Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1986) (19)

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Kurznotizen 
April 1986 Schmale Strassen • Sehr erfreulich ist das in den letzten Jahren festzustellende Umdenken im liechtensteini- schen Strassenbau. Die Verengung der Stras- sen und Ortseinfahrten stellen eine Aufforde- rung zum Langsamfahren dar. Die Begrünung der Strassen mit Bäumen und Hecken wirkt optisch besser als die nackten, schwarzen Teerbeläge. Zudem meldet sich ein neuer An- spruch an: die Strassen, der bisherige Herr- schaftsraum der Autofahrer; werden langsam wieder in die natürliche Umgebung eingeglie- dert, werden zunehmend auch den Bedürfnis- sen der Fussgänger und Radfahrer angepasst und sollen immer weniger die Kreisläufe der Pflanzen- und Tierwelt zerstören. Nicht alles Gute kommt von oben • 
Eine neue Sportart wird angepriesen: das Gleitsegeln. Es ist eine Mischung aus Delta- fliegen und Fallschirmspringen. Im Rucksack- format lässt sich das fallschirmähnliche Gleit- segeln zu Fuss auf die prächtigsten Gipfel mitnehmen. Laut Vorankündigung steht dem Gleitsegel-Piloten «die gesamte Alpenwelt für seine Flüge offen.» Die Beschreibung hört sich sehr faszinierend an. Weniger faszinierend wird jedoch das Wild und die Vögel in unseren Bergen sein, da für sie ein Fluggerät dieser Grösse unmit- telbar Angst auslöst. Die Deltasegler waren mit ihren schweren Fluggeräten noch an ver- kehrsmässig erschlossene Startplätze gebun- den, auch wenn sie oftmals dank Aufwind von Gaflei über den Grat hinübersegeln können. Eine ganz neue Dimension wird aber von den Gleitseglern erreicht, die beispielsweise vom Schönberg aus über dem Valorschtal kreisen könnten, mit Blick auf Zigerberg und Garselli — eben die idealen Naturruhezonen. Es wäre allmählich an der Zeit, Richtlinien für die Benutzung solcher Fluggeräte auszuarbeiten. Phosphatverbot • 
Ab Juli 1986 werden phosphathaltige Tex- tilwaschmittel in der Schweiz verboten. Diese Entscheidung des Bundesrates kann wesent- lich zur Entlastung der Gewässer und Seen beitragen. Gleichzeitig wird nach weiteren Möglichkeiten zur Gewässerreinhaltung ge- sucht, insbesondere gegen die Verunreinigung durch die Landwirtschaft. 
Umfahrungsstrasse Rheindamm • 
Sehr viele benützen den Rhein als Naher- holungsgebiet. Man sieht dort Angler, Son- nenhungrige, Spaziergänger, Radfahrer . . . Leider kann der Rheindamm noch immer streckenweise von Autofahrern benutzt wer- den, was zulasten der Fussgänger und Rad- fahrer und aller Erholungssuchenden geht. Häufig wird der Rheindamm als Ausweich- strecke missbraucht, insbesondere zur Um- fahrung von Vaduz. Nicht selten sieht man auch Leute, die mit ihrem Hund spazierenfah- ren: sie lassen den Hund gehen und fahren mit dem Auto daneben her. Schwefelärmeres Heizöl • Die Regierung hat anfangs 1985 entschie- den, jenen drei Betrieben, welche noch Heiz- öl mittel oder schwer (schwefelhaltig) ver- brannten, keine Ausnahmebewilligung mehr zu erteilen. Seit Beginn dieses Jahres wird somit in Liechtenstein nur noch schwefel- armes Heizöl verbrannt. Das ist im internatio- nalen Massstab gesehen sehr fortschrittlich. Dennoch dürfen die Bemühungen nicht nach- lassen, den Schwefelgehalt des Heizöls weiter zu senken, da der Schwefelgehalt der Luft den sauren Regen mitverursacht. Technisch berei- tet dies keine grossen Schwierigkeiten. 
Bauen, bauen, bauen ... • Immer weiter dehnt sich die bebaubare Zone in Liechtenstein aus. Eine landesweite Landwirtschaftszone wird es nach dem Willen der Gemeinden nicht geben. Stattdessen wer- den immer neue Gebiete zu Bau- oder Indu- strie- und Gewerbezonen erklärt. Jüngste Beispiele: Die Ausdehnung der Industriezone in Eschen, um zwei neuen Industrieanlagen Platz zu schaffen. Oder das Mühlehölzle in Vaduz, nördlich der Rheinbrücke am Rhein angesiedelt. Auch dort soll sich Industrie breitmachen dürfen. Das einzonierte Gebiet in Eschen ist grösser als 50 000 Quadratmeter, dasjenige in Vaduz grösser als 100 000 Quadratmeter. Beide zu- sammen haben die Grösse von mehr als 20 Fussballfeldern! Erweiterung der Industriezone in Eschen. Hier wur- de letztes Jahr noch Mais angepflanzt. Die Bau- stangen zeigen, dass es damit bald vorbei sein wird. Der Druck auf die landwirtschaftliche Nutz- fläche geht weiter. Kein Rockkonzert auf Magerwiesen • Das Gebiet Langwiesen/Silvaplana, an der Gemeindegrenze zwischen Triesen und Bal- zers, war von Konzertveranstaltern für ein mehrtägiges Rockkonzert im Sommer auser- koren worden. 50 000 Besucher wurden er- wartet. Die dortigen Magerwiesen auf halb- trockenem Standort hätten vermutlich erheb- lich Schaden genommen, ebenso wie die Hek- ken und Büsche. Für solche Grossveranstal- tungen gibt es sicherlich Terrain, das besser geeignet ist als das vorgesehene empfindliche Gebiet. Es freut uns daher ausgesprochen, dass die Behörden dem geplanten Standort der Grossveranstaltung nicht zugestimmt haben.
	        

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