Armut, Kriege und Notzeiten
gen, acht Kompanien mit vier Kanonen auf der Landstrasse gegen
Schaan sich bewegten und eine andere Abteilung über Planken gegen
Nendeln und Schaan herab zu operieren beordert war. Hotzes Plan war,
die Franzosen über den Rhein zurückzuwerfen und, nachdem der Rük-
ken frei war, die Luziensteig zu entsetzen. Oudinot aber, der nun von
der Luziensteig her Verstärkung erhielt, warf sich auf die von Eschen
und Nendeln her vordringenden Kolonnen. Ein starkes Schneegestöber
verbarg diesen die französische Übermacht. Sie verloren ihr Geschütz
und 500 Gefangene, und der Rest musste sich nach Tisis zurückziehen.
Das geschah um 10 Uhr vormittags; aber schon um Mittag erfolgte ein
energischer Angriff des Feindes. Alles floh aus Feldkirch. Schon waren
die Franzosen bıs Tisıs vorgedrungen, und einige hatten den Letzibühel
erstiegen und schossen den Österreichern in den Rücken, als in diesem
kritischen Moment drei Kompanien Montforter Schützen auf der Höhe
erschienen und die Feinde vertrieben. Man hatte es hier mit einer franzö-
sischen Halbbrigade zu tun, die zwar oft eine beispiellose Kühnheit an
den Tag gelegt hatte, aber wegen ihrer Zuchtlosigkeit und Grausamkeit
«die schwarze Legion» genannt wurde. Mit Schrecken wurde überallihr
Name genannt. Später hat Napoleon die meisten dieser Verbrecher nach
St. Domingo geschickt, wo sie am Fieber zugrunde gingen.
Als man den Eschnern später vorwarf, sie seien vor den Franzo-
sen geflohen, erklärte der Pfarrer von Eschen:
«Er könne nicht begreifen, dass man so dreiste Behauptungen aufstel-
len könne, als seien die Leute von Eschen und Mauren beim Einbruch der
Franzosen mit allem davongelaufen, indem er doch bezeugen könne, das:
aus seiner Pfarrei nicht ein einziger mit seiner Habe sich entfernt habe.
Wahr sei, dass ein grosser Teil der Bewohner von Eschen, nachdem die
Franzosen ihren Einzug mit den abscheulichsten Misshandlungen der
armen Leute, mit Plündern, Morden u. s. w. eröffneten, ihr Leben zu retten,
in Wälder und Berghöhlen sich verkrochen und ihr Vieh und alles im Stich
gelassen haben. Nachdem aber General Oudinot auf seine, des Pfarrers,
Vorstellungen die Versicherung gab, dass von nun an die Personen und ihr
Eigentum geschützt werden sollen, und er diese Versicherung bekannt
gemacht hatte, seien die meisten Einwohner noch am nämlichen Abend
zurückgekehrt und haben von Stund an die nämlichen Kriegslasten mit den
übrigen Gemeinden getreulich geteilt.»
Auch der dritte Angriff am Nachmittag misslang den Franzosen,
nachdem einer ihrer Führer Oberst Müller von einer Kanonenkugel
samt seinem Pferde zu Boden geschmettert worden war. Sie kampierten
nun in Nendeln und unternahmen während vierzehn Tagen nichts von
Bedeutung, hielten aber sämtliche Dörfer besetzt.
Unterdessen zog Hotze mit dem grössten Teil seiner Truppen von
Feldkirch gegen den Bodensee ab, und General Jellachich hatte nur fünf
Bataillone, vier Eskadrons und acht Kompanien Landesschützen, um
die Stadt zu verteidigen, was eine umso schwerere Aufgabe war, da in
der Nacht vom 22. auf den 23. März Massena selbst mıt 15000 Mann
Verstärkung von Bünden her im Lager zu Nendeln eintraf. Am folgen-
den Tage (Karsamstag) ward unter Massenas persönlicher Leitung det
AnBeit”, auf Feldkirch unternommen. Dieser 23. März 1799 ist einer det
ruhmvollsten Tage Vorarlbergs. Eine wenige Bataillone reguläre Trup-
pen und ein paar tausend Mann Milizen und Landsturm widerstanden
den Angriffen eines der tüchtigsten französischen Generale und den
stürmischen Attacken der mehrfachen Übermacht erprobter Truppen.