Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1998) (38)

auf gängigen Aussagen von Liechten- steinern und Liechtensteinerinnen haben ein eigenes Haus oder ein Stück Land eine sehr hohe Priorität. Ursprünglich ist diese Vorstel- lung vermutlich stark mit der Landlosigkeit der Knechte verbunden. Noch vor wenigen Jahr- zehnten hing die Existenzsicherung elementar am Bodeneigentum. Wer keinen Boden hatte, war oft gezwungen auszuwandern. Der Erwerb von Liegenschaften und Boden steht auch heute nicht jeder Person und vor allem nicht jeder auswärtigen Person offen. Dadurch werden BodenbesitzerInnen zu Privi- legierten. Es wird exklusiv Boden zu besitzen. Boden wird zum Demonstrationsobjekt, welches Zugehörigkeit zur etablierten Gesellschaft dokumentiert. "Das heisst, Grundeigentümer- schaft vermittelt und verstärkt dem einen oder anderen unter Umständen erst die Empfindung, richtig dazu zu gehören." 
  Der Bodenmarkt in Liechtenstein ist im internationalen Vergleich immobil und teuer. Dass Boden für Liechtenstein im Vergleich zu anderen Ländern etwas Besonderes ist, zeigen die hohen Bodenpreise oder auch die im freien Bodenmarkt umgesetzte Landfläche. Im Vergleich zu Österreich betrafen 1993 die in Liechtenstein durch Kauf veräusserten Grundstücke eine Fläche von nur gerade 0,11% des Staatsgebietes, während sie in Österreich eine Fläche von 0,5% des Staatsgebietes ausmachten. Im Schnitt ist der Quadratmeter Boden in Liechtenstein ca. doppelt so teuer wie in Vorarlberg und befindet sich stets am oberen Ende des bspw. für den Kanton St. Gallen 
angegebenen Preisbandes. Die Bodenfläche, die in einem Jahr die Hand wechselt, macht zwischen 800'000 m2 
 und 1'400'000 m² aus und hat einen Wert von CHF 120 bis 140 Mio. Nur rund 20% der jährlichen "Handwechsel" gesche- hen zwischen Nichtverwandten. 55% aller Geschäftsfälle mit Boden finden in Liechten- stein sogar in der engeren Verwandtschaft statt. Liechtenstein weist diese Besonderheiten auf, obwohl die Bevölkerungsdichte von rund 190 Einwohnerinnen pro km' nur unwesentlich über derjenigen der Schweiz liegt (rund 170 
EinwohnerInnen/km ²). Österreich hat im Vergleich dazu eine Bevölkerungsdichte von rund 100 E/km²  und Deutschland von rund E/km². 
  Ein weiterer interessanter Vergleich ist die Entwicklung der "Verschuldung des Bodens" über Hypothekarzinsen. 1958 machten die Hypo- thekarschulden in Liechtenstein pro Kopf gerade CHF 6'800.— aus — 1992 waren es bereits CHF 118'000.— pro Kopf. Verglichen mit der entspre- chenden Zahl von 1990 aus der Schweiz ist jede Person in Liechtenstein achtmal höher verschuldet als eine Person in der Schweiz. Auf den m² 
Boden umgelegt ist der Quadratmeter in der Schweiz mit CHF 2.40 belastet, im Vergleich zu CHF 22.20 pro Quadratmeter in Liechtenstein! Die heutige Politik muss sich an den vorhan- denen Bedingungen auf dem liechtensteinischen Bodenmarkt orientieren. Will Politik nicht nur reagieren, dann wird sie den Bodenmarkt durch Anpassungen im Rechtsbereich zwischen den zwei von Wytrzens dargestellten Extrempositionen   aktiv gestalten müssen. Raumplanung ist 
ein not- wendiges Mittel um in diesem Spannungsfeld für die hier lebende Bevölkerung langfristig ein positives Lebensumfeld zu sichern. Grund und Boden und ein eigenes Haus scheinen in Liechtenstein zum "Vollwertigkeitsgefühl" zu gehören. Einpaar "Eigenheiten" des liechtensteinischen Bodenmarktes
	        

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