Einleitung «Man sollte sich davor hüten, Interdependenz ausschliesslich als Situation einer gleichmässig ausbalancierten gegenseitigen Abhängigkeit zu definieren... Das Gegenteil einer völligen Symmetriesituation bildet die vollkommene Abhängigkeit (die manchmal dadurch verdeckt wird, dass die betreffende Situation als Interdependenz bezeichnet wird), aber sie ist ebenfalls sehr selten. Die meisten Fälle liegen zwischen den beiden Extremen, und dort liegt auch der Kern des politischen «Verhandlungs-Prozesses» der Interdependenz.»* Das Liechtenstein-Institut in Bendern hat im Wintersemester 1989/90 in den Monaten Januar bis März 1990 in der Aula der Primarschule Gamprin eine öffentliche Ringvorlesung zum Thema «Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz» veranstaltet Die dort gehaltenen Referate werden hier in wissenschaftlich ausgearbeiteter Form als Buch vorgelegt. Das Thema der unbestreitbaren Kleinheit des Fürstentums und der Ver wobenheit des Ländchens mit seinen grösseren Nachbarn, die heute eben falls Kleinstaaten sind, ist interdisziplinär angegangen: Die Politikwissen schaftler, die Juristen, der Volkswirtschaftler und der Historiker haben je eigene, spezifische Themen mit ihrer besonderen Fragestellung und Methode aufgegriffen. Die Ergebnisse wiederum fügen sich zu einem facet tenreichen «Ring» zusammen, der auch ein Panorama der liechtensteini schen Struktur-, Ordnungs- und Orientierungsprobleme im internationa len Kontext darstellt. Zugleich scheint der neueste Forschungsstand des wissenschaftlichen Bemühens um Liechtenstein auf, sind doch vier der Au toren (Thomas Bruha, Peter Geiger, Helga Michalsky, Arno Waschkuhn) * Keohane, Robert O./Nye, Joseph S., Macht und Interdependenz, in: Kaiser, Karl/ Schwarz, Hans-Peter (Hrsg.), Weltpolitik. Strukturen - Akteure - Perspektiven, Stutt gart 1987, S. 74-88, hier 78. 7