Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1982) (11)

Seite 12 Energiepolitik Juni 1982 Die landesweiten Proportionen sehen Die Schweiz hat mehr als jedes andere Land der Welt seine Wasserkräfte zur Gewinnung von elektrischer Energie verwendet, nämlich zu mehr als 90 Prozent. Trotzdem verfolgen verschiedene private und öffentliche Unter- nehmen intensiv das Ziel, auch den Rest an freifliessenden Gewässern noch zu nutzen. Aus den Rheinkraftwerken FUCH würden pro Jahr 220 Mio. kWh ins schweizerische Netz fliessen. Für sich allein genommen, mag dies als eine beachtliche Grösse erscheinen. Tat- sächlich entspricht sie gut 12 Prozent des st. gallischen Stromverbrauches. Für eine realistische Beurteilung ist es aber notwen- dig, die gesamtschweizerischen Proportionen zu sehen und z. B. die 220 Mio. kWh dem Verbrauchsanstieg im Jahre 1981 von 950 Mio. kWh gegenüberzustellen. Die Produk- tion eines Werkes, das derart schwerwiegen- de Eingriffe in ein Tal bringt, entspricht also nur dem Verbrauchszuwachs einiger weniger Monate. Übertragen auf alle noch nutzbaren Wasserläufe hiesse dies, dass auch nach dem Bau des allerletzten Wasserkraftwerkes der Energiehunger nicht gestillt wäre, son- dern unter Hinweis auf den weiter steigenden Konsum die Bereitstellung zusätzlicher Ener- giemengen gefordert würde. Und das könnte nur bedeuten: Bau weiterer Kern- oder Kohle- kraftwerke. 
Die warnenden Hinweise auf Versorgungs- Engpässe, mit denen die Elektro-Wirtschaft die Unvermeidlichkeit neuer Kern- und Was- serkraftwerke begründet, sind unhaltbar, so- lange von den verantwortlichen Behörden keine wirksamen Massnahmen gegen die Energieverschwendung getroffen werden, sondern das Gegenteil gefördert wird: So werden z. B. weiterhin Jahr für Jahr neue Bergbahnen bewilligt, ohne dass dem da- durch direkt und indirekt verursachten zusätz- lichen 
Energie-Verbrauch die gebührende Beachtung geschenkt würde. FL: Das Schlagwort von der Selbstversorgung Für Liechtenstein stellt sich die Frage inso- fern anders, als es tatsächlich bezüglich Elek- trizität für viele Jahre zum Selbstversorger würde. Sollte damit die Erwartung verbunden werden, dass dadurch das Land im erhebli- chen Masse von wirtschaftlichen Störungen 
aus dem Ausland verschont bliebe, so wäre dies ein Irrtum. Die Wirtschaft des Fürsten- tums ist (noch ausgeprägter als jene der Schweiz) in einem solchen Masse mit der internationalen Wirtschaft verbunden und von der Konjunktur-Entwicklung in Europa und Übersee abhängig, dass dabei die Frage der Elektrizitätsversorgung nur eine untergeord- nete Rolle spielt. Die Folgen von Störungen in der Rohstoff-Beschaffung und von stocken- dem Absatz auf den Weltmärkten lassen sich nicht mit dem eigenen Strom als Wundermit- tel kurieren. Kein Raum für Ersatzbiotope Die Befürworter der Rheinkraftwerke FUCH - versuchen die Naturschützer dadurch für ihr Projekt zu gewinnen, dass sie auf Stauseen im aargauischen Reusstal und bei Klingnau hinweisen, die zu wertvollen Lebensräumen wurden. Ein solcher Vergleich ist jedoch völlig verfehlt. Bei den genannten Beispielen han- delt es sich um ausgedehnte Seen, die dank ihrer flachen Ufer günstige Lebensbedingun- gen für eine grosse Vielfalt von Kleinlebewe- sen sowie höheren Pflanzen- und Tierarten bieten. Dort wurde ein echter Ersatz für verlo- rengegangene Biotope geschaffen. Dies war aber nur möglich, weil z. B. im Reusstal eine grossräumige Güterzusam- menlegung die Voraussetzung zur Ausschei- dung von insgesamt 200 ha neuen Natur- schutzgebieten bot. Im Rheintal fehlt diese Voraussetzung, weil die Güterzusammenle- gungen abgeschlossen sind. Durch den geplanten Stau würde nur ein schmaler, über 5 m tiefer See entstehen. An den steilen, befestigten Ufern könnte sich keine Ufervegetation (Schilf, Binsen) 
entwickeln . Die offene Wasserfläche würde vor al- lem jene Wasservogel-Arten anziehen, deren Bestände nicht bedroht sind. Es würde aber kein neuer Lebensraum für vom Aussterben bedrohte Arten geschaffen. Auf der Landseite der Dämme sind unter gewissen Bedingungen längerfristig (nach Jahrzehnten) Trockenwiesen möglich. Wei- tergehende Versprechungen der Projektan- ten, auf anstossendem Land Ersatzbiotope zu schaffen, sind solange fragwürdig, als sie nicht in einer rechtlich zwingenden Form ab- gegeben werden. Der Naturschutzbund hat bei den Ersatzbiotopen, die im Zusammen- hang mit der N 13 zu schaffen waren, erfah- ren, wieviele Schwierigkeiten und Hindernis- se zu überwinden waren, bis nur ein Teil der ursprünglich in Aussicht genommenen Ge- biete verwirklicht werden konnte.
	        

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