Volltext: Politischer Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen

Alois Guger Die österreichische Sozialpartnerschaft: Rolle und Bedeutung Bruno Kreisky sah in der österreichischen Wirtschafts- und Sozialpartner­ schaft die «Sublimierung des Klassenkampfes», die kostspielige Vertei­ lungskämpfe und hohe Inflation vermied und den Wachstumsprozess för­ derte. Einen wichtigen Grund für die kooperative Haltung der Sozialpartner bildet ihre breite Einbindung in die wirtschaftspolitischen Entscheidungs- prozesse. So war die vollständige Einbindung des ÖGB in die «austro-key- nesianische Politik» der siebziger Jahre - man denke an die Hartwährungs­ politik - eine wichtige Voraussetzung für ihren Erfolg. Hier sehe ich auch den Grund, warum ein Rückgang der Bedeutung der Sozialparmerschaft die wirtschaftspolitischen Möglichkeiten in Zukunft einschränken dürfte4: Wir finden in Ländern mit einer starken Arbeiterbe­ wegung, aber geringer Bedeutung korporatistischer Institutionen (ietwa niedrigem Zentralisationsgrad) die schlechtesten makroökonomischen Ergebnisse für die Stagflationsperioden nach den Ölkrisen.5 Die Verdienste der österreichischen Wirtschafts- und Sozialpartner­ schaft bei der Eindämmung der Nachkriegsinflation, der Förderung des Wirtschafts- und Produktivitätswachstums und der Vollbeschäftigung in den siebziger Jahren wurden vielfach hervorgehoben. Österreich zählt zu den Ländern mit den niedrigsten Streikzahlen, aber überdurchschnittli­ chem Produktivitätswachstum. Entsprechend dem Ziel der österreichi­ schen Lohnpolitik stiegen die Reallöhne auf lange Sicht mit dem Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität; nur in den achtziger Jah­ ren blieben - angesichts der deutlich höheren Arbeitslosenzahlen und der Probleme in der Versmtlichten Industrie - die Reallöhne erheblich hinter der Produktivität zurück. 4 Hier wäre auch kurz die von Anton Pelinka angesprochene zunehmende Internationali- sierung zu nennen: Ein EG-Beitritt wird natürlich die Bedeutung der Sozialpartner und ihre Teilnahme an den wirtschaftspolitischen Entscheidungen, insbesondere in der Förde- rungs- und Regulierungspolitik, wesentlich einschränken. 5 Blaas-Guger (1985), Bruno-Sachs (1985), Calmfors-Driffill (1988). 54
	        

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