rijksmuseum Am-
sterdam.“ Im Gegensatz zu anderen, diesem Muster noch nähe-
‚en Bildfassungen Hobbemas (zum Beispiel dem 1663 datierten
ınd signierten Gemälde auf Leinwand der National Gallery of
Art, Washington, und dem signierten Gemälde auf Holz der
Robert Noortman Gallery, London/Maastricht‘) zeigt das Vadu-
zer Bild locker aufgetupfte Lichtpartien im Baumschlag, auf
lem Schilf und an Grasspitzen, die für die späteren Jahre
;ypisch sind, also erst ab 1663 (und ähnlich wie im wahrschein-
iichen Pendant der Vaduzer Sammlung) vorkommen. Das Auf-
setzen von mehreren, oft parallelen Reihen solcher heller oder
dunkler Tupfen ist hinsichtlich der Farbtechnik und -dicke in
,eiden Bildern fast gleich: Es wird mit ausgefransten und hart
gewordenen Pinseln durchgeführt. Auch die etwas hölzernen
Staffagefiguren stimmen in beiden Bildern überein.
Im Gegensatz zum übergangsreich, in vielen Farbabstufungen
Jurchgearbeiteten gleichformatigen Bezugsbild sind bei der
Landschaft mit Wassermühle die Lichtkanten hart aufgesetzt
'man vergleiche die Gras- und Buschpartien im Vordergrund!).
Auch die dunklen Baumpartien und selbst die Wolkenzonen
wirken flacher. Die Erklärung für diese Mängel kann in der Aus-
ührung des Bildes durch einen Gehilfen gesucht werden, der
sich an die vorhandenen Vorlagen von Bildern und Zeichnungen
anlehnte. Hobbema selbst hätte dann die kaschierenden Überar-
seitungen besorgt sowie die Staffagefiguren, die in fast allen
seinen Bildern etwas ungelenk aussehen — mit Ausnahme jener
7älle, wo Malerkollegen wie Esaias van de Velde diese einge-
gt haben. Die Unterschiede im Farbcharakter der beiden
3ilder dürften mit dem verschiedenen Farbauftrag bei Meister
und Gehilfe zu tun haben, der sich erst nach der Trocknung
auswirkt: In der teilweise lasierenden, halbtransparenten Schich-
tenmalerei ergibt sich bei frisch aufgetragener Farbe oft ein
deckender Effekt, der bei der Antrocknung und später durch
sine Verseifung der Bleiweissanteile reduziert wird. Manche
unsicher aufgetragene Halbtöne schwinden, was bei den vom
Meister sicher gesetzten Farbstrichen nicht der Fall ist. C.G.
Vgl. vorangehende Seiten,
Rijksmuseum Amsterdam. Katalog. Amsterdam, 1976, Nr. € 213.
National Gallery of Art. Gesamtkatalog. Washington, 1975, Nr. 627.
"utch and Flemish Old Master Paintings. Ausst.-Kat. London/Maastricht, 1993, Nr. 17