Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1980) (6)

Die meisten Tierarten, die ausgerottet werden, gehen nicht auf Konto der Feinschmecker. Sie verschwinden in der Regel, weil man ihnen den Lebens- raum nimmt. An gewissen Tischen wird allerdings unverzeihlicher Raubbau an der Natur getrieben. Es wurde denn auch von der Schweizerischen Gesell- schaft für Tierschutz zusammen mit dem Wirteverband und dem Hotelierverein ein Boykott-Aufruf gegen Froschschenkel erlassen. Meeresschildkröten, 
Weinbergschnecken und Frösche sind die kulinarischen Spitzen- reiter, zweifelhafte kulinarische Genüsse, nach Meinung der Tier- und Naturschützer. Die Auster oder das Reh beispielsweise wer- den bewirtschaftet, warum nicht auch Sup- penschildkröten, Weinbergschnecken und Frösche? Die Antwort ist leicht: es lohnt sich nicht. Die wenigen Schildkrötenfarmen, die bekannt sind, produzieren kaum ein Promille des Weltbedarfes an «Lady Curzon», dies ist 
Seite 8 Artenschutz 
Oktober 1980 von Dieter Burckhardt, Walter Gfeller und Hans Ulrich Müller 224 Seiten mit 153 farbigen Abbildungen, Schweizerischer Bund für Naturschutz (SBN), Basel 1980. Ladenpreis Fr. 26,- (für Mitglie- der des SBN Fr. 18,80 zuzüglich 
Porto/Verpackung). Mit dem jüngsten Werk des SBN-Verlages ist es gelungen, eine Lücke zu schliessen. Nach dem grossen Erfolg der analogen Schrift über die geschützten Pflanzen wird jetzt die Ant- wort über die geschützten Tiere gegeben. Diese Schrift ist ein Beitrag zur Informations- 
auch auf leicht verständliches Schrifttum zur Einführung in die Ökologie wird hingewiesen. Den Hauptteil des Buches nehmen die 153 Farbbilder mit Tieren ein, zu denen jeweils ein kurzer Steckbrief verfasst wurde. Die Bildaufnahmen sind von hervorragender Qualität. Dieser Teil wird bestimmt Freude und Interesse am Buch und damit am Tier wecken und für seinen Schutz werben. Eine Auswahl von Kleintieren wird schliesslich nach Vorstellung ihrer Lebensräume eben- falls dargestellt. Das Werk schliesst mit einem Überblick über die rechtlichen Fragen des zoologischen Artenschutzes und enthält eine Steinadler 
— Sein Bestand ist mit 100-200 Paaren in der Schweiz ziemlich klein. In Liechtenstein sind 1-2 Brutpaare vorhanden. Übersicht über den Artenschutz in den einzel- nen Kantonen. Dieses handliche Buch wird sicher auch aus- serhalb des engeren Kreises von Naturschüt- zern und Jägern eine weite Verbreitung fin- den. Nicht zuletzt wird es für den Lehrer, der mit seiner Schulklasse die einheimische Tier- welt behandelt, ein wertvoller Ratgeber werden. Dieser Ausgabe des «Liechtensteiner Um- weltberichtes» liegt der einschlägige Buch- Prospekt 
bei. 
die schönere Umschreibung der Schildkrö- tensuppe. Ganz wohl scheint es gewissen Kreisen mit diesem schwunghaften Handel auch nicht mehr zu sein. So wurden 1979 über sechs Tonnen getrocknetes Schildkrö- tenfleisch von einer «Farm» aus Nicaragua in die Schweiz importiert. Jetzt wurde festge- stellt, dass es dort keine entsprechende Farm gibt. Aufgrund des internationalen Arten- schutz-Abkommens werden heute solche Lieferungen gesperrt. Es ist deshalb sympa- thisch, wenn tonangebende Gastronomieket- ten, wie etwa «Mövenpick», gänzlich auf Schildkröten, aber auch auf Froschschenkel verzichten. Millionen Frösche wandern trotzdem noch in Helvetiens Kochtöpfe, die liechtensteinischen sind auch dabei. Es ist besonders paradox, dass die gefährdeten Lurche bei uns ge- schützt sind, während wir deren Ausrottung in andere Länder exportieren. Frösche aus Far- men kämen so teuer, dass sie niemand mehr kaufen würde. Und die Schnecken? Auch sie sind in gewis- sen Landesteilen der Schweiz geschützt, in Liechtenstein noch nicht. 1978 importierte die Schweiz 346 Tonnen. Fest steht, dass auch Wann wird die grösste einheimische Gehäuse- schneckenart 
in Liechtenstein geschützt? «Helix pomatia», so der zoologische Name der Weinbergschnecke, bedroht ist. Auch von Schneckenfarmen wird in  diesem Zusam- menhang hie und da zur Beruhigung der Kon- sumenten berichtet. Meist handelt es sich hierbei um Maststationen, d. h. die Tiere wer- den jung eingesammelt und auf Gewicht ge- trimmt, bis sie pfannenreif sind. Die Fachzeitschrift «Gourmet», das schwei- zerische Magazin für Hotellerie und Restau- ration, bringt in ihrer Ausgabe vom März 1980 einen ausführlichen Bericht über die Ausrot- tung durch Messer und Gabel. Der redaktio- nelle Bericht meint, dass sich dies das helve- tische Gastgewerbe nicht zu leisten braucht. Wir schliessen uns diesem Urteil an: Ausrottungspropaganda auf der Spei- sekarte? Nein, danke! Dieser Bericht wird an alle Ga- stronomie-Betriebe des Landes verschickt. Wir bitten die Re- staurants auf die erwähnten kuli- narischen Unnötigkeiten zu ver- zichten. Wir berichten über das Echo in unserer kommenden Frühjahrsausgabe.
	        

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