Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1984) (15)

Seite 14 Bürgerinitiativen 
April 1984 Bürgervorstösse ... und Eingriffe an den Beispielen Sareis und Sass Wir möchten alle, dass unsere Umwelt in- takt, die Landwirtschaftszone genügend gross, das Erholungsgebiet nicht überlau- fen oder gar zerstört wird, die Luft und das Wasser möglichst rein sind etc. etc. Doch in der Praxis arbeiten wir täglich gegen dieses Idealbild. Die heute schon mehr als grosszügige Bauzone wird, anstatt eingeengt, ausge- dehnt. «Übriges Gemeindegebiet», wie die «Grauzone» heisst, wird von vielen noch als künftiges Bauland angesehen. Eines Tages könnte sich bei zuviel «Grosszügig- keit» die Bauzone gar auf das mehr als magere Landwirtschaftsgebiet ausdeh- nen. Der Boden ist mehr denn je ein Spe- kulationsobjekt. Ein grosses Bauvolumen wird bei uns noch als positiv empfunden. Und dies trotz der Befürchtung, dass jeder Kubikmeter Beton, ob im Hoch- und Tief- bau, ein weiterer Schritt in Richtung Stadtstaat ist. Diese Entwicklung stellt man auch im Alpengebiet fest. Die Bautä- 
tigkeit ist in Triesenberg, Steg und Malbun recht stark. Durch die Bodenzusammenle- gung und den damit verbundenen Stras- senbau, die fehlende Bauzone auf dem rheintalseitigen Gemeindegebiet, und die Idee der Tourismus-Förderung ergaben sich für Triesenberg in den letzten Jahren Probleme, deren Lösungsversuche von der Bevölkerung nicht überall auf Ver- ständnis stiessen. Deshalb wurden denn auch einige Bürger-Vorstösse gemacht, die mehr oder weniger erfolgreich waren. Als Mit-lnitiant der verschiedenen Bürger- Vorstösse am Triesenberg möchte ich nachstehend die wichtigsten schildern und deren Erfolg oder Misserfolg kurz kommentieren. Ziel dieser kleinen Zusam- menfassung soll es sein, einer breiten Öf- fentlichkeit zu zeigen, was bei Bürgervor- stössen in unserm Land passiert, wie der Bürger und Politiker darauf reagieren und welchen Erfolg oder Misserfolg die Aktio- nen hatten. 
denheiten blieben bis heute. Viele sehen die Schaffung einer Zone als «kommunistisch» an, der Boden sei dann viel weniger wert, es wurde von "Enteignung" gesprochen etc. Die Meinung, dass eine Bauzone auch am Berg gut wäre, ist beinahe überall vorhanden. Wenn es aber darum geht, etwas Verzicht zu leisten, wenn man also selber davon betrof- fen wird, dann ist man dagegen. Dass am Triesenberg die Bodenzusammen- legung (ca. 1960 begonnen) ohne vorherige Zonierung eingeleitet wurde, ist bestimmt der grösste Fehler, der bisher in dieser Gemein- de gemacht wurde. Heute sieht jeder seinen durch eine Strasse erschlossenen Boden als Bauplatz an. Welcher Weg zu einer Zonie- rung führt, weiss im Moment wohl niemand. Ob es sinnvoll ist, wenn das ganze rheintal- seitige Gemeindegebiet überbaut wird? Dass Politiker dieses heisse Eisen nur ungern an- packen, ist nach den bisherigen Abstimmun- gen verständlich. Auf dem Sareiserjoch wurde mit einem Trax eine «Strasse» erstellt, welche später in Fron- arbeit auf einen Weg von ca. 1.50 Meter Da es in Triesenberg auch 1980 noch keine Bauzone oder Landwirtschaftszone gab und keine Zonierung dem unkontrollierten Über- bauen auf dem rheintalseitigen Gemeindege- biet Einhalt gebot, wurde eine Bürgerinitiative zur Schaffung eines «Landwirtschafts- und Erholungsgebietes» gestartet. Mit beträchtli- chem finanziellem Aufwand (Broschüre/Plä- ne etc.), der von den Initianten geleistet wur- de, wurde die Bevölkerung über die Initiative aufgeklärt. In wenigen Tagen wurden ca. 180 Triesenberger Stimmbürger kontaktiert, von denen 160 ihre Unterschrift für eine Urnenab- stimmung gaben. Bei der Abstimmung selbst stimmten von den rund 480 Stimmberechtig- ten nur noch 140 (!) für die Schaffung dieses Landwirtschafts- und Erholungsgebietes». Kommentar: Der Aufwand für die Initiative war recht gross. Die 160 Unterschriften ent- schädigten aber für die Arbeit und gaben Zuversicht auf die kommende Abstimmung. Da der Gemeinderat ein rechtliches Gutäch- ten einholte und es dort hiess, dass die Initia- tive «Nicht rechtsgültig» sei, wurde eine Lö- sung gesucht. Der Gemeinderat beschloss, aufgrund der 160 Unterschriften, die Initiative anzunehmen und als Vorschlag des Gemein- derates darüber abstimmen zu lassen. Als es nach langem Hin und Her zur Abstimmung kam, war das Resultat niederschmetternd. Weniger JA-Stimmen als vorher Unterschrif- ten gesammelt wurden . . . Die Initianten (bewusst FBPNU-geboren ge- halten) mussten in dieser Abstimmungszeit einiges an Kritik einstecken. Es hagelte von beleidigenden Schimpfwörtern und einiges «böses Blut» wurde geschaffen. Zwar waren die Initiativ-Gegner nach dem Abstimmungs- ausgang wieder eher versöhnt, aber Spuren der damaligen starken Meinungsverschie-
	        

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