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In der Schweiz war man sehr nett mit mir. Ich habe als
arme Witfrau dort gearbeitet. Man hat mich weiterkom-
men lassen, und ich habe eine Stellung erhalten, die ich als
Liechtensteinerin nicht erwartet habe. Ich war insgesamt
MA siebzehn Jahre in der Schweiz. Mein Sohn Simon musste
als Sechsjähriger in die Schule und in den Tageshort, weil ich von mor-
gens bis abends spät arbeitete. Der Leiter dieses Horts war unwahr-
scheinlich lieb mit meinem Sohn. Er hat ihn behandelt wie ein Vater und
hat ihn, wenn der Hort zumachte, mit zu sich nach Hause genommen
und ihn mir dann gebracht. Auch in der Schule waren sie sehr lieb mit
Simon. Sie haben gewusst, dass das Kind tagsüber alleine war.
Ein Kind musste ich damals in Balzers lassen; ich hatte in meinem
gemieteten Zimmer keinen Platz. Die Arbeitskollegen kümmerten sich
sehr um mich, denn ich hatte eine Zeitlang ein wahnsinniges Tief,
Einige haben mir in einem Estrich eine Wohnung eingerichtet mit
meinen Möbeln. Wir nannten diese Wohnung «Adlerhorst», weil sie
ziemlich hoch oben war.
Eine schlechte Erfahrung habe ich mit einem Pfarrer gemacht. In
meiner Not und auf Anraten meiner Arbeitskollegen habe ich mich an
ihn gewandt, ob er eine Wohnung wisse. Er gab mir dann Bescheid
wegen einer freien Wohnung. Als ich sie anschauen ging, kam eine
Dame zum Vorschein, die sagte, ich bekäme die Wohnung nur, wenn
ich nebst dem Mietzins jeden Freitag oder Samstag ihre eigene Woh-
nung putzen würde. Ich habe dann mit dem Pfarrer noch einmal
gesprochen. Er sagte, das sei ja kein Problem, dabei waren es vier oder
fünf Zimmer, ganz oben.
Ausgenommen von wenigen negativen Erfahrungen war man aber
wirklich nett zu mir. Sie ist für mich eine zweite Heimat. Wenn ich in
ain anderes Land müsste, so wäre das für mich die Schweiz.
An der Schweiz gefällt mir die Sauberkeit. Was mir nicht zusagt, ist
manchmal das Hochtrabende, Eingebildete, Unfreundliche. Ich habe in
dieser Hinsicht sehr viele Erfahrungen gemacht. Vielfach, wenn man
um einen Rat fragte, wurde man fast «angeschnorrt». Jawohl, die
Schweizer haben keine Wärme, vielfach kommt mir vor, es fehle ihnen
an Herzlichkeit den Mitmenschen gegenüber. Sie haben keine Aus-
strahlung, man wird nicht warm mit ihnen, und irgendwie haben sie
auch keinen Humor. Für sie ist die Arbeit und das Geldverdienen, glaub
ich, das Allerwichtigste.
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