Volltext: Politischer Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen

Zusammenfassung der Diskussion Gesers Versuch, eine allgemeine Theorie der Konkordanzdemokratie zu entwickeln, wurde als elegant und anregend gewürdigt. In der Diskussion wurden zum einen theoretische Einwände und Differenzierungen formu­ liert und zum andern empirische Illustrationen zu zentralen Kategorien und Argumentationsfiguren Gesers vorgetragen. Anton Pelinka knüpfte an die Gegenüberstellung von exklusiven und inklusiven Systemen an und argumentierte, die den inklusiven Systemen zugeschriebene «niedrige Profilierung der Politik» gelte nur für die Eliten. Es gehöre gerade zur Dialektik von Konkordanzsystemen, dass die Eliten eine niedrige Profilierung der Politik betrieben, diese aber vor der eigenen Basis verheimlichten. Solle die Loyalität der Basis erhalten bleiben, müsse diese an die hohe Profilierung glauben, was stabile Feindbilder voraussetze. Nach aussen werde folglich eine Uberdramatisierung von Politik betrieben. Werde dieser Widerspruch aufgedeckt, so würden dadurch Loyalitäten untergraben und Legitimationsprobleme heraufbeschworen. Ferner machte Pelinka darauf aufmerksam, dass die Parteien in diesen Systemen an den Rändern des politischen Spektrums geringe Integrationskraft: be- sässen. Dadurch würden Angriffe von aussen auf das Machtkartell ermu­ tigt. Lehmbrüch bezweifelte, «dass es einen zwingenden Zusammenhang zwischen Rollendifferenzierung, Rollenkumulation und inklusiven poli­ tischen Regimen gibt». Da Rollendifferenzierung nach der soziologischen Theorie ein Entwicklungsphänomen sei, müsste man zeigen können, «dass höher entwickelte Kleinstaaten stärker dazu tendieren, inklusive politische Systeme... zu entwickeln» als Kleinstaaten in der Anfangsphase ihrer Ent­ wicklung. Hierfür sehe er jedoch keine empirische Evidenz. Linder führte die Untersuchungen von Windisch zu Walliser Gemeinden als Beleg dafür an, dass es in kleinen Gesellschaften der Schweiz auch ganz andere Politik­ muster geben könne. Dort bestehe ein System von Familien-Clans, die sich zumindest in Wahlzeiten heftig bekämpften. Der politische Konflikt werde dabei zwar in erster Linie auf der symbolischen Ebene ausgetragen, doch erlaube dies auch, dass Konflikte, über die im Konkordanzsystem geschwiegen werde, mit zum Austrag kämen. Unter Berufung auf den Bei­ trag von Klöti warf Kreile das Problem der Grösse auf und meinte, dass das elitensoziologische Argument Gesers auf Gemeinden vielleicht eher anwendbar sei als auf Kleinstaaten von mehreren Millionen Einwohnern. 130
	        

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