DER RHEIN IM WANDEL DER ZEIT
«Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser. Aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles
zurück», lehrte der griechische Philosoph Thales von Milet 650 v. Chr. Je knapper das
Wasser, desto mehr Ehrfurcht vor dem köstlichen Gut. Wir haben das Wasser teilweise im
Überfluss. Im mediterranen Gebiet gelten Quellen ob des Aussergewöhnlichen oft als
Heiligtümer. Doch Wasser wird auch verschmutzt, zur Kloake erniedrigt, und Wasser
wird durch Verrohrung der Bäche und Grundwasserabsenkung unserem Erlebnisbereich
entzogen.
Der heutige Rheinlauf und die Bäche im Tal sind in ihrem Erscheinungsbild weit-
gehend das Resultat der Eingriffe des Menschen. Noch vor einem Jahrhundert erlebte
der Betrachter das Alpenrheintal ganz anders. Gehen wir diesen linearen Strukturen in
der Landschaft und ihrer Geschichte etwas nach.
Vom alten Rhein und seinen Spuren. Vater Rhein wird er in der Poesie genannt.
Der Besucher von auswärts vermag beim Anblick des gestreckten Profils und der 8 — 11
m hohen Dämme nicht mehr allzu viel Poetisches zu empfinden. Ja, es kommt beim
Besucher Überraschung auf, dass man diesen Strom schon in den Alpen so fest im Griff
hat. Eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem einstigen Erscheinungsbild vermittelt der
Rhein noch bei Spitzenhochwasser. Dann-schleppt er ganze Baumstämme mit, ist vom
Humus braun gefärbt und spielt ganz Wildfluss, der er ja über Jahrtausende auch unge-
5ändigt war. Wer weiss aber, dass der Alpenrhein auch heute noch gegen 4 Mio. Tonnen
Sedimentfracht ins künstlich errichtete Rheindelta schleppt und dieses dadurch jährlich
an die 30 m wächst? Bei Hochwasserereignissen mit einer kurzzeitig stark erhöhten
Schleppkraft und einer Wasserführung von rund 2 000 m pro Sekunde wird zusätzlich
zur Schwebefracht auch gröberes Geschiebe abgelagert. Bei derartigen, seltenen Ereig-
nissen vermag man auch die einst landschaftsformenden Kräfte des Rheins zu erahnen.
Yon diesen Kräften der Abtragung und der Ablagerung findet der Eingeweihte im Rhein-
tal noch überall Spuren, etwa in Form der seitlich «angenagten» Hänge der Bachablage-
rungen oder der unruhigen Geländeoberfläche. Auf den Ablagerungen des Rheins stok-
ken heute teils Wälder. In Ackerbaugebieten kommt nach dem Umpflügen vielerorts
noch der blanke, gerundete Kies aus der Bodenkrume hervor. Ein noch weniger bekann-
tes Zeugnis der ursprünglichen Landschaftsgeschichte zeigt sich bei längerer Trocken-
heit. Dann kann der ungleiche Schichtaufbau des Untergrundes durch unterschiedliche
Schattierungen auch an der Oberfläche sichtbar werden. Ein derartiger Flusslauf lässt
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