Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1979) (3)

Juni 1979 
Umweltbericht 
Seite 13 Der Unterhalt von Schutzgebieten Ein Bagger in einem Naturschutzgebiet? Unvorstellbar! Wirklich unvorstellbar? Unsere Wassertiere und Wasserpflan- zen hatten bis in die neuere Zeit ge- nügend Lebensraum: unzählige Rhein- auentümpel, weite Riedlebensräume, selbst im Oberland -- z. B. im Vaduzer Neugut -- aber auch seerosenbe- wachsene Gräben im Liechtensteiner Unterland. Und heute? Der letzte Rheinautümpel ist 1972 ausgetrocknet, die Riedflächen auf kleine Restgebiete zurückgedrängt, nur noch drei Gräben im Lande können als biologisch aktiv bezeichnet werden. Wir haben das ste- hende Gewässer, als Lebensraum prak- tisch verloren. Genau so verzweifelt sieht heute die Lage für die vielen Be- wohner dieser Lebensräume aus. Wo früher die Natur selbst für den Ausgleich sorgte — z. B. letztmals 1927 mit dem Auskolken (Aufreissen) und dem Entstehen des Gampriner Seeleins — ist dies heute mit den höheren Rhein- und Rüfedämmen nicht mehr möglich. Da wir die natürliche Entstehung von Wasserflächen zum Schutze des Kultur- landes und des Menschen — meist be- rechtigterweise — verhindern, hat der Mensch künstlich für deren Gestaltung zu sorgen, wenn wir nicht hunderte von einheimischen Tier-  und Pflanzenarten auf immer verlieren wollen. Die Wieder- erstellung von Weihern ist heute ein weltweit anerkanntes Gedankengut. 
Es harzt in Liechtenstein Die letzten Frösche und Kröten im Na- turschutzgebiet Schwabbrünnen laichen auf einem Fahrweg und in einem Schlammsammler. Die Pfützen in der Fahrwegrinne trocknen bei Föhn aus und die Kaulquappen gehen elendiglich zugrunde. Der Schlammsammlerwird i bei Gewittern aufgespült und mit ihnen auch. die Kaulquappen. Das Natur- schutzgebiet verliert ohne Massnahmen• einen Teil seines Schutzzweckes! Die Situation ist heute anerkannt. Ein ent- sprechendes Projekt für die Neugestal- tung von Wasserflächen liegt seit 1977 vor, bei der Realisierung harzt es je- doch, nicht zum Vorteil der freile- benden Tier- und Pflanzenwelt. Im Ruggeller Riet hat sich in der Nähe der Landesgrenze durch den Bruch eines Entwässerungsrohres unter einem Flurweg ein Rückstau gebildet, was zu einem Flachweiher führte. Sofort stellten sich Wasserpflanzen und viele Wasserinsekten ein. Nachdem alle Torf- stiche zugewachsen sind, haben die 
Amphibien auch hier ihre Laichplätze verloren. Das neue Gewässer wurde vom Gras- und Wasserfrosch, von der Erdkröte und der Gelbbauchunke sofort besiedelt. 1977 brüteten dort das Teich- huhn, Wildenten und drei Paare Zwerg- taucher. Viele Vogelarten kommen hier regelmässig auf Nahrungssuche. Wie anziehend der Weiher selbst für sehr seltene Arten ist, zeigt die Beobachtung eines Seidenreihers vom 2.-4. Mai 1975. Die entsprechenden Parzellen konnten inzwischen von Seiten des Na- turschutzes aufgekauft werden. In- zwischen droht aber das nur flache Gewässer durch zu starkes Gedeihen 
  von Rohrkolben und Seggen wieder zu verlanden. Eine Vertiefung, aber auch eine Abdichtung des Weihers mit Lehm ist geplant. Auch hier verzögert sich die Realisierung durch Einsprachen, obwohl sämtliche Sicherheiten für die privaten Anstösser schriftlich vorliegen. Hoffen wir, der Knopf lasse sich im Interesse der Tiere und Pflanzen, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind, bald lösen.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.