Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1983) (13)

500. Hier bei den Abgasbestimmungen war der eigene, «kleine Beitrag» gefragt! 
Mitteilungen der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) — erscheint 2-3 mal jährlich — Redaktion und Konzeption: Mario F. Broggi — Layout: Elisabeth Jansen - Geschäftsstelle: Postfach 254, 9490 Vaduz, Tel. 075/25262 — Photos: Mario F. Broggi, A. Kieber, Georg Willi, W. Zanghellini, Archiv Alpenverein, Jürg Zürcher — Druck: Gutenberg AG, Schaan, auf Altpapier. Schwerpunktthema dieser Nummer bildet der «Saure Regen». Alle reden davon, wir auch. Es handelt sich um ein typisches «ökologisches» Grossphänomen. «Oikos» heisst griechisch «Haus» und in diesem Haus haben wir eine heillose Unordnung angerichtet. Die Pufferkapazität unseres Bodens gegen den Säure- regen scheint sich zu er- schöpfen. Jetzt haben wir den Salat: die Bäume ste- hen in grossem Ausmass um, die Seen versauern, landwirtschaftliche Nutzflä- chen werden verseucht. Man meinte über Jahrzehn- te, das Problem mit hohen Schornsteinen lösen zu können, es kam billiger als zu entschwefeln. Im alten Klischee verhaftet, dass Umweltschutz allein als Ko- stenfaktor gesehen wird, keinesfalls aber als haus- hälterisches Handeln zur Verteidigung von Werten. Im primitiven Ausbeutungs- glauben, dass die Natur zur freien Bedienung dem Flin- ken gehöre. Dafür rieselt es heute europaweit, nämlich Salzsäuren, Stickoxide, Schwefeldioxid, Kohlen- wasserstoffe, Zink, Blei, Quecksilber, Cadmium, selbst von TCDD, seit Seveso gut bekannt, ist die Rede. Unsere zwei für diese Nummer angespro- chenen Interviewpartner aus Liechtenstein meinen, dass wir bis jetzt noch relativ gut weggekommen sind. Noch beginnen uns nicht an die 3000 ha Wälder, wie im Gebiet des Nationalparkes Bayerischer Wald, ab- zusterben. Und trotzdem, müssen wir nicht auch bei uns vermehrt Sorge halten? Auch 
wir sollten unsere Emissionen in den Griff bekommen. Es ist erst ein paar Monate her, als einige in Liechtenstein meinten, man müsse aus den zwischenstaatlichen Verträgen mit der Schweiz wegen deren verschärften Abgas- vorschriften ausscheren. Immerhin stam- men 45 % der Stickoxide vom Auspuff. So- dom und Gomorra wurde wegen der Ab- gasvorschriften für die Wirtschaft heraufbe- schworen. Es wurde auch als schlimm ta- xiert, dass verschiedene Automodelle den neuen Bestimmungen nicht mehr stand- hielten. Gross war das Wehklagen. Klammheimlich sind sie schon jetzt teils wieder auf den Markt zurückgekehrt, so nächsthin auch der von einigen auf «Re- serve» hinzugekaufte Zweit-Mercedes 
Ein Beitrag gegen die Luftverschmutzung wäre auch der Einbau einer Rauchgas- waschanlage in unsere gemeinsame Kehr- richtverbrennungsanlage in Buchs. Was in Japan in der Entschwefelungstechnik vor fünf Jahren 562 mal in Anlagen praktiziert und Stand der Technik war, soll hier offen- bar nicht realisiert werden. Munter soll das Müllvolu- men weiter auf ein Drittel des Gewichtes zusammen- gebrannt werden. Die «ver- schwundene» Substanz geht durch den Kamin in alle Winde. Sind wir denn wirklich  nicht lernfähig? Müssen wir unsere Umwelt irgendwann teuer zurück- kaufen? «Umweltschutz kostet nur Geld», heisst es häufig. Er bringt uns aber eine bessere, dem Men- schen gemässere Umwelt. Das ist eine Tatsache mit Konsequenzen, nicht zu- letzt wirtschaftlichen. Öko- logie sei Langzeitökono- mie, heisst es so schön, oh- ne es zu tun. Ein weiterer Öko-Kollaps könnte vor der Tür stehen, und zwar mit unserer indu- strialisierten Form der Landwirtschaft. Durch Dün- ger und Pestizide gestresst, dürften sich in nicht allzuferner Zukunft unsere Böden - das kostbarste Gut - rächen. Rund zwei Drittel der Gefährdungen aller Tier- und Pflanzenarten in Mitteleuropa gehen auf das Konto der heutigen Bewirtschaftungs- formen. 397 von 589 gefährdeten Gefäss- pflanzen in der BRD sind durch die Land- wirtschaft vom Aussterben bedroht. Doch das ist wieder ein anderes Kapitel, von dem wir bestimmt noch dramatisch hören werden.
	        

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