Xhein und Rüfen
sen seinen Wuhrstreit nicht beendet habe (weitere Einwände: Einkünfte
im Urbarium nicht richtig verzeichnet, Dach, Decke und Fussböden des
Schlosses Vaduz wären so verfault, dass man von unten bis oben zum
Dach hinaussehen könne). N
Bei der Huldigung und Übergabe der Grafschaft Vaduz an die
Fürsten von Liechtenstein am 9. Juni 1712 sprach alt-Landammann
Basil Hoop folgende Erwartung aus:
Die Herrschaft möge die Untertanen bei den Land- und Gemein-
derechten der Brandisischen und Sulzischen Zeiten belassen und Bei-
hilfe leisten zur Bewältigung des »anjetzo so stark reissenden Rheins und
fallend Rüfen...»
Der Bau der Hochwuhre und des Binnendammes
Moriz Menzinger (Sohn des Landvogtes Michael Menzinger)
schildert (JBL. 13) die Verhältnisse am Rhein in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts bei uns folgendermassen:
«Die Schweiz, die begreiflich über reichliche Mittel verfügte, hatte
eine Regulierung des Rheines d. h. eine Korrektion der beiderseitigen Ufer
und die Beseitigung schädlicher Wehranlagen beantragt, die Liechtenstein
ım eigenen Interesse annehmen musste.
Bis dahin floss nämlich der Rhein wie ein grosser Wildbach regellos
bald am diesseitigen bald am jenseitigen Ufer, oft auch quer von einer Seite
zur andern in riesig breitem Sandbette und bei Hochwasser grosse Land-
tücke mitreissend. Zur Abwehr baute man von beiden Seiten sogenannte
Schupfwuhre», kurze Sporne, die den Hlauptstrom nach der entgegenge-
setzten Seite hinüberleiteten, dort nicht selten Einbrüche erzeugten und
daher zu unangenehmen Verhandlungen führten. Dem sollte nun vertrags-
gemäss ein Ende gemacht und der Flusslauf auf ein bestimmtes Mass (400
Fuss) eingeengt werden. Die Schweiz besorgte das Technische d.h. liess
durch ihre Ingenieure die Korrektionslinte feststellen, welche dann in Wien
akzeptiert wurde.
Die-Arbeiten «am Wuhr» oblagen den Gemeinden und wurden von
gewählten Wuhrmeistern geleitet und beaufsichtigt. Die Oberaufsicht
führte der Rentmeister. Ein grosses Unglück traf das Land am 29. Juni 1846
als der Rhein bei Hochwasser zuerst de Damm und dann auch das Wuhr
durchriss, etwas oberhalb der heutigen Vaduzer Rheinbrücke, und sozusa-
gen das ganze Land überschwemmte.
Nach wochenlanger unsäglicher Arbeit, nachdem ein ganzer Wald
von Faschinen und hundert von Fuhren Steine in den Strom versenkt
waren, gelang es endlich, die Einbruchstelle zu schliessen.
Aber die Kulturen waren grösstenteils vernichtet, grosse Strecken mit
Steingerölle, Schlamm und Sand fusshoch bedeckt. Das Wasser verlief nur
sehr langsam und bildete noch lange Zeit in tiefgelegenem Gelände
Sümpfe. Wohl aufgrund des zwischenstaatlichen Abkommens von 1790
versuchte man es auf der liechtensteinischen Seite mit den ersten «Streich-
wuhren», das heisst, eine feste Hofstatt des Rheines anzunehmen und diese
sinzuwuhren, wie es Ruggell und Balzers taten. Schuppler empfahl dies
1809 auch den anderen Gemeinden.»
Ein Bericht von 1816 über unsere Rheinverhältnisse besagt:
«Das Rheinbett liegt viele Fuss höher als der Boden. Es ist viel zu
breit, kann daher sein Geschiebe nicht fortbringen. Daraus folgt, dass das
durchsiegende Wasser die schönsten Wiesen alle in Moos und Rıed verwan-
delt und dass der Landmann seine und seiner Mähren Kraft durch viele