Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1981) (9)

Liechtensteiner Umweltbericht Strassenbau Seite 3 Die Brücke, von hangwärts weit bis ins Riet hinein getragen, mit elegantem Bogen und über- dies mit .207,70 m die längste Liechtensteins, übermütig, aufmüpfig anmutend, gebaut  für Leute von heute. 
  Die Brücke, ihrem Schutzpatron, dem HI. Ne- pomuk geweiht, überwand einst dauernde Hin- dernisse wie tiefe Schluchten, Ströme, Flüsse und wird deshalb gerne. mit den Attributen «völ- kerverbindend», «menschenzusammenfüh- rend» versehen. Die Brücke, selbst eine neue; kann eine beson- dere Note, eine Ergänzung oder Herausforde- rung an die Landschaft sein. Der Nepomuk steht zwar heute meist nicht mehr auf deren Mitte. Die Brücke dient heute einem mobilen Götzen, dem man unbeirrt tausende Tonnen Beton wid- met: der heiligen Kuh dem Automobil, in ihm der gestresste Insasse — Zeit ist schliesslich -Geld! Die Brücke baut man heute zunehmend auch über nicht-dauernde Hindernisse, z. B. zur Ent- flechtung des Verkehrs, um Wartezeiten zu ver- kürzen, zugegebenermassen auch aus Sicher- heitsgründen. Die Brücke hat viel von ihrem mystischen, von ihrem Ausgewogenen verloren. Verblieben ist in unserem Falle die Aufgabe, ein kurzzeitiges Hindernis an einer eher wenig befahrenen Ne- benstrasse zu überwinden. Unser Prügelknabe «Landesbauamt», techni- scher Vollstrecker des politischen Willens, hat uns nach Abklärung, ob oben oder unten durch, die wohl technisch richtige Lösung geboten. Und wer stellt die Grundsatzfrage nach dem «überhaupt», die Frage nach der Einstellung zur kurzen Kunstpause? Ob diese allenfalls gerade für das Menschsein zumutbar wäre? Ist dieses Ungetüm von 207,70 m und mit 2000 m3  Beton der Preis für diese paar Minuten Er- sparnis?. Ist diese Brücke ihren Preis durch die markante «Prägung» der Landschaft, wert? Oder wird es einem mit  der hier gebotenen Paarung von «Technik und Geld» nicht etwas unheimlich?   Quo vadis  Liechtenstein — wo gehst Du hin? Du Land mit wenig Landschaft, mit zu wenig Musse, mit zu viel Geld?   NB: An wen richtet sich diese Kritik? An unseren Zeitgeist, somit an uns alle! .
	        

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