LIECHTENSTEINISCHE GESELLSCHAFT FÜR UMWELTSCHUTZ SEITE
12 Ein Interview mit Regierungsrätin Dr. Cornelia Gassner, Ressort Verkehr und Bauwesen. «Kaum jemand anerkennt, dass der hausgemachte Verkehr die Hauptlast ausmacht»
• Frau Dr. Gassner, der Ideen- wettbewerb Verkehr war ein vielbe- achteter Versuch, Lösungen zu fin- den. Das Ergebnis war aber doch eher ernüchternd, Es gibt keine Pa- tentlösung. Stehen wir jetzt wieder am Anfang? Das Preisgericht hat der Regierung keines der Projekte zur Realisie- rung oder Weiterbearbeitung emp- fohlen. Jedoch hat sie eine Reihe von Empfehlungen zusammenge- stellt, Ich bin überzeugt, dass in den verschiedenen Projekten viele gute umsetzbare Ideen stecken. Jetzt gilt es, diese herauszuarbei- ten und zu Massnahmenpaketen zu schnüren. Dies ist keine leichte und v.a, eine sehr zeitintensive Aufga- be. • In Unterländer Kreisen wurde vor allem kritisiert, dass für die schlimmen Verkehrsverhältnisse auf der Achse Schaanwald- Nendeln-Eschen-Bendern prak- tisch keine Verbesserung zu erwar- ten ist. Trotzdem muss dort etwas geschehen, Wie sehen Ihre diesbe- züglichen Pläne aus ? In diesem Bereich haben wir sicher eine Hauptachse des Durchgangs- verkehrs. Jedoch muss auch beach- tet werden, dass die Industrie- zonen von Bendern, Eschen, Nendeln, Schaanwald und Mauren viel Verkehr produzieren, Einer- seits wünscht man sich eine florie- rende Wirtschaft, andererseits will man den dadurch verursachten Verkehr nicht akzeptieren. Der Stau in Schaanwald wurde durch die Schaffung von zwei Ab- fertigungsspuren beim Zollamt stark reduziert, Die Situation für
Fussgänger und Radfahrer auf die- ser Strecke wird verbessert. Bei der Presta und dem Rest. Eintracht soll in den Jahren 1995/96 ein Krei- sel gebaut werden, Die Essana- strasse bis nach Bendern wird in ihrem Querschnitt reduziert, dies zugunsten eines Fuss- und Radwe- ges, wobei der Abschnitt von der Presta bis zur Eintracht noch 1995 gebaut werden soll. All dies sind Massnahmen zur Verbesserung der Situation, jedoch nicht zur Re- duktion des Verkehrs, die allge- mein verlangt wird. Dies könnte nur mit stark einschränkenden Massnahmen erreicht werden, wel- che derzeit überlegt und geprüft werden (Vignette, Maut, Park- platzbewilligungen, Gewichtsbe- schränkungen, etc.). • Wenn man vergleicht, wie hoch der Anteil des motorisierten Indivi- dualverkehrs und wie verhält- nismässig gering der Anteil des öf- fentlichen Verkehrs am Gesamt- verkehr ist, darf man kaum erwart- ten, dass selbst eine wesentliche Zunahme des ö. V. eine merkbare Verkehrsentlastung bringt, Auch der Ferien- und Durchgangsver- kehr ist nicht das Hauptproblem, sondern der hausgemachte Auto- verkehr. Wie gehen Sie vor, um die- sen Verkehr in den nächsten Jahren zu reduzieren, oder resignieren Sie vor dieser sicher nicht leichten Auf- gabe? Ich werde keineswegs resignieren, Jedoch muss ich aufgrund meiner jüngsten Erfahrung zugeben, dass der Autofahrer sehr empfindlich reagiert, wenn seine freie Mobilität in irgendeiner Weise einge- schränkt oder finanziell belastet