Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1985) (17)

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«Ruggeller-Riet» September 1985 dene Vogelarten beobachtet werden. Das Ruggeller Riet bildet so einen eigentlichen «Trittsiegel» für viele Durchzügler auf ihren weiten Wegen zu den Brut- oder Winterquar- tieren. Das Ruggeller Riet verdankt seinen heute noch hohen Naturwert einigen glücklichen Umständen. Seine Randlage, von Ruggell aus betrachtet, liess für längere Zeit eine Intensi- vierung nicht interessant erscheinen. Erst die landwirtschaftlichen Aussiedlungen verän- dern diesen Aspekt grundlegend, wie dies am Falle des ebenfalls bedeutsamen Bangserfel- des augenscheinlich wird. Zum zweiten war der hohe Parzellierungsgrad mit immerhin heute 444 Parzellen (Durchschnittsparzellen- grösse 2000 m2) im Schutzgebiet, bei fast aus- schliesslichem Privatbesitz, einer Intensivie- rung hinderlich. So scheiterte an diesem ho- hen Parzellierungsgrad — aus der Sicht des Naturschutzes glücklicherweise — ein gegen Ende der 1950er Jahre vorgesehenes Entwäs- serungsprojekt. Die Gefährdung des Riedes ergibt sich somit durch Intensivierungen mit den Entwässerun- gen und vor allem der Düngung, aber auch durch die Brachlegung mit der Gefahr der Verwaldung. Mit nur einer Düngung ver- schwindet in 2-3 Jahren das seltene und ried- typische, eine Rückkehr ist auch nach Jahr- zehnten kaum wahrscheinlich. Zurück bleibt in vielen Fällen eine vernässte, wenig arten- reiche Fettwiese. Bemühungen zur Schutzlegung gehen auf das Jahr 1970 zurück. Am 31. Mai 1970 wurde unter freiem Himmel im Ruggeller Riet• die Botanisch-Zoologische Gesellschaft Liechten- stein-Sargans-Werdenberg gegründet, die sich zum Ziele setzte, das Gebiet naturkundlich zu erforschen. Mit den ersten botanischen und zoologischen Grundlagen gelangte 1972 ein zwischenzeit- lich gegründetes «Aktionskomitee zur Unter- schutzstellung des Ruggeller Rietes» an die beiden von einer Schutzlegung berührten Ge- meinden Ruggell und Schellenberg. Im glei- chen Jahr wurden alle (damals über 250) Grundeigentümer angeschrieben und es wur- den die Beweggründe für den Vorstoss für eine Schutzlegung erläutert. Wir Beteiligten waren damals alle noch jung, voller Ideale und wohl auch etwas ungestüm. Sicher wurden dabei von Seiten der Natur- schützer auch Fehler begangen. Die Aufgabe war für alle ehrenamtlich Tätigen wohl auch fast zu gross. 
Da kam das persönliche Ge- spräch mit den vielen Privatbesitzern sicher zu kurz. Unterstützung hatten wir damals auch kaum. Derjenige, der seinen Kopf aus der Masse heraushält, muss auch Hiebe gewärti- gen, auch unter die Gürtellinie. Viele konn- ten sich zudem nicht vorstellen, dass man ohne Eigennutz derartiges betreiben könne. 1972 stellten wir eine für damalige Verhältnis- se sehr modern vertonte Multimediaschau (vier Projektoren) mit Hilfe des Atelier Wachter, Schaan, zusammen und zeigten die- se anlässlich einer Orientierungsversammlung 
in Ruggell. Das dörfliche Klima war für uns ob der Vorgeschichte nicht sehr günstig, aber schon damals zeigten sich viele Anwohner von der Vielfalt, die in ihrem Ried herrschte, beeindruckt. Die meisten der vorgebrachten Einwände betrafen die künftige Behandlung der im Gebiet bereits gedüngten Flächen. Ge- gen eine Erhaltung der Streueflächen bestand eher wenig Ablehnung. 1976/77 schlossen wir uns einer Kampagne «Feuchtgebiete schützen — Leben erhalten» des World Wildlife Fund (WWF) an, die ebenfalls mit einer Finanzierungsaktion ver- bunden war. Das Ergebnis der liechtensteini- Unsere Naturschutzgebiete sind keine Inseln unberührter Natur. Schon längst hat man er- kannt, dass vor allem Riedgebiete einer dau- ernden Pflege bedürfen, die früher der Land- wirt mit seiner regelmässigen Streuenutzung garantierte. Besonders der mittlere Riedab- schnitt verbuschte in den 1970er Jahren zuse- hends und es drohte die riedtypische Vegeta- tion zu verschwinden. Mit der Anschaffung einer Riedmähmaschine und der Gewährlei- stung des Riedunterhaltes durch das Land, konnte der Verbuschung Einhalt geboten werden. Mit der Bestellung eines Aufsichts- organes ist auch die Überwachung und Be- treuung des Gebietes besser geregelt. Die langfristige Übernahme der Pachten im Ge- biet durch den Naturschutz bei kostenloser 
!schen Sammelaktion mit Fr. 40 000.— konnte 'sich sehen lassen. Mit diesen Mitteln konnten die ersten Flächen für den Naturschutz aufge- kauft werden. Sämtliche gesammelten Mittel wurden zu 100 % dem Ruggeller Riet zuge- führt. 1978 folgte dann die Unterschutzstel- lung, 1979 wurde jedem Ruggeller und Schel- lenberger Haushalt eine Broschüre über das Ruggeller Riet mit seinen Schutzwürdigkeiten und Inhalten zur Information zugestellt. Im gleichen Jahr übernahm der WWF die Kosten für die Erstellung eines Pflege- und Gestal- tungsplanes für das Ried, worin die wichtig- sten Prinzipien des Unterhaltes festgelegt wurden. Abgabe des Streuegutes an Interessierte hat sich sicherlich auch positiv ausgewirkt. Auf naturschutzeigenem Boden konnte 1982 eine grössere Wasserfläche erstellt werden, um den an diese Standorte gebundenen Tieren wieder ihre Lebensnischen zurückzugeben. Noch bleibt viel zu tun. Trotzdem glauben wir, dass das Bewusstsein insgesamt verstärkt wurde, dass Feuchtgebiete kein nutzloses Land darstellen. Wir danken allen, die für dieses Anliegen Verständnis haben, vor allem den Behörden des Landes und den Gemeinden und allen Grundeigentümern im Gebiet. Ergeben sich im Einzelfall Probleme, so bitten wir diese an den Gebietsbetreuer Julius Eberle, Ruggell, heranzutragen. Es wird dann nach geeigneten Lösungen gesucht, wobei vor allem auch ein Grundaustausch allenfalls möglich ist. Mario F. Broggi
	        

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