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Meine wichtigste Erfahrung war, dass ich in der Schweiz
die Möglichkeit erhielt, etwas zu lernen. In meinem Beruf
ist die Schule für Innendekorateure in St. Gallen die
nächste Ausbildungsstätte. Ich habe sie drei Jahre lang
besucht. Sonst habe ich zur Schweiz wenig Kontakt. Wir
gehen abends hauptsächlich in Liechtenstein aus.
Als Liechtensteiner bedeutet mir die Schweiz sehr viel. Wir haben die
gleiche Währung, gehören zum gleichen Wirtschaftsgebiet und haben
keine Grenzen. Zollvertrag und Postvertrag machen uns bestimmt in
einem gewissen Teil abhängig von der Schweiz
Die Schweizer sollten offener gegenüber Europa werden, mehr ris-
kieren. Sie halten sich immer aus allem raus, und wenn alles vorüber ist,
sagen sie: Das hätten wir ganz anders gemacht. Die Schweiz braucht ein
europäisches Denken und muss aufhören mit dem «Kantönligeist».
Der Schweizer ist ländlich, urchig; seine Traditionen und sein
Brauchtum bedeuten ihm viel. Er hat Nationalstolz, der bis zur Einbil-
dung gehen kann. Teilweise beneiden sie uns um den Fürsten. Ein Bun-
despräsident hat natürlich nie die Popularität eines Fürsten. Diese Per-
sönlichkeit fehlt den Schweizern. Sie können sich ja nicht immer auf
Wilhelm Tell berufen. Das ist schon zu lange her.
Die Bundesräte Willi Ritschard, Kurt Furgler und Rudolf Gnägi halte
ich für bedeutende Persönlichkeiten, die den Staat prägten, auch Gott-
Lieb Duttweiler, der aus der Not heraus die Migros aufgebaut hat.
Rigobert Wolf, Vaduz, *1965, Liechtensteiner, Polsterer
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