Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1982) (12)

Liechtensteiner Umweltbericht 
Naturlehrpfad 
Seite 15 Naturlehrpfad in Schaanwald von Louis Jäger Der Naturlehrpfad in Schaanwald, der 1971 eröffnet wurde — also bereits über 10 Jahre besteht — ist so etwas wie ein Buch in der Natur. Die Tafeln an den Wegseiten entsprechen den Blättern, beziehungsweise den Seiten in einem Buch, und informieren in Bild und Text über den Wald, seine Tier- und Pflanzenwelt, über seine Nutzung und die Nutzniesser. Der interessierte Wanderer erfährt etwas über die Baumarten im Maurer Wald, über ihre Ausbreitung auf unserer Erde und über ihren Wert als Gebrauchs- holz. Vieles wird auf den Informationstafeln dargelegt: die Her- kunft mancher Arten, ihre Wiedereinwanderung nach den Eiszei- ten oder ihre natürlich bevorzugten Standorte in unserem Wald- system. Der Standort für Weisstannen beginnt etwa bei 1000 m ü. M. Deshalb darf man sich nicht wundern, wenn die Weisstan- nenbestände im Bauwald oft einen recht lädierten Eindruck er- wecken. 
Im Jahre 1828 wurde den damaligen Maurer Bürgern im heutigen Bauwald Nutzungsrecht zugeteilt. Diese im Sinne der heutigen Wald- wirtschaft recht kleinen Parzellen wechselten im Laufe der Zeit durch Vererbung, Teilung und Verkauf öfters den Besitzer. So entstan- den sehr kleine, aber einzelne auch grössere in ihrer Abgrenzung manchmal unklare Ein- heiten. Einige Besitzer dieser Nutzungsrech- te kennen ihren eigenen Nutzwald — im Volks- mund «agna Wald» überhaupt nicht. Es ist allerdings auch nicht zu übersehen, dass ein Teil der Parzellen sich in einem guten Zustan- de befindet und der Wille und Besitzerstolz für einen zukunftsträchtigen Wald erkennbar ist. Trotzdem, über das ganze Areal gesehen, hat der heutige Bauwald reichlich Schadstel- len, die die Funktion als Schutzwald beein- trächtigen. Oft wird aber mit standortfremden Gehölzarten, welche hier krankheitsanfälliger sind, neu bestockt. Vielleicht könnte eine frei- willige Pflege- und Verwertungsgenossen- schaft, die Aufwendungen und den Ertrag im Verhältnis der eingebrachten Nutzungsrechte und aufgenommenen Holzbestände verteilt, am ehesten den Waldbestand erneuern und für die nächste Generation erhalten. Ein Gang durch unseren Lehrpfad lohnt sich jedenfalls. Er hilft, die Natur und ihre Zusam- menhänge, Erscheinungen und Regeln, auch die im Maurer Bauwald zu beobachten und zu erkennen. Über 40 Lehrtafeln verschaffen Zu- gang zu kleinen Details im Walde und zum besseren Verständnis unserer Umwelt. Über diese Dinge nachzudenken, sollte man sich hie und da Zeit nehmen. Waldtümpel am Salamanderweg So steht es allerdings nicht auf den Lehr- tafeln, aber die natürliche vertikale Gliede- rung der Baumarten am Beispiel des Maurer- berges ist grafisch dargestellt. Der aufmerk- same Beobachter kann sich anhand dieser und anderer Informationen an den beiden Wegseiten des Lehrpfades ein Bild über Ursache und Wirkung der Kräfte, die den Zustand des Waldes beeinflussen, machen. Ganz so nebenbei beim Spazieren erfahren wir im Naturlehrpfad einiges von der jahrhun- dertealten Verkettung von Mensch und Wald. Der Wald lieferte und liefert schon seit Gene- rationen Bau- und Brennholz, Sauerstoff für unser Leben, sauberes Quellwasser und schützt die Bewohner der Siedlungen, die unter dem Bergwald liegen, vor Rüfegängen. Wenn man auf dem Naturlehrpfad, der durch einen Teil des Maurer Bauwaldes führt, spa- ziert, erkennt man aber auch sogleich die recht schütteren Stellen, die weder gesunden Ertrag bringen, noch die Funktion eines Schutzwaldes erfüllen können.
	        

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