woran er war, und daß seine Kunst die Kräfte nicht mehr geben könne, die von
den Jahren verbraucht waren. So verschrieb er dem alten Manne folgende
Medizin: „Morgens, mittags und abends, jedesmal zur Essenszeit, ein Viertel
Roten, das gibt wieder Kraft.“ Der Zacher war dankbar. „Der Doktor Schaedler
versteht etwas“, meinte er, „das ist einmal ein rechter Doktor, der weiß doch, was
alte Leute wieder auf die Beine bringt.“
Drei Tage später trug man ihn hinaus auf den Gottesacker.
s Meia Hansa Jakob
Als Bub sollte er einmal ins Schwabenland, und fürsorglich begleitete ihn seine
Mutter auf den „Bubenmarkt“, bis sie sah, daß er von einem Bauern angeworben
wurde. Aber dem Jakob paßte es gar nicht, und schnurstracks lief er heim. Die
Mutter kam zurück, und seufzend trat sie ins Zimmer und sprach vor sich hin:
„Wie wird es wohl dem armen Bub gehen?“ Da rief der Jakob vom Ofen her-
unter: „Mama, ich bin schon wieder da!“ Und beide waren glücklich.
Die Arbeit war nicht sein Steckenpferd, und schließlich legte man ihm nahe,
nach Amerika zu gehen. Fahrkarte einfach, Abschied. Nach wenigen Wochen
tauchte er zum allgemeinen Erstaunen wieder auf. In New York hatte er sich als
Heizer verdingt, um die Rückfahrt zu verdienen, und mit dem nächsten Schiff
ging es wieder der Heimat zu.
Aber bald war nicht das Heimweh seine zweite Natur geworden, sondern
das Fernweh. Die langen Füße in engen Hosen, den Hut auf allen Seiten auf-
gekrempelt, in vorgebeugter Haltung mit rundem Rücken, so wanderte der starke
Mann auf den Straßen Süddeutschlands, weit bekannt als „das Liechtensteiner
Joggele“. Im Winter, oft genau am Silvestertag, kam er heim, und nicht selten in
Begleitung eines Landjägers, der sich schon auf den Gulden „Fanggeld“ freute,
der bei der Ablieferung zu zahlen war. Doch Jakob kannte sich besser aus: In der
Au bei der Rheinbrücke entlief er dem Amtsorgan, die Liechtensteiner brauchten
den Gulden nicht zu zahlen und Jakob kam als freier Mann an. Wurde er gefragt,
wo er gewesen sei, dann war die Antwort: „In ganz Deutschland.“
Die Mutter war inzwischen ins Bürgerheim gekommen, aber Jakob besuchte
OÖ