Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Peter Geiger tenstein dann allerdings für die erste Kammer (Volkshaus) keinen eigenen Wahlkreis zu, sondern schlug es zu einem österreichischen Wahlkreis; für die zweite Kammer (Staatenhaus) erhielt es einen von 192 Sitzen zugespro­ chen. c) Selbstzweifel: «... ganz östreichisch...»? In diesen Monaten machte sich in Liechtenstein Resignation breit. Der Vaduzer Arzt Dr. Ludwig Grass schrieb an Schädler nach Frankfurt, Deutschland werde gespalten, dann bleibe für Liechtenstein nichts, «als von Österreich absorbiert zu werden», es heisse im Lande, Schädler sei bereits in Wien am Verhandeln.29 Karl Schädler selber wälzte in einem Schreiben an Landesverweser Menzinger düstere Aussichten: Man wolle die kleinen Staaten indirekt zur Aufgabe ihrer Existenz zwingen, indem man ihnen keine Vertretungsrechte, aber alle Lasten lasse; das Land werde solche nicht tragen können, der Fürst sie nicht für die «so ephemere Existenz» eines selbständigen Liechtenstein aufbringen wollen; daher verfolge ihn seit eini­ ger Zeit «eine quälende Frage: Sollen wir nicht jetzt, wo es Zeit ist und leicht gienge, selbstthätig auf Mediatisierung dringen, oder sollen wir uns pas­ siv am Schlepptau der Ereignisse durch diese früher oder später mediati- sieren lassen?» Zwar werde man bei einem Anschluss an Österreich - nur dieser kam in Frage - in bezug auf Steuerlasten «aus der Bratpfanne in die Glut springen», aber es bleibe «bei unserem Mangel an Stoff und Kraft zur Bildung eines Staates, wie ihn die neuen Verhältnisse wollen, keine andere Wahl.»30 Auch Peter Kaiser hatte schon früher geschrieben, wenn Liechtenstein gerichts- und verwaltungsmässig im österreichischen System mitziehen müsse, 29 Schreiben von Grass an Karl Schädler, 1. Februar 1849, LLA Schädler Akten 311. Vgl. Geiger, Geschichte, 146. 30 Karl Schädler an Landesverweser Menzinger, 9. März 1849, LLA RC100/C. - Vgl. Gei­ ger, Geschichte, 146 ff. 64
	        

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