Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1992) (30)

Seite 8 Liecht. Umweltbericht, November 1992 .. Oko-Bauern im Vormarsch Mit dem Projekt ÖKO-BAUER soll in Liechtenstein die naturnahe und umweltschonende Landwirtschaft gefördert und unterstützt wer- den. Die Stiftung zur Förderung der wirtschaftlichen und technischen Innovation im Fürstentum Liechtenstein und damit die Bank in Liech- tenstein unterstützt das Projekt ÖKO-BAUER und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung einer umweltschonenden Land- wirtschaft in Liechtenstein. LGU:   Das Projekt Ökobauer soll in den nächsten drei bis vier Jahren mit einer Reihe von Bau- ern den Versuch unternehmen, eine ökologi- sche Landwirtschaft schrittweise zu prakti- zieren. Wie sieht das Konzept aus? Wieviele Landwirte sind beteiligt? Handelt es sich um Ackerbau-, Milchwirtschafts-, Mast- öder ge- mischte Betriebe? Klaus Büchel: Das Projekt Ökobauer ist ein landwirt- schaftliches Beratungsprojekt, mit dem ein Innovationsprozess in Richtung einer um- weltschonenden Landwirtschaft ausgelöst werden soll. Am Projekt beteiligt sind der- zeit 13 Betriebe (Projektbetriebe), die die wichtigsten Betriebsstrukturen und Produk- tionsrichtungen im Fürstentum Liechten- stein wiederspiegeln (traditionelle Milch- wirtschaftsbetriebe mit Ackerbau, Milch- wirtschaft mit nur Grünlandnutzung, Rinder- mast mit Ackerbau, Gemüse- und Ackerbau- betriebe, Berg- und Talbetriebe). Auch hin- sichtlich der Betriebsgrösse sind unter- schiedliche Betriebe vertreten, d.h. vom Ne- benerwerbsbetrieb bis hin zu dem für unsere Verhältnisse grösseren Vollerwerbsbetrieb. LGU: Sollen sich die Betriebe innerhalb dieser Zeit radikal umstellen? Wird die Anerkennung als Knospe-Betrieb angestrebt? Oder haben wir am Schluss einfache IP-Betriebe? Klaus Büchel:   Das Projektziel sieht die Einführung, Ver- breitung und Förderung einer 'naturnahen und umweltschonenden Landwirschft vor. Dabei soll insbesondere der biologische Landbau und die integrierte Produktion ge- fördert werden. Vor allem geht es darum auf- zuzeigen, wie den ökologischen Erfordernis- sen bei der Landbewirtschaftung besser Rechnung getragen werden kann. Das er- klärte Ziel ist, möglichst viele Betriebe zu motivieren, auf biologischen Landbau (Knospe-Anerkennung)* umzustellen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen wird sich der Ansturm auf die Knospe-Betriebsanerken- nung in Grenzen halten. Dabei stehen nicht nür finanzielle Aspekte im Vordergrund. Es liegt vielmehr daran, dass sich viele Bauern nicht mit dem Biolandbau und den teilweise umstrittenen Richtlinien identifizieren kön- nen. Dazu kommt, dass die Anerkennung der Biobauern und das Verstândnis für den Biolandbau in der landwirtschaftlichen Be- völkerung leider weitgehend fehlt. Ich sehe es als eine meiner Aufgaben an diese festge- fahrenen Strukturen etwas aufzurütteln. 
Aus Ihrer Fragestellung höre ich eine eher abwertende Einstufung der IPbetriebe. In dieser Hinsicht möchte ich darauf hinweisen, dass es für mich nicht darauf ankommt, ob sich ein Betrieb als Bio, IP oder sonstwie be- zeichnen darf, sondern dass er einen nachhaltigen  und umweltschonenden Landbau betreibt. LGU: Wie sind die bisherigen Erfahrungen über das Mitmachen der Landwirte, die Erfolge bei den ökologischen Pflanzversuchen u.a.?'   Wurden die eigenen Erwartungen erfüllt oder müssen gegenüber dem ursprünglichen Konzept Korrekturen vorgenommen wer- den? Klaus Büchel: Meine bisherigen Erfahrungen sind sehr un- terschiedlicher Art. Das Projekt Ökobauer   hat noch nicht die nötige Akzeptanz bei der bäuerlichen Bevölkerung gefunden. Hier spreche ich v.a. die nicht am Projekt beteilig- ten Bauern an, die teilweise massiv Kritik an unseren Bestrebungen üben. In dieser Hin- sicht erhoffe ich mir in Zukunft mehr Aner- kennung. In bezug auf die Pilotbetriebe muss ich sagen, dass sich nicht alle meine Erwar- tungen erfüllt haben. Das mag aber auch dar- an liegen, dass meine Erwartungen sehr hoch gesteckt sind. Ich kann zumindest sagen, dass jeder seinen Möglichkeiten entsprechend ei- nen Beitrag geleistet hat. Mit wenigen Aus- nahmen haben wir aber noch keine revolu- tionären Resultate erzielt. Bei den Demonstrationsversuchen be- schränkten wir uns auf den viel kritisierten Maisanbau. Ich bin der Ansicht, dass Mais umweltverträglicher angebaut werden kann als dies heute teilweise der Fall ist. Und ge- nau das wollte ich mit den Demonstrations- feldern aufzeigen, um so die Projektteilneh- mer und andere Bauern dazu zu bewegen, ihre Anbäumethoden inskünftig zu ändern. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen werden einige Kurskorrekturen im Projekt- ablauf vorgenommen werden, an der Zielset- zung des Projektes wird' es jedoch keine grundlegenden Änderungen geben. Nach wie vor steht die Umstellung auf Biolandbau an oberster Stelle. LGU: Die Direktvermarktung von Bioprodukten ist immer wieder ein Thema. Gibt es diesbe- züglich Denkansätze im Projekt Ökobauer oder lauft in dieser Hinsicht sogar bereits et- was? Klaus Büchel: Die Vermarktung von speziellen Produkten, d.h. von Bioprodukten oder sonst umwelt- schonend produzierten Produkten stellt ein weiterer Schwerpunkt im Projekt dar. Zur 
Klaus Büchel, Schaan, ist Inhaber eines Bera- tungs- und Planungsbüros für Landwirtschaft, Natur und Umwelt. Er befasst sich hauptsächlich mit landwirtschaftlicher Beratung, insbesondere mit der Beratung von Umstellungsbetrieben auf ökologischen Landbau, mit Bodenanalysen, Bo- denschutzfragen und Landschaftspflege. Zeit sind wir an der Erarbeitung eines Ver- marktungskonzeptes und suchen nach ent- sprechenden Möglichkeiten, einige Produkte in Zukunft speziell zu vermarkten. Dieses und letztes Jahr wurde bereits Winterweizen ohne chemische Hilfsstoffe (kein Mine- raldünger, keine Pestizide und keine Wachs- tumsregler) angebaut und dementspreched vermarktet. Für eine Vermarktung auf brei- ter Basis ist es allerdings noch zu früh, da die Projektbetriebe zuerst bestimmte Anforde- rungen erfüllen müssen. Es wäre aber durch- aus möglich, dass es bei uns schon bald Bio- milieu gibt. Die Vorbereitungen und Vorab- klärungen dazu laufen seit einiger Zeit. LGU: Die Landwirte finden bekanntlich eine Rei- he von ungünstigen Rahmenbedingungen vor; ich denke an die kleine Grundstückspar- zellierung, die unsichere Pachtsituation, hohe Investitionskosten u.a.. Wie sind die agrarpolitischen 'Rahmenbedingungen aus der Sicht des Projektes Ökobauer zu beur- teilen? Klaus Büchel: Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen sind alles andere als förderlich für eine öko- logische Landwirtschaft. Seit diesem Jahr be- steht mit dem neuen Bodenbewirtschaf- tungsgesetz die Möglichkeit, zwischen kon- ventionellen, integriert-produzierenden  und Biobetrieben zu unterscheiden. Die Biobe- triebe sind mit dieser Gesetzesvorlage nun wesentlich besser gestellt als früher. Es feh- len aber immer noch die Kursstellungsbeiträ- ge für Betriebe, welche auf Biolandbau um- stellen (in der Umstellungsphase sind be- kanntlich die grössten Ertragseinkommen zu verzeichnen). Eine solche Prämie ist ur För- derung des Biolandbaues dringend notwen- dig. Ein weiteres und äusserst ernstzunehmendes Problem stellt die ausgeprägte Parzellierung sowie die fehlende Pachtgesetzgebung dar.  
	        

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