Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1981) (8)

Fragen an den Leiter der Naturschutz-Informationszentrale des Europarates, Herrn Ing. Hayo H. Hoekstra 
Seite 6 
Europarat und Naturschutz 
Juli 1981 Europäische Naturschutzkampagnen H. H. Hoekstra: Das Naturschutz-Intorma- tionszentrum des Europarates hat verschie- dene Mittel, mit denen es versucht, seinen Auftrag zu erfüllen, um den Europäern ihre Verantwortung gegenüber ihrer stets ernied- rigten natürlichen Umwelt bewusst zu ma- chen. Das beste Mittel stellen unsere Öffent- lichkeitskampagnen dar, durch welche wir zu- sammen mit unseren angeschlossenen natio- nalen Agenturen fähig sind, alle Bevölke- rungsschichten mit spezifischen Aspekten des Naturschutzes zu erreichen. Unter der Bedingung, dass das Thema gut gewählt ist, zieht dies das nationale Interesse auf sich und schafft so ein besseres Verständnis für die Opfer, die es braucht, um unsere Natur zu erhalten. Red.: In Liechtenstein hatte die Beteiligung am Europäischen Naturschutzjahr 1970 den eigentlichen Durchbruch für die Naturschutz- arbeit im Lande gebracht. Seit 1970 fanden verschiedene weitere Kampagnen mit spezifi- scher Themenstellung statt. Zur Zeit läuft die Kampagne für den «Schutz der Tier- und Pflanzenwelt in ihren Lebensräumen». Bei Ihnen laufen die Fäden der europaweiten Tä- tigkeit zusammen. Können Sie bereits über Erfolg oder Misserfolg dieser Kampagne eine Zwischenbilanz ziehen, dies auch im Ver- gleich zu den bisherigen Informationskam- pagnen? 
H. H. 
Hoekstra: In einer politischen Organisa- tion wie dem Europarat, in dem 21 Staaten versuchen, ihre Grundsätze und Programme gemeinsam auszurichten, fällt die Wahl eines Themas nicht immer leicht. Ein Beispiel eines gut gewählten Themas ist das der Feuchtge- biets-Kampagne 1976, welche erstaunliche Resultate zeitigte und von der man sagen kann, dass sie für die Feuchtgebiete das er- reichte, was das europäische Naturschutz- jahr 1970 für die Natur allgemein tat — sie machte die Leute wachsam für die Notwen- digkeit des Feuchtgebietsschutzes. Die Kam- pagne über den <<Schutz der Tiere und deren Der Europaratpalast in Strassburg Lebensräume», die bei der Berner Konferenz lanciert wurde, wo sich die für den Natur- schutz verantwortlichen Minister trafen, war zu unklar. Als Resultat versuchten die daran beteiligten Länder innerhalb dieses viel zu weit gefassten Themas das aufzugreifen, was im spezifischen Interesse ihrer Länder lag. Trotzdem kann heute festgestellt werden, dass wiederum grosse Anstrengungen für die Ausführung dieser Kampagne unternommen wurden, was ich als grossartiges Resultat bezeichnen möchte. Wiederum wurde öffent- liche Neugier geweckt, das Bewusstsein er- 
weitert und vertieft, wenn die spezifischen Themen an vorderster Front gebracht wur- den. Einige Länder wählten Dünen und Fluss- deltas, andere setzten die Feuchtgebiets- kampagne fort, wieder andere verwendeten das allgemeine Thema für die beinahe ver- schwundenen Gehölze in unserer Land- schaft: die Hecken Europas. Red.: Öffentlichkeitskampagnen brauchen bekanntlich eine längere Vorbereitungszeit. Bereits ist das Thema für 1983 bekannt. Kön- nen Sie uns kurz den Inhalt und die Zielset- zung dieser kommenden Kampagne skiz- zieren? H.H. Hoekstra: Ein ganz herrliches Thema wurde für 1983 gewählt: das Ufer der Gewäs- ser. Die Nationalen Agenturen sprachen sich sehr klar für dieses gut definierte und attrakti- ve Thema aus, diese sich bewegende und lebende Welt, wo Wasser und Land sich tref- fen. Es wird auch, und das in einem sehr grossen Umfang, eine Stütze für die Öffent- lichkeitsarbeit rund um die vierte Europäische Ministerkonferenz sein, die im Mai 1983 in Athen mit dem Thema <<Küstengebiete, Fluss- und Seeufer: ihre Planung und Nut- zung in Vereinbarkeit mit dem ökologischen Gleichgewicht» abgehalten wird. Red.: Was wird in dieser Kampagne speziell angesprochen? H.H. Hoekstra: Die in dieser Kampagne an- gesprochenen Probleme sind überaus gross. Man muss nur an all die Städte und Dörfer denken, die an den Ufern eines Stromes, Baches, Meeres oder Sees liegen, an die Millionen von sonnenhungrigen Leuten, die ans Mittelmeer gehen, die Probleme der Überbauung entlang der Küsten, Wasserver- bau, Wasserverschmutzung, Abfall . . . Es er- gibt sich eine einmalige Aufgabe für die Na- tionalen Agenturen und ihr europäisches Na- turschutz-Informationszentrum, fest mit den Behörden, sowohl den lokalen als auch regio- nalen, zusammenzuarbeiten, nicht nur um die Aufmerksamkeit auf diese wunderbare Welt der Ufer zu ziehen, sondern auch um be- stimmte Vorschläge zu machen, diese Ufer zu schützen und klarzumachen, dass ihre beste Nutzung für die gemacht wird, die dort leben und die wünschen, sie zu geniessen. Sei es Mensch, Tier oder Pflanze.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.