Volltext: Wenn ich an die Schweiz denke

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Wir haben während sechs Jahren in Zürich gelebt; ich war 
berufstätig, mein Mann hat studiert. Wir hatten sehr nette, 
freundschaftliche Beziehungen, die immer noch bestehen. 
Heute studieren auch unsere beiden Buben in der 
Schweiz. Dies ist nicht selbstverständlich, sondern den 
guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu verdanken. 
Die Schweiz ist unser grosser Bruder. Liechtenstein hat ihr viel zu 
verdanken. Wir können froh sein, dass wir der Schweiz wirtschaftlich 
angeschlossen sind. Es würde uns sonst sicher nicht so gut gehen. Die 
Schweizer respektieren uns als Nachbarn. Viele betrachten uns gerne als 
zusätzlichen Kanton. Das wollen wir natürlich nicht, denn wir wollen 
unsere Eigenständigkeit nicht aufgeben, darauf sind wir stolz. 
An der Schweiz bedeuten mir vor allem die Naturschönheiten sehr 
viel: die Berge, die Seen, die Landschaften. Die Leute sind sehr sympa- 
thisch. Es gefällt mir auch, wie die Kantone zusammen als Staat funktio- 
nieren. Wenn man berücksichtigt, dass vier Sprachen und vier Mentali- 
täten zusammenkommen, ist die schweizerische Demokratie vielen 
anderen Staaten gegenüber sogar beispielhaft. International gesehen ist 
es auch wichtig, dass die Schweiz neutral ist. Problematisch finde ich 
den Föderalismus, der sich beispielsweise in kantonal unterschiedlichen 
Schulgesetzen äussert. Glücklicherweise wurde der Schuljahresbeginn 
inzwischen vereinheitlicht. 
Was der Schweiz in den letzten Jahren sehr geschadet hat, waren der 
Kopp-Skandal und die Fichen-Affäre mit allen Folgen, die daraus ent- 
standen sind. Früher meinte ich immer, in der Schweiz stehe alles zum 
besten, und jetzt stellt sich heraus, dass dort auch krumme Touren 
Jaufen. Das hat mich etwas enttäuscht, ich hoffe jedoch, dass sich die 
Schweiz von den Auswirkungen dieser Affären erholen kann. 
Wenn man mit der Schweiz oder mit Schweizern zu tun hat, kann 
man sicher sein, dass alles klappt und dass man sich auf Abmachungen 
verlassen kann. Der Schweizer arbeitet viel und sehr perfekt, manchmal 
fast zu perfekt. Wir verlassen uns aber gerne darauf, sind froh, wenn der 
Zug pünktlich kommt und die Termine klappen. 
Einer der bedeutendsten Schweizer war in den letzten Jahren sicher- 
lich Bundesrat Furgler. Er war eine Kapazität, ein grosser Schweizer. 
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Heidi Wanger, Schaan, *1938, Liechtensteinerin, Hausfrau 
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