Rhein und Rüfen
grossen, mit einem Deck versehenen Schiffen, welche die grössten Lasten
überführen können. Ab Montlingen erscheinen die schwimmenden Müh-
len; sie umfassen ein mit einem Dach versehenes grosses Schiff, das die
Mühle enthält und ein zweites schwimmendes Hilfsschiff, welches das Ende
des Drehbalkens hält, der durch ein zwischen den beiden Schiffen hängen-
des Wasserrad in Drehbewegung versetzt wird.»
Auf lliechtensteinischem Gebiet kannte man nur eine Schiffmühle,
Sie stand bei Gamprin, wurde aber bereits 1777 weggerissen und nicht
mehr errichtet. In Triesen stand die Mühle am Berg- und Dorfbach und
ab 1923 bis ca. 1950 am Lawenabach (auf der Säge).
Der Flurname «Gapont» (casa pontis), mit dem heute noch 65
Parzellen in Flur VIII mit ca. 8000 Klafter im Grundbuch bezeichnet
werden, ist sicherlich alt. Er weist auf die Zeit zurück, als hier noch
romanisch bzw. rätoromanisch gesprochen wurde. Von einem Brücken
haus kann aber wohl nur dort die Rede sein, wo wirklich auch eine
Brücke gestanden haben mag.
Diese Brücke aber führte in den Dorfteil hinüber, der bereits ın
jener Zeit - also vor dem Jahre 1000 - im Rhein lag. Das ist der älteste
Hinweis auf den Bestand einer Brücke über den Rhein. In Urkunden, die
das Klosterlehen St. Luzi in Triesen betreffen, kommt die Flurbezeich:
nung Gapont 1347, 1429, 1610 vor.
«Zur Erleichterung des Verkehrs wurden Wege und Brücken erbaut
die Kirche unterstützte derlei Unternehmungen mit ıhren geistlichen Mit-
teln, weshalb die meisten Brücken einen religiösen Charakter hatten und
Kapellen und Heiligenbilder trugen. So war die Brücke, die vor Zeiten von
Triesen über den Rhein führte (bei Capont, d. h. casa pontis, Brückenhaus)
mit einer Kapelle und Statue des hl. Johannes von Nepomuk geschmückt
welch letztere jetzt in der Muttergotteskapelle steht.» (JBL 2 S. 116).
Die Muttergotteskapelle steht auf einer Uferstrasse des Rheins
und wurde früher auch «unserer Lieben Frauen Kapelle bei dem Rhein»
genannt (bischöflicher Visitationsbericht vom 29. Juni 1721).
Dass die-Gemeinde Triesen eine Rheingemeinde war, geht wohl
am besten aus einem Schiedsspruch aus dem Jahre 1467 über einen
Wuhrstreit der Triesner mit Sevelen hervor, worin es heisst, dass die
Wartauer damals (1466) den Untergang vieler Güter, Häuser und Ställe
den Triesnern verursachten, während die Triesner durch dieses neue
Wuhr nur ihr Eigentum und die Landstrasse sichern wollen (JBL 2 5.
170). Andererseits hatten die Wartauer auch auf der rechten Seite des
Rheins Weiden (JBL 2 S. 171), wie aus einem Streite vom Jahre 1487 her
vorgeht. Die Nutzung der zwischen den verschiedenen Giessen des
Rheins gelegenen Wiesen war also nicht als Pertinenz zur Bauernsame
am Berghang betrieben worden, sondern Bauernhäuser standen zwi-
schen den einzelnen Giessen des Rheins, die nun vom Rhein, der sich ein
ınderes Bett suchte, weggeschwemmt wurden, ähnlich wie 1927 der un-
tere am Rhein liegende Teil der Gemeinde Gamprin. Es war der «schiff
leitende Rhein», also der Hauptstrom, der 1466 ausbrach, sich über das
untere Triesen ergoss und den Dorfteil auslöschte.
{n einem Wuhrbrief von 1599 (verbrannt und 1627 erneuert) wird
die alte Furt über den Rhein bei Triesen erwähnt. Diese muss allem
Anschein nach westlich der Muttergotteskapelle über den Rhein geführt
haben, wo auch in der Nähe des heutigen Gasthauses «Sonne» die des
öftern im Grenzbeschrieben genannte alte Schmiede gestanden hat.