Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1979) (4)

Liechtensteiner Umweltbericht 
Seite 9 Gedanken zum Energiesparmonat (Fortsetzung von Seite 1) aus einem Bündel wirtschafts- und fi- nanzpolitischer Massnahmen sowie ge- setzgeberische Nachhilfen machts mög- lich. Dabei müsste allerdings die Wettbe- werbssituation verändert werden, z. B. über die Veränderung des Strompreises, der heute noch hoffnungslos zu Ungun- sten energiesparender Massnahmen und zu Gunsten hohen Energieverbrauches gestaltet ist. Das Massnahmenbündel müsste zudem konsequent Anreize und Hilfen (Ener- gieprämien beim Bauen, Vorschriften  Wärmedämmung, Beratung) bieten. Der 
Schutzgebiete für Ackerunkräuter? Ein auf den ersten Blick etwas ungewöhn- liches Postulat. Allerdings aber schon in vielen Ländern wie Holland, England und in der Bundesrepublik Deutschland realisiert. In unserem Raum sind rund 250 Arten von Unkräutern bekannt. Die meisten kamen mit dem Getreideanbau aus dem Mittelmeerraum oder aus dem Vorderen Orient zu uns. Und wieder die meisten sind nur auf Aeckern und in Weingärten lebensfähig. Diese Viel- falt ist durch den verstärkten Herbizid- und Handelsdüngereinsatz weitgehend eliminiert worden. Könnte man es sich aus ästhetisch- historischen Ueberlegungen nicht vorstellen, dass auf einigen Flächen die oft attraktiven Pflanzen überdauern dürfen? Wann haben Sie in unseren Breiten die letzten Korn- blumen, Kornraden und Mohnfelder als Kulturdokumente gesehen? Das Natur-Museum auf die lange Bank? In einer landesinternen Museumsplanung gibt es auch Platz für ein Naturmuseum. Dieses Naturmuseum wurde schon des öfte- ren von breiten Kreisen während der ver-- gangenen Jahre gefordert. Am 7. Januar 1977 haben zehn private Organisationen, die sich mit Natur- und Umweltschutz im weitesten Sinne beschäftigen, einen offiziellen An- trag zur Errichtung eines Naturmuseums im «Verweserhaus» in Vaduz gestellt. Die Re- gierung bekundete damals «grösstes Ver- ständnis» für ein solches Anliegen, bedauer- te aber, dass derzeit die Angelegenheit nicht vorangetrieben werden kann, weil neue Räumlichkeiten für das dort plazierte Amt nicht vorliegen. Nun soll bezüglich Landes- bauten wieder einiges in Bewegung geraten. bei weitem grösste Energieverbrauchs- sektor würde so nicht wachsen, sondern schrumpfen. Umweltschutz stellt das politische The- ma Nummer «zwei» dar. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Ener- gie und Umweltschutz. «Unser Mehrver- brauch belastet zusätzlich die Natur und den Mitmenschen» steht in einem Merk- blatt an alle Haushaltungen. Ilanz I und II, Rheinkraftwerke von Chur nach Fläsch schaffen den aktuellen Bezug vor unserer Haustüre. Bei einem Weiter- ausbau der noch ungenutzten Wasser- läufe der Schweiz liesse sich die Ener- giemenge um 1,5 Prozent des heutigen Bedarfes erhöhen. Löst dies im Ernst das Energieproblem unter dem Aspekt des oben ausgesagten? Der einzige Aus- weg liegt in der wesentlichsten «Ener- giequelle»: dem Sparen, darum ENER- GIE VERWENDEN, NICHT VER- SCHWENDEN! 
Wäre dies nicht der Zeitpunkt, wieder von einem Naturmuseum zu sprechen, das ja nicht von heute auf morgen aufgestellt wer- den kann. Hätten wir nicht einen eminenten Bildungsauftrag für eine verbesserte Um- weltinformation bei unserer Jugend (und natürlich nicht nur dort) zu erfüllen? Bis anhin ist der Liechtensteinische Naturschutz im Vergleich zu den kulturellen Anliegen ein Stiefkind in der öffentlichen Förderung gewesen. Man ist zwar im Grundsatz dafür, aber ... Bauliche und technische Richtlinien zur Energieeinsparung Gegenwärtig findet unter Leitung des FL- Landesbauamtes ein Kurs mit Fachreferaten über baulichen Wärmeschutz, installations- technische Massnahmen und alternative Energietechnologien für Baufachleute statt. Dieser Schritt ist lebhaft zu begrüssen. Gängige Schätzungen beziffern nämlich das Einsparpotential durch Wärmedämmung und flankierende Massnahmen an den Hei- zungen (wie Einzelzimmer- und Tag/Nacht- Regelung, Wärmeverbrauchsmesser an Heiz- körpern) auf etwa 50 Prozent. Das entsprä- che 20 Prozent des gesamten Energiever- brauches. Zu erforschen ist da nichts, die Technologien sind bekannt. Das mögliche Einsparpotential dürfte noch wesentlich hö- her liegen. Es reicht hin bis zum energie- unabhängigen Gebäude, das — von vorn- herein konsequent konzipiert — seinen Restbedarf an Heizungs- und Warmwasser- energie durch die einfallende Sonne wirt- schaftlich decken dürfte. Ein Naturschutzinventar für die Schublade? 1978 wurde ein im Regierungsauftrag er- stelltes Inventar der geschützten und schüt- zenswerten Naturgebiete im Fürstentum Liechtenstein abgeschlossen und allen Krei- sen zugestellt, die es als Grundlage benö- tigen. Die gesammelten Daten sollten als Grundlage für einen fundierten Naturschutz in den Projektplanungen Berücksichtigung finden. Es wurde deshalb den zuständigen Aemtern zur Auflage gemacht, bei allen Projektplanungen das Naturschutzinventar zu konsultieren und, falls Flächen des Inven- tares von Massnahmen betroffen werden, entsprechende Lösungsvorschläge der staat- lichen Naturschutzkommission obligatorisch zu unterbreiten. Dieser Bewilligungsablauf könnte Gewähr bieten, dass die Aspekte des Naturschutzes nicht einfach unter den Tep- pich gewischt werden. Leider kam es anders, als vorgesehen. Das Arbeitsinstrument «Na- turschutzinventar» liegt wohl verwahrt in vielen Schubladen, Der Helikopterlandeplatz Balzers kommt beispielsweise in ein Gebiet zu liegen, das Teil eines Vorschlages für ein Landschaftsschutzgebiet ist. Der Fusspfad von Malbun nach Saas wird beinahe auto- befahrbar planiert. Auch dieses Gebiet wäre vom Naturschutzinventar abgedeckt und Eingriffe müssten deshalb in der Natur- schutzkommission behandelt werden. Es gäbe einige Beispiele mehr! Ein Inventar als Selbstzweck, bestenfalls noch Grundlage für einen fundierten Nachruf?
	        

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