Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Entstehung der Parteien 1. Einleitung Die erste Parteigründung in Liechtenstein fallt in das Jahr 1918. In demsel­ ben Jahr wurde auch die zweite Partei gegründet, so dass wir von diesem Zeitpunkt an von einem Parteiensystem sprechen können. Damit ist Liech­ tenstein im Vergleich mit seinen Nachbarn, was das Parteiwesen angeht, ein Nachzügler. Im Lande selbst führte schon Jahre vorher das Auftreten einer Opposi­ tionsgruppe im Landtag, die sich öfter als «Partei» bezeichnete, zu heftigen Kontroversen über den Nutzen und Nachteil von Parteien für das poli­ tische Leben in Liechtenstein. Die Gegner erklärten Parteien in Liechten­ stein für überflüssig - sie seien eine blosse Nachahmung ausländischer Ver­ hältnisse. Vor allem aber müssten parteipolitische Auseinandersetzungen den inneren Frieden gefährden, weil angesichts der nachbarlichen, berufli­ chen, wirtschaftlichen und verwandtschaftlichen Verflechtung des in Frage kommenden Personenkreises die Grenzen zwischen Öffentlichem und Pri­ vatem, wie sie dem Parteiwesen in grossen Staaten eigen seien, nicht gewahrt werden könnten.1 Die Anhänger der Opposition sahen in dem Argument, das Land sei zu klein, um Parteien zu ertragen, nur einen Vorwand, während es in Wirk­ lichkeit um die Ablehnung der von dieser Partei geforderten ausgedehnte­ ren Volksrechte gehe. Der Zeitpunkt, zu dem die Opposition sich formierte und in einer gut vorbereiteten Aktion auf Anhieb vier Abgeordnete ihrer Richtung in der indirekten Landtagswahl von 1914 in den Landtag brachte, liegt vor den kriegsbedingten politischen Erschütterungen in Europa. Die Entstehung einer Opposition muss schon aus diesem Grunde aus landesinternen Bewe­ gungen erklärt werden und steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den politischen Umwälzungen des Ersten Weltkrieges. Dagegen sind 1 Oberrheinische Nachrichten (künftig: O. N.) 15.1.1915; SchädJer, 8 f. 223
	        

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