Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1983) (13)

Liechtensteiner Umweltbericht Strassenbau Seite 7 Teeren und Betonieren von Flurwegen - ein weiterer Beitrag zur Naturferne Immer mehr Flurwege werden mit einem be- festigten Belag versehen. Die Notwendigkeit eines Belages wird aus Unterhaltsgründen angegeben. Vor allem die schweren Bewirt- schaftungsmaschinen ruinieren die Flurwege. Wir wissen allerdings auch, dass die gleichen Maschinen nicht nur die Wege beschädigen, sondern auch die Bodenkrume verdichten. Dadurch werden die für die Humusbildung 
den ökologischen Austausch, d. h. Wande- rungen der Kleintiere unterbinden. Biotope verinseln damit immer mehr, was den Zusam- menbruch einzelner Populationen fördert. • 
Befestigte Wege tragen zum Versiege- lungseffekt in der Landschaft bei, weil hier nichts versickern kann. Sie fördern damit den Spitzenabfluss in die Vorfluter. Diese müssen darum weiter ausgebaut werden, was Millio- 
nen von Franken verschlingt. Bei starken Re- genfällen sind auch Erosionsschäden am Kronenrand und an Böschungen zu be- fürchten. • Der Erholungswert für Wanderer sinkt durch befestigte Wege beträchtlich. Es ist allgemein bekannt, dass das Wandern auf naturnäheren Wegen physiologisch ge- sünder ist. Wussten Sie beispielsweise auch, dass die Schwalben wesentlich auf den Strassenkot für ihren Nestbau angewiesen sind? Mit der Befestigung der Wege gehen ihnen diese Baumaterialien verloren. An die Befestigung dieser Flurwege werden entscheidende öf- fentliche Mittel gegeben. Dürfen wir deshalb im Sinne des Allgemeininteresses neben technisch-betrieblichen Argumenten nicht auch solche des Erholungslandschaftschut- zes und des Naturschutzes anknüpfen? Wir meinen JA und haben den Gemeinden Zu- rückhaltung bei der Neuanlage von befestig- ten Flurwegen empfohlen. Im Falle der Melio- ration «Vaduzer Riet» haben diese Argumen- tationen trotz LGU-Eingaben nicht genützt, wie der heutige Aspekt beweist. Ein Sieg der technokratischen Gründlichkeit und des Per- fektionismus? Beton-Flurweg Vaduzer Riet i Unbefestigter Flurweg Bofel-Triesen v 
Die Isolationswirkung der Strasse auf eine Lauf- käfer-Population der Art Abax ater (oben) und die Kleinsäuger Apodemus flavicollis und Cle- thrionomys glareolus (unten) aus MADER 1979). verantwortlichen Bodenorganismen empfind- lich 
gestört. Also ein doppelter Weg in die Sackgasse? Gegen befestigte Beläge sprechen weitere, scheinbar zu wenig bekannte Argumente: • 
Die Künstlichkeit in der Landschaft wird erhöht. Naturflurwege, oft mit einem grünen Vegetationsband in der Mitte, fügen sich op- tisch besser in die Kulturlandschaft ein. Das Landschaftsbild wird somit weniger beein- trächtigt. • 
Feste Belagsdecken führen zu Verände- rungen des Kleinklimas. Bei Sonneneinstrah- lung erhöht sich der Kontinentalitätsgrad der befestigten Fahrbahn. Gegenüber der natürli- chen Umgebung treten höhere Lufttempera- turen und niedrigere Luftfeuchtewerte auf, dies in Verbindung mit hohen Belagstempe- raturen. • 
Die Tier- und Pflanzenwelt, insbesondere Kleintiere, die die naturnahe Umgebung der Wege besiedelt hat und oft zahlreiche bemer- kenswerte Elemente enthält (oft Nützlinge für die Landwirtschaft), wird durch die feste Be- lagsdecke in ihrer Existenz gefährdet oder zerstört. Ein frisch entwickelter Kleinlurch, also die kleinen Frösche und Kröten, ver- trocknen bei Überquerung von Teerbelägen. Diese heissen und trockenen Flächen wer- den so vielen Tiergruppen zur Falle. • Neuere Untersuchungen zeigen, dass be- festigte Wege — auch kleinerer Dimension —
	        

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