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rung, seismographischer Niederschlag menschlicher Be-
findlichkeit, Zeitzeugnis ohne Verschleifungen über Tage
und Monate hin. Nicht zufällig begannen die Künstler die
Zeichnung mit Tag und Datum zu kennzeichnen. Sponta-
neität, manchmal ein Absturz in die Banalität, Hintan-
stellung rationaler Kontrolle beim Schaffen — all das und
anderes mehr mögen besondere Eigenschaften graphi-
schen Schaffens sein. Dazu kommt noch das erwähnte
breite Spektrum technischer Ausdrucksmöglichkeiten
welches dem Künstler je nach Bedarf bei der Realisie-
rung zur Verfügung steht. Erika Billeter hat in ihrem Ein-
leitungstext zu ausgewählten graphischen Werken dieses
Bestandesbandes eine Skizze der Graphik des 20. Jahr-
hunderts verfasst. Die Bestände in der Staatlichen
Sammlung dienten ihr als Wegzeichen und Orientie-
zungshilfe. Es sei aber nicht verschwiegen, dass nicht zu-
letzt aufgrund neuer technischer Möglichkeiten in der
Gattung reproduzierter Graphik, bisweilen auch mit pro-
blematischer Beihilfe der Künstler, die Authentizität der
Blätter und damit verbunden die Frage nach der Origina-
lität verunklärt wird und dass infolgedessen Käufer und
Sammler, sehr zum Nachteil der Graphik selbst, verunsi-
chert werden. Die Liechtensteinische Staatliche Kunst-
sammlung ging deshalb im Laufe der Zeit immer mehr
dazu über, Handzeichnungen, Aquarellen und Gouachen.
also Originalen im strengen Sinn des Begriffes, beim An-
kauf den Vorrang vor der Druckgraphik zu gewähren
Dies aber darf nicht als ein Ausstieg aus der Sammel-
tätigkeit in den Bereichen der Druckgraphik verstanden
werden. Schwerpunktmässig konzentrierte sich die An-
kaufskommission in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit auf
den Erwerb von Druckgraphik zur französischen moder-
nen Klassik, auf den Kauf von Blättern aus der Wiener
Kunstszene der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts
sowie auf Arbeiten, die dem Expressionismus zuzurech-
nen sind. Angebote aus dem zeitgenössischen amerikani-
schen Kunstmarkt fanden in einigen exemplarischen Ar-
beiten Eingang in die Sammlung. Die meisten Erwer-
bungen erfolgten über Galerien in Liechtenstein, Öster-
reich. Deutschland und der Schweiz.
Gemälde
Die Gemälde aus dem Besitz des Grafen von Bendern
bedurften natürlich ebenfalls einer Einordnung in das
Sammlungskonzept. Vorerst galt es, die Gemälde auf
ihren Zustand, ihre Echtheit und ihren kunstgeschichtli-
chen Stellenwert zu untersuchen. Sie wurden in einer er-
sten technologischen Untersuchung durch das Schweize-
rische Institut für Kunstwissenschaft in Zürich als ein
edeutsames Ensemble von Gemälden aus dem 16. bis
19. Jahrhundert erkannt.“ Die liechtensteinische Öffent-
lichkeit nahm von der Schenkung und deren Bedeutung
Kenntnis.” Eine erste Ausstellung mit ergänzenden pri-
vaten Leihgaben öffnete im Sommer 1969 ihre Pforten.”
Eine gründliche und umfassende kunstwissenschaftliche
Würdigung der Gemälde durch Spezialisten ist damals
alcht veranlasst worden. Andere Probleme der Gründer-
zeit überdeckten die subtilen Nachfragen über Autor-
schaft, Zeitstellung und genaue kunstgeschichtliche Ein-
ordnung der Gemälde in Schulen und Richtungen. Der
Besitz war gesichert; er wurde archiviert.
Erst in diesem Band erscheint eine zusammenfassende
kunstgeschichtliche Würdigung dieser Gemälde durch
Claus Grimm, nachdem eine neuerliche technologische
Untersuchung, verbunden mit einigen restauratorischen
Vorkehrungen an den meisten — auch an den nach 1968
neu dazugekommenen — Ölgemälden durch das Schwei-
zerische Institut für Kunstwissenschaft stattgefunden
hatte. Die intensiven kunsthistorischen Nachforschungen
zeitigten erfreuliche Resultate. Die beiden Tafeln Land-
schaft mit Gehöften und Staffage und Landschaft mit Was-
sermühle und Staffage von Meindert Hobbema erwiesen
sich als bedeutende Gemälde des Amsterdamer Meisters.
Und Govaert Flincks Bildnis einer Dame und Bildnis
eines Herrn können zu den Spitzenwerken des Rem-
brandt-Schülers gezählt werden. Jan Steens auf Holz ge-
malte Maikönigin offenbarte sich nach der Reinigung als
ein herrliches Werk des Leidener Malers. Hingegen stuf-
te die Forschung das Werk Flötespielender Jüngling (um
1645 bis 1650) von Frans Hals gegenüber ersten Annah-
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