Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Liechtenstein im Integrationsprozess Vorbemerkung: Staat - Interdependenz - Integration «Liechtenstein im europäischen Integrationsprozess» ist unschwer als eine Konkretisierung des Leitthemas unserer Vorlesungsreihe «Kleinheit und Interdependenz» zu erkennen. Dies leuchtet nicht nur für das erste Be­ griffspaar - Liechtenstein und Kleinheit - ohne weiteres ein. Es trifft auch auf die Begriffe europäische Integration und Interdependenz zu. Der euro­ päische Integrationsprozess ist geradezu ein Paradebeispiel der Interdepen­ denz. Diese - also die wechselseitige Abhängigkeit zweier (oder mehrerer) Erscheinungen voneinander in der Weise, dass die Existenz oder die Ver­ änderung der einen Erscheinung von der Existenz oder Veränderung der anderen Erscheinung abhängt und umgekehrt1 - ist die primäre Antriebs­ quelle des europäischen Integrationsprozesses. Immer weniger in der Lage, auf sich allein gestellt ihre herkömmlichen Staatsaufgaben wahrzunehmen und alte und neue Probleme zu lösen, greifen die geschichtlich gewachse­ nen Nationalstaaten zunehmend zum Instrument der Integration, um Wohlfahrt (im weitesten Sinne) und Friedenssicherung nach innen wie nach aussen im Zusammenwirken zu gewährleisten.2 Die Internationalisie- rung, zumeist Globalisierung aller wesentlichen, weil existentiellen Gegen- warts- und Zukunftsprobleme, seien sie ökonomischer oder im moderni­ stisch weit verstandenen Sinne des Wortes ökologischer Art, hat dazu geführt, dass die Interdependenz der Staaten heute der Normalzustand ist.3 Im Gegensatz hierzu wird der Spielraum für einzelstaatlich-autarke Ent­ scheidungen, d.h. solche, die ohne Rücksicht auf externe Effekte und Abhängigkeiten getroffen werden können und getroffen werden dürfen, zunehmend enger. Er reduziert sich tendenziell auf Probleme lokalen und regionalen Zuschnitts, also solche, für deren Bewältigung Staaten durch­ 1 Nohlen, 1. 2 Steiger, 17 ff., 182 ff. 3 Tomuschat, Verfassungsstaat, 18. 183
	        

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