Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1982) (12)

Mitteilungen der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) — erscheint dreimal jährlich — Redaktion: Mahd F. Broggi — Layout: Elisabeth Jansen — Geschäftsstelle: Postfach 254, 9490 Vaduz, Tel. 075/25262 — Photos: Mario F. Broggi, Xaver Batliner, Hubert Wenzel, Louis Jäger, Wolfgang Zanghellini, Georg Willi, Hans Schreiber, Elmar Meier, Erich Marxer, Atelier Walter Wachter, Alfons Kleber, Hanno Meier — Druck: Gutenberg AG, Schaan, auf Altpapier — Diese Ausgabe des «Liechtensteiner Umweltberichtes« geht zu- sätzlich an alle Haushaltungen der Gemeinde Mauren-Schaanwald. Die Herausgabe wurde durch einen Beitrag der Gemeinde Mauren unterstützt. Editorial Mehr Freiheit - weniger Staat,  wie steht es mit unseren Lebensräumen? Die Parole «Mehr Freiheit — weniger Staat» liegt gut in den Ohren. An diesem Schlagwort ist richtig, dass es zu vermeiden gilt, unser ganzes Leben zu reglementieren. Staatliche Schwerfälligkeiten sind überall bekannt, der private Handlungsspielraum sollte möglichst wenig eingeengt werden. Das sind die guten Ideen der Marktwirtschaft, das ist die eine Seite. Die andere ist, dass wir auch genug haben von werbegängigen Klischees, von nur autokonformen Strassen, die das Dorf auf- reissen, von Landschaftszerstörung aller Art. Was wir erhoffen, ist die Erhaltung intakter Landschaften auch innerdörflicher Lebens- räume, wenig Lärm und Luftverschmutzung. Und wir möchten, dass das Wasser sauber bleibt, und dass die Wildtiere und Pflanzen weiter leben können. Soweit, im generellen, sind wir fast alle einig, weil ja jeder für den Natur- und Umweltschutz ist. Diese Wünsche kann uns aber in Mitteleuropa kein Privatun- ternehmen ermöglichen. Wenn in unserem stark besiedelten und genutzten Land ein einigermassen ansprechender Lebensraum - für Mensch, Tiere und Pflanzen — in Zukunft erhalten bleiben soll, braucht es «Überein- kommen» zwischen den Menschen, wonach nicht jeder von dieser, unserer einzigen und gemeinsamen Natur für seine privaten Zwek- ke so viel nehmen kann, wie er will. Die Landschaft ist kein Selbstbedienungsladen, wir haben aber die entsprechende Mentalität erworben. Hier brauchen wir den Staat, damit er in unse- rem Namen und in unserem Auftrag Normen schafft. Das öffentliche Interesse ist nicht die 
Summation der Einzelinteressen: ich will, Du willst, und er noch mehr! Und spätestens hier ist der Slogan «Mehr Freiheit — weniger Staat» bedenklich, Freiheit auf wessen Ko- sten? Auf Kosten des Nachbarn, der Nach- kommen und schliesslich der Landschaft? Wir brauchen den Staat, der im öffentlichen Interesse (wer weiss noch was das ist?), in unser aller Auftrag Ortsplanungen, Freihalte- zonen, Landschaftsschutzgebiete, Natur- schutzgebiete oder ein Umweltschutzgesetz schafft und auch durchsetzt! Wer die Bewältigung dieser echten Zukunfts- aufgaben unserer Gemeinschaft mit dem Schlagwort «Mehr Freiheit — weniger Staat» bekämpft, schadet unserem Staat, wie auch unserer Freiheit. Diese Gedanken kommen mir, wenn wieder einmal jemand in Rhetorik macht und für einen «vernünftigen oder ver- hältnismässigen Naturschutz» ist, was immer das auch sei. Oder auch, wenn sich private Organisationen für die Erhaltung von be- stimmten Lebensräumen einsetzen. Späte- 
stens dann ist es in der Regel mit dem Natur- schutz-Goodwill zu Ende. Derartige auf Ein- schränkungen herauslaufende Verpflichtun- gen sind nicht beliebt, das mag der Bürger nicht, heisst es — hat man jedoch ihn gefragt? Kommt folgerichtig ja nicht mit einem Antrag um konkrete Unterschutzstellung, das sind Einengungen der Freiheit. Einengungen der Gemeindeautonomie, und das mag man auch nicht, für was immer es auch sei! Kommt selbst nicht mit Anträgen für Unter- schutzstellungen wertvollster, einzigartiger Lebensräume im Gemeindebesitz. Zwar wäre der Schutz der Landschaft und der Lebens- räume für Pflanzen und Tiere mit Hilfe von Zonenplänen und Schutzverordnungen der öffentlichen Hand sicherzustellen. Der Geset- zesauftrag wäre da, unzweideutig, aber . . Ich bin in Sorge, ob wir im intensiv genutzten Talraum, in unserem Lebensraum, für eine Vielfalt, für eine aussermonetäre Natur- schutzpolitik noch etwas bewegen können. Mario F. Broggi
	        

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