Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1983) (14)

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Reinlichkeit kontra Vielfalt November 1983 Umweltschutzbelange Abg. Armin Meier: Ich richte an die Regie- rung eine kleine Anfrage bezüglich Strassen- randpflege. Nicht nur die Bauern sind gegen- wärtig dabei, zu mähen und Gift zu versprü- hen, sondern auch unsere Strassenarbeiter. So konnte ich beispielsweise beobachten, wie zwischen Nendeln und Schaan die Strassenbö- schungen mit einem raffinierten Traktormä- her meterweit sehr sorgfältig und gründlich gepflegt wurden. Andernorts werden die Strassenränder mit Herbiziden vom Gras be- freit. Leider ist durch diese Massnahmen die früher so üppige und farbenfrohe Wegrand- flora, übrigens ein wichtiges Biotop für unsere Schmetterlinge, fast gänzlich verschwunden, abgesehen vom vielen Kleingetier, das unter den Messern zermalmt und vom Gift vernich- tet wird. Ich weiss, dass die Landwirtschaft auf diese Tatsachen in ihrem Nutzungsanlie- gen weniger Rücksicht nehmen kann. Wie ist es aber mit der öffentlichen Hand bezüglich der Strassenränder? Meine Fragen: Was ist der Zweck dieser Massnahme? Genügt nicht ein einmaliges Ab- mähen im Herbst oder zumindest nach dem Ausblühen der Pflanzen, damit diese wenig- stens noch die Möglichkeit haben, den Samen auszureifen? Kann das so umweltschädliche Gift nicht vermehrt durch Handarbeit ersetzt werden, was sicher kostenungünstiger ist, aber vielleicht unserer Natur zuträglicher? Schiessen wir mit der ganzen Landschaftskos- metik nicht weit über das Ziel hinaus? Ein Beispiel: An der erwähnten Strassen- strecke liegt ein Autorastplatz mit Grünflä- che. Diese Grünfläche wird gepflegt und ge- mäht fast wie ein Hausrasen, bedauerlich ei- gentlich, weil ich meinen würde, dass es für dort weilende Kinder und Erwachsene sehr viel schöner und beglückender wäre, auch noch einige blühende Wiesenblumen zu fin- den. Ich war letzthin mit einer Gruppe von Jugendlichen unterwegs, um Wiesenblumen zu suchen — ich musste weit gehen. Regierungschef Hans Brunhart: Ich möchte die Antwort wie folgt geben: An den Stras- senrändern besteht die Gefahr, dass Pflanzen in den Belag einwachsen und diesen aufspren- gen, wodurch über eindringendes Wasser wei- tere Folgeschäden entstehen. Dies wurde frü- her durch einen jährlichen Herbizideinsatz zu verhindern versucht. 
Seit 3 Jahren wurde bei Landstrassen konsequent auf jeden Herbizid- einsatz verzichtet. Dafür werden die Strassen- ränder zweimal jährlich mit dem Mäher bear- beitet. Der Einsatz erfolgt damit ungefähr gleichzeitig mit einer landwirtschaftlichen 
Nutzung. Eine intensivere Pflege ist bei Ver- kehrsinseln und bei Rastplätzen notwendig, da diese Grasflächen für die Benutzung frei- gegeben sind. Sie müssen periodisch von weg- geworfenen Gegenständen geräumt 
und in der Hauptwachstumsperiode ca. alle 14 Tage gemäht werden. Bei längerem Wachstum könnte nicht mehr mit dem Rasenmäher ge- mäht werden. Abfälle könnten nicht mehr ohne weiteres entfernt werden und das Gras würde zudem durch die Benützung niederge- stampft. Zu den einzelnen Fragen: Was ist der Zweck dieser Massnahmen? Wie aus meinen Ausfüh- rungen hervorgeht, werden die Strassenrän- der zur Verhinderung von Belagseinwachsun- gen gemäht. Ausserdem soll verhindert wer- den, dass Wildwarnreflektoren und Randmar- kierungspfosten vollständig zugedeckt werden. 
im Parlament Zur zweiten Frage: Genügt nicht ein einmali- ges Abmähen im Herbst oder zumindest nach dem Ausblühen der Pflanzen? Zur Errei- chung des Zweckes erscheint zumindest ein zweimaliges Schneiden unerlässlich. Dadurch könne das Abhacken und damit eine periodi- sche Zerstörung vermieden werden. Der Schnitt erfolgt normalerweise im Juni und im September/Oktober, so dass das Ausblühen im wesentlichen gewährleistet ist. Frage 3: Kann das so sehr schädliche Gift nicht vermehrt durch Handarbeit ersetzt wer- den? Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass bei Landstrassen — und ich kann nur für die Landstrassen sprechen — seit 1981 kein Herbizid mehr zum Einsatz gelangt. Frage 4: Schiessen wir in der ganzen Land- schaftskosmetik nicht weit über das Ziel hin- aus? Da könnte ich natürlich lange Ausfüh- rungen machen. Ich möchte mich auf zwei Sätze beschränken. Die Zivilisation hat ihre Auswirkungen auf die Natur. Wir müssen ver- suchen, mit gewissen Kompromissen zu le- ben. Das heisst konkret auf Ihre Frage bezo- gen, dass mir die Praxis, wie sie besteht und wie ich sie dargestellt habe, insbesondere im Zusammenhang mit diesen Rastplätzen zu- mindest versuchsweise überprüfenswert er- scheint. Ich habe den gleichen Rastplatz, den Sie im Auge haben, bei der Besichtigung der Rüfen letzten Mittwoch ebenfalls gesehen und war damals eigentlich beeindruckt vom klaren und schönen Schnitt dieses Rasens. Ich könnte mir vorstellen, dass man es einmal versucht, ob eine andere Art der Pflege nicht doch möglich wäre. Ich denke also, dass man sich hier einmal etwas einfallen lässt. Wenn es nicht geht, wird man wieder zur heutigen Praxis zurückkehren.
	        

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