Dr. Rudolf Schädler
Nun erblasste auch der letzte Stern des
anst so strahlenden Dreigestirns
Schädler. Früh starb Ingenieur Karl
Schädler. In der Kriegszeit Dr. Albert
Schädler und in den ersten Morgenstun-
den des 26. Januar Dr. Rudolf Schädler,
der älteste. Diese 3 Männer lebten und
wirkten einträchtig im väterlichen Hause
zu Vaduz, dort wo einst der Tschaggaturm
stand, und Land und Volk von Liechten-
stein verdankt ihnen viel.
Der jüngst verblichene Dr. Rudolf
Schädler konnte auf ein langes Leben
zurückschauen, auf ein Leben voll Arbeit
im Dienste des Nächsten und des Landes
und in väterlicher Fürsorge für die
Seinen.
Am 21. Februar 1845 wurde Rudolf
Schädler geboren, als der erste Sohn des
Dr. Karl Schädler, Landesphysikus und
der Katharina Walser. Er äusserte oft
scherzweise, das Jahr 45 sei ein gesunder
Jahrgang gewesen: denn noch leben
3 Personen aus diesem Jahre, Philomena
Ospelt geb. Seger, Reallehrer Fidel Ospelt
und Theresia Hartmann, und einige
andere starben erst in allerjüngster Zeit.
Der Vater, Dr. Karl Schädler, war
bekanntlich nach Peter Kaiser unser
Abgeordneter beim Frankfurter Parlament
und viele Jahre hindurch Landtagspräsi-
dent, ein Mann, welcher mit Geschick
and Eifer für das Wohl des Landes ein-
irat.
Die beiden Brüder Rudolf und Albert
studierten in Feldkirch und bezogen
später die Hochschule von Giessen in
Hessen. In den Ferien pilgerten sie gern
nach Bendern, wo Oheim und Götti,
Pfarrer Rudolf Schädler wirkte.
Nach Zurücklegung der Hochschulstudien
wählten sie Vaduz als Mittelpunkt ihrer
Tätigkeit, um das fortzusetzen, was Vater
Karl und Dr. Grass in Vaduz gewesen,
Ärzte zu sein und Wohltäter der Mensch-
heit. Es ist bekannt, wie lieb sie beson-
ders gegen arme Kranke waren und wie
sie auch bei allen Bedürfnissen der
Menschheit ein teilnehmendes Herz und
eine offene Hand hatten.
Dr. Rudolf leitete auch viele Jahre die
«Liechtensteinische Landeszeitung», wel-
che ursprünglich unter Fischers Leitung
«Liechtensteinische Wochenzeitung»
niess. Als der Rummel wegen Einführung
der Goldwährung im Jahre 1878 die
Gemüter aufreizte, wollte der fried-
liebende Mann das Blatt nicht mehr füh-
ren und dankte ab.
In den spätern Jahren wirkte er ausge-
zeichnet als Haupt des Landwirtschaftli-
chen Vereins. Wir möchten noch
besonders auf die Ausstellung des Jahres
‚895 hinweisen. Sie war hauptsächlich
sein Werk und das Werk des Bruders
Albert, während die von Herrn von
Stellwag geführte Regierung damals mehr
zur Seite stand. Auch im Landtage wirkte
Dr. Rudolf, wenn auch nicht in so
weitgehendem Formate wie Präsident
Jr. Albert
”
Medaille aus Anlass der Landesausstellung 1895
{n den letzten Jahren war Dr. Rudolf
mehr ein stiller Mann. Seine früher so
ausgedehnte Praxis beschränkte er nach
Vöglichkeit, doch säumte er niemals, wo
der Patient ihn besonders wünschte, und
das war nicht selten. Er lebte nur mehr
ausschliesslich für seine Familie. Im Som-
mer zog er gerne nach Gaflei zu jenem
nustergültig geführten Alpenhotel, wel-
ches alljährlich gar viele zum Sommer-
Aufenthalte anlockte. Der rüstige Mann
spaltete das Holz für sein Haus persönlich
ınd zwar bis 4 Wochen vor seinem Tode.
Mit seiner Gemahlin Marie, der Tochter
des Landrates und Bürgermeisters Marxer,
zonnte er im Jahre 1924 die goldene
Hochzeit feiern. Es waren 50 Jahre unge-
‚tübten Friedens gewesen. Der nach allen
Seiten glücklichen Ehe entsprossen
5 Kinder, welche dem Vater in den letzten
Tagen bei seinem Heimgange mit Kindes-
;ebe hbeistanden.
Seite 14: Das Ehepaar Maria und Dr. Rudolf Schädler
vor ihrem Alphotel Gaflei