Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1990) (27)

Seite 12 Liecht. Umweltbericht, Mai 1990 Trockenmauern: eine Besonderheit Was für den eiligen Beobachter wie ein unordentlicher Haufen aus- sieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als botanisches Juwel: der Steinhaufen oder die Trockenmauer. (wms) Alte Steinmauern, die Grundstücke' oder Weideflächen abgrenzen, Friedhöfe oder alte Gehöfte umrahmen, ziehen unseren Blick an. Dennoch wird in Gärten und Hausanlagen nur selten der Versuch unternommen, mit Steinen naturnah zu gestalten. Es dominieren die Betonmauern. Überlebenskünstler gefragt Bei der Anlage von Steingräten sollten wir uns an den natürlichen Stein- und Felsstand- -orten orientieren. Sie zeichnen sich durch dünnen, mageren Humusboden auf steinigem Grund aus. Hier leben Pflanzen, die beson- ders anspruchslos sind und selbst in kleinen Ritzen noch gedeihen. Aufgrund vieler Hohl- räume sowie der Fähigkeit zur Wärmespei- cherung sind Steinböden und Mauern ein ge- eigneter Lebensraum für Eidechsen und an- dere wärmeliebende Tiere. Einzeln lebende Bienen und Wespen finden zwischen den Stei- nen ideale Behausungen vor. Der für Mager- standorte typische Blütenreichtum lockt In- sekten an. Kröten, Spitzmäuse, Mauswiesel und viele  andere Tiere, die als «Schädlingsbe- kämpfer» zur Stabilität des ökologischen Gleichgewichts im Garten beitragen, können sich in den Ritzen und Höhlungen verbergen. Steingärten naturnah gestalten Steingärten naturnah gestalten heisst, humus- reichen, fruchtbaren Gartenboden zu meiden. Einzelne Natursteine auf dem Gartenboden bilden noch lange keinen Steingarten, da sich die Steingartenvegetation nicht gegen die all- zustarke Konkurrenz durchsetzen könnte. In naturnahen Steingärten sind die Steine Be- standteil des Bodens. Sollen solche Standort- verhältnisse geschaffen werden, muss die Ge- steinsschicht so mächtig sein, dass der darun- terliegende Gartenboden von krautigen Pflanzen nicht mehr erreicht werden kann. Der Schutthaufen als Steingarten Die einfachste Methode, um kleinflächig einen «Steingarten» zu bekommen, besteht darin, Steine vom Fundamentaushub, Bau- schutt aus kalkhaltigem Lockergestein, Zie- geln u. a. zu einem Hügel aufzuschichten und sich selbst zu überlassen. Schnell werden Rit- zen und Lücken von spezialisierten Pflanzen und Tieren angenommen und der Steinhaufen präsentiert sich als artenreiches Biotop. Spricht dieser Haufen optisch zu wenig an, kann er anfangs etwas verschönert werden, indem die Oberfläche mit Natursteinen, Kies, Schotter und etwas nährstoffarmem Rohhu- mus abgedeckt wird und allenfalls sogar eine Ansaat oder Bepflanzung vorgenommen wird. Trockenmauern Trockenmauern sind Mauern, die ohne Mör- tel gearbeitet werden. Beim Aufschichten wird kein Zement oder Kalk als Bindemittel verwendet. Für den Bau von Trockenmauern eignen sich plattenartige Steine verschiedenster Grösse (Sandstein, Kalkstein), aber auch andere Stei- 
ne vom Steinbruch oder Baustoffhandel. Für Mauerfüllungen und Dränageschicht benötigt man grobes und feines Gesteinsmaterial. Bau- schutt ist besonders gut geeignet! Denken Sie aber daran, dass für eine 2 m lange und 1 m hohe freistehende Trockenmauer für Schich- Mit Stützmauern lassen sich Böschungen na- turnah absichern. Eine 10 bis 20%ige Neigung und das dränierende Lockergestein hinter den aufgeschichteten Steinen sorgen für eine hohe Stabilität. Eventuell können noch zusätzlich im Mauerfuss eingebaute Dränagerohre den Was- serabfluss verbessern. Quelle: Arbeitsbach Naturgarten Freistehende Trockenmauern können Gärten abgenzen oder gliedern. Im Inneren sollten Höhlen für Tiere mit eingebaut werden. Die Füllung besteht vor allem aus grobem Schotter, Kies oder Bauschutt. Quelle: Arbeitsbuch Naturgarten  tung 
und Füllung etwa 1 Tonne Material be- nötigt wird. Falls die Mauer Stützfunktion einnehmen soll, ist der Rat von Sachverstän- digen beizuziehen. Aus Sicherheitsgründen sollten Sie im Eigenbau nicht höher als 1 m aufschichten. Bauanleitung für Trockenmauer Nach dem Erdaushub wird zunächst ein Fun- dament aus einer mindestens 20 cm tiefen Kies- oder Schotterschicht eingebracht, damit Wasser leichter versickert und die Mauer im Winter nicht auffriert. Die Aufschichtung der Steine erfolgt mit einem Neigungswinkel von 10 bis 20 %. Die Steine werden ihrer Form entsprechend eingepasst. Die senkrechten Fugen sollen versetzt verlau- fen, da die Mauer sonst instabil wird. Die waagrechten Fugen verlaufen horizontal oder bei geringer Neigung-  des Geländes auch pa- rallel zu diesem. Steine, die nicht gut liegen, werden entspre- chend bearbeitet, oder Unebenheiten werden mit Steinsplittern ausgeglichen. Kein -Sand oder feines Kies dafür verwenden, da es aus- gewaschen werden könnte! Es sollen auf keinen Fall alle Ritzen verstopft werden, damit sich die Tiere in den Gängen der Trockenmauer bewegen können. Hinter dem Mauerwerk wird eine Lockerge- steinsschicht aus Kies oder Bauschutt einge- bracht, da abfliessendes Oberflächen- und Sickerwasser eine Trockenmauer schnell zer- stören kann. Weder auf der Mauer noch vor einer Mauer sollte nährstoffreicher Mutterboden vorhan- den sein, damit sich die richtige Vegetation entwickeln kann. Bepflanzung der Natur überlassen Die Bepflanzung wird am besten der Natur selbst überlassen. Die geeigneten Arten fin- den den Weg zur Trockenmauer oder dem Steinhaufen von selbst. Es ist besonders lehrreich; die Vegetationsabfolge im Verlauf der Jahre zu beobachten. Wer die Geduld nicht aufbringt, kann mit Ansaat oder Bepflanzung nachhelfen. Es müssen jedoch im Interesse der Tierwelt genügend Steinflächen frei blei- ben. Und selbstveständlich verzichten wir auf die üppig wuchernden Polsterpflanzen zugun- sten von einheimischen Wildpflanzenarten. Literatur A. Bätzner: Natursteinarbeiten im Garten- und Landschaftsbau. Stuttgart 1983 (ca. 40.— Franken) Hörster: Steingärten. (12.80 Franken) Einschlägige Kapitel in «Arbeitsbuch Natur- garten» und «Das Naturgarten-Handbuch für Praktiker» (siehe Literaturempfehlungen auf Seite 19)
	        

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