Volltext: Politischer Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen

Kleine Sozialsysteme Dies scheint 
auch in der Hinsicht zu gelten, dass Kleinstaaten länger als grössere Länder versuchen, die Gesellschaft als eine 
geschlossene harmo­ nische Ordnung zu konzipieren, die sich aus dem komplementären Zusam­ menspiel traditionell vorgegebener und invariant bleibender Kollektivitäten (z. B. Ethnien, Konfessionen, Klassen etc.) konstituiert. Im Sinne 
feudalistischfpatemalistischer Organisationsprinzipien wird vor­ ausgesetzt, dass jede partizipierende Kollektivität a) vertikal stark 
differenziert ist, indem sie eine klar identifizierbare Füh­ rungselite aufweist; b) vertikal stark 
integriert ist, indem die Basis die Autoritätsstellung ihrer Elite anerkennt und ihr das Recht gibt, sie innerhalb der Konkordanz­ gremien zu repräsentieren. Daraus folgt dann, dass sich das 
makrosoziologische Problem gesellschaftli­ cher Ordnungsbildung im wesentlichen auf 
mikrosoziologische Probleme der Konsensfindung und Koordinierung innerhalb der Elite reduziert, so dass die Elitenmitglieder vor allem durch 
horizontale Interaktionsbeziehungen unter- einander absorbiert sind und für vertikale Interaktionen (z. B. mit einzelnen Bürgern) nicht viel freie Valenzen übrig haben. Je kleiner ein Land, desto eher darf allerdings damit gerechnet werden, dass die Eliten trotz intensiver horizontaler Interaktion den «Kontakt mit dem Bürgen> nicht verlieren. In grösseren Ländern wäre das Risiko grösser, dass sich die gesamte Elite andauernd in der Hauptstadt versammeln und dort von allen Bürgerbindungen abkapseln würde, so dass man anstelle von Konkordanzstrukturen unbedingt 
kompetiüve Strukturen (insbesondere Parteienkonkurrenz) benötigt, um den zentripetalen Tendenzen innerhalb der Eliten entgegenzuwirken und den vertikalen Beziehungen zwischen Elite und Basis (z. B. im Zusammenhang mit der Werbung um Wahlstim­ men) mehr Gewicht zu verleihen (Lijphart 1977). Aber auch im Kleinstaat stösst das Konkordanzmodell im Zuge gesell­ schaftlicher Modernisierung immer mehr auf Grenzen, weil - die «Repräsentationskapazität» der politischen Behörden (insbesondere natürlich der Exekutiven) viel zu gering ist, um all die vielen massgebli­ chen Interessengruppen und Konfliktparteien zu integrieren; - die Repräsentationsregeln und Rekrutierungsverfahren dieser Gremien normalerweise viel zu rigide sind, um dem dynamischen und unvorher­ sehbaren Wandel der Interessengruppierungen und Konfliktfronten 119
	        

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