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Mit dem Begriff Schweiz verbinde ich den Selbstbehaup-
tungswillen eines kleines Volkes, der leider im
Abbröckeln begriffen ist, ich denke aber auch an eine
funktionierende Demokratie sowie an Städte und Dörfer
im «Hochglanz».
Ich habe in der Schweiz vier Jahre die Berufsschule absolviert und
sechs Jahre gearbeitet. Mindestens einmal im Jahr verbringe ich Kurzfe-
rien in unserem Nachbarland, und die Wochenendausflüge in die Nach-
barregionen Graubünden, St. Gallen und Appenzell sind sehr zahlreich.
Meine Aufenthalte in der Schweiz blieben ohne Überraschungen, und
genau das entspricht meinen Erwartungen.
Die persönlichen Beziehungen zur Schweiz sind seit den Jahren
meiner Ausbildung und Arbeitstätigkeit sehr eng. Zahreiche Freunde
und die in der Schweiz verbrachten Jahre haben meine Einstellung zur
Schweiz kaum verändert, aber sicher gefestigt. Sie ist für mich das erste
Land nach meiner Heimat, in dem ich leben möchte.
Mir gefällt die Art der Schweizer, die Belange ihres Volkes selbst an
die Hand zu nehmen, ohne hierbei Anleihen bei «moderneren» Nach-
barn zu machen. Das.Festhalten an Traditionen mag zwar oft belächelt
werden, aber hierin spiegelt sich das Selbstverständnis, das grösseren
Nationen längst abhanden gekommen ist. Was mir nicht gefällt, ist die
Tatsache, dass die Schweizer immer mehr auf jene Weltverbesserer in
ihren eigenen Reihen hören, die den Staat, so wie er ist, in Frage stellen.
Wo, so frage ich, finden diese Leute ein besseres Vorbild eines noch auf
sich selbst bauenden Volkes? Perfekt ist keine Gesellschaft, auch die
schweizerische nicht, aber sie ist als Ganzes noch intakt. Deshalb gibt es
auch nichts, was ich an der Schweiz ändern würde.
Das grösste Problem der Schweiz ist im Augenblick die Integration
in ein vereinigtes Europa unter Beibehaltung einer möglichst weitge-
henden Selbstbestimmung.
Die typischen Eigenschaften: Eigenbrötelei (im positiven Sinne),
Hang zur totalen Absicherung aller Lebensumstände und der Fleiss, dies
auch zu erreichen.
Als bedeutendsten Schweizer betrachte ich Winkelried und Dunant
in einer Person. Sie sind für mich die Verkörperung von Freiheitswillen
und humanitärer Gesinnung, die Verkörperung dessen, was für mich
den Schweizer schlechthin ausmacht.
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