Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1980) (6)

Liechtensteiner Umweltbericht LGU Intern Seite 9 Aus der Arbeit des Vorstandes: Projekt Rheinkraftwerke Schweiz—Liechtenstein   Am vergangenen 23. Juni 1980 infor- mierte die Fa. Motor Columbus über das Projekt Rheinkraftwerke Schweiz-Liech- tenstein. Mehrere Referenten behandel- ten die verschiedenen Aspekte der vor- liegenden Studie. Die LGU war an dieser Informationsversammlung vertreten und hat ebenfalls Einblick in das zur Verfü- gung gestellte Dossier genommen. Die bis jetzt vorgelegten Unterlagen erlauben noch keine endgültige Beurteilung des Projektes aus der Sicht des Natur- und Umweltschutzes. Dennoch drängen sich schon jetzt einige Bemerkungen auf: Das heisst mit Energieeinsparungen, z. B. durch Bauisolierungen, wären ungleich höhe- re Prozentzahlen zu erreichen. Mit anderen Worten: der Bau dieses Kraftwerkes bringt bei weiterem Wachstum des Energieverbrau- ches nur eine Atempause von ein paar Mona- ten. Liegen allenfalls nicht weitere Reserven auch in der Verbesserung der bestehenden Anlagen, dies bevor wieder Neues angetastet werden muss? Rheinkraftwerk und Grundwasser Das Projekt stellt auch nach Meinung der Baubewerber einen deutlichen Eingriff in die 
hydrologischen Verhältnisse des Rheintales dar. Vom Projektanden wird eine Verbesse- rung, d. h. Anhebung des Grundwasserspie- gels erwartet, wobei aber den schriftlichen Ausführungen zu entnehmen ist, dass dies nicht sicher gewährleistet ist. Wie ist bei- spielsweise der Abdichtungseffekt durch Ab- bremsung der Schleppkraft des Fliessgewäs- sers durch die Staustufen zu bewerten? Bei Hochwasser werden immerhin am Rheindelta Spitzenwerte bis 12 Tonnen Schlamm pro Se- kunde abgelagert, die teilweise durch die Bremsung der Fliessgeschwindigkeit schon früher deponiert würden. Reicht da die be- schriebene Spülung bei Hochwasserzeiten aus? Die sorgfältige Prüfung der Grundwas- serfrage muss jedenfalls höchste Priorität haben. Lebensraum Rhein und Rheindamm Es wird gemeinhin das heutige kanalisierte Gerinne als unschön und wertlos betrachtet. Nach Meinung vieler ist es deshalb um den Rhein nicht schade, im Gegenteil wird der mögliche «See» als Bereicherung betrachtet. 
Wir können uns dieser Betrachtung nicht voll anschliessen. Sicher ist der Rhein oberhalb Fläsch aus der Sicht des Naturschutzes als Lebensraum noch wertvoller. Dennoch be- sitzt auch unser heutiger Rhein grösstenteils wenig bekannte Naturwerte. Die seit dem Stop der Kiesnutzungen vermehrt auftreten- den Kiesinseln stellen bedeutende Brutbio- tope für den Flussuferläufer und den Fluss- regenpfeifer dar, zwei Watvogelarten mit grosser Seltenheit. Die Schlammbänke sind zudem attraktive Trittsiegel vieler Zugvoge- larten. Die Rheininnendämme sind heute be- merkenswerte sekundäre Trockenlebensräu- me, die bedeutsame Pflanzenvorkommen, aber auch eine reiche Insektenwelt beherber- gen. Der Trockenrasen Rheindamm ist in sei- ner Art für Liechtenstein einzigartig. Diese Naturwerte müssten bei einem Aufstau ver- schwinden und ein fast stehendes Gewässer bringt hierfür keinen Ersatz. Vergleiche mit Stauseen hinken, weil der Rhein ja nicht ver- breitert werden soll. Weitere Aspekte der Landschaftsgestaltung, der Fischerei etc., wären ebenfalls zu prüfen. Zum Einsatz von Unkrautvertilgungsmitteln Mit Besorgnis beobachtet die LGU, dass Un- krautvertilgungsmittel immer breitere Ver- wendung finden. So erhalten wir regelmässig Hinweise, dass an Strassenrändern abgegiftet wird, es werden auf den Allmeinden, aber auch auf den Liechtensteiner Alpen diejeni- gen Stellen bespritzt, wo vom Vieh gemiede- ne Pflanzen wachsen. Es verbleibt der Ein- druck, dass mit solchen Mitteln nicht immer verantwortungsvoll umgegangen wird, meist wohl aus Gutgläubigkeit, dass in der grossen Natur kleine Mengen nicht schaden können. Diese Mittel können direkt in die Oberflä- chengewässer, in das Grundwasser oder über das Gras zur Kuh und in die Milch gelangen.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.