Armut, Kriege und Notzeiten
nur von Plünderei, Siegesbeute, Raub und Diebstahl. So heisst es auch
im Berichte über die Schlacht vom 20. April 1499 bei Frastanz.
Die Eidgenossen blieben drei Tage auf der Walstatt, wartend, ob
jemand die erlittene Niederlage rächen wolle. Die Beute war gross:
Handbüchsen, Karrenbüchsen, lange Spiesse und Helleparten in grosser
Zahl kamen in ihre Gewalt und Banner. Nach Göfis, Satteins und Umge-
gend sandten sie Steifpartien, lasen Kühe, Ochsen und Ross zusammen.
Alle gewonnene und eroberte Habe wurde nach Werdenberg geführt
und der Walgau um 8000 fl. gebrandschatzt. Acht Männer aus dem Wal-
zau wurden als Geiseln mitgenommen zur Versicherung der Zahlung.
Gross war die Trauer durch den ganzen Walgau; es war keine
Gemeinde, die nicht den Verlust wackerer Männer zu beklagen hatte.
Das Andenken an diesen Tag wurde den Nachkommen erhalten, indem
Jeim jährlichen Umgang in der Bittwoche für die Seelen der Gefallenen
zebetet und eine Kapelle in der Nähe der Walstatt erbaut wurde.
Die Eidgenossen aber erreichten durch den blutigen Tag bei Fra-
stanz ihre Absicht nicht. Feldkirch und Gutenberg blieben in der Gewalt
des Kaisers. Und noch fand der Krieg in den Alpentälern kein Ende.
Anfangs Mai 1499 zogen die Bünder ins Münstertal, wo die Tiroler - die
in Vorarlberg vorher ım Kampfe gegen die Eidgenossen nicht mitgehol-
fen hatten - die wichtigsten Pässe (Arlberg und im Oberinntal) besetzt
hatten. Sie vertrieben die Tiroler wieder von dort, zwei Tage später war
das Gebiet wieder in der Hand der Tiroler, ein ausgeraubtes und geplün-
dertes Tal! Und in unserer Gegend? In unseren Gegenden bestand der
Krieg nun in blossen Raubzügen. So nahmen die Walgauer den Prätti-
gauern viel Vieh weg; da brachen die Bündner in den Walgau ein und
übten Wiedervergeltung. Im August brach eine Bande aus Sarganser-
:and und Bünden, die zu Maienfeld lag, in die Alpen der Schaaner, Vadu-
zer und Triesner und trieben 400 Kühe, viele Schafe und Schweine weg
und teilten den Raub unter sich. Da erschienen die Weiber aus den
beraubten Gemeinden vor dem Vogt zu Sargans und bei den Hauptleu-
ten zu Maienfeld und stellten vor: wie unbillig solcher Raub sei, da sie
den Eidgenossen geschworen hätten und doch noch in ihrer Pflicht stän-
den. Sie erhielten 100 Kühe zurück; das übrige Vieh war geschlachtet
oder sonst veräussert und nicht mehr zu bekommen. Infolgedessen
rückten wenige Tage darauf die vom schwäbischen Bund aus Feldkirch
nach Schaan und Vaduz; ein Teil setzte über den Rhein, fiel in die
Herrschaften Wartau und Werdenberg ein und trieb alles Vieh weg zur
Vergeltung des Raubzuges, welchen die Besatzung zu Maienfeld in die
Vaduzer Alpen getan.
Um diesem verderblichen grausamen Krieg in den Alpentälern
ein Ende zu bereiten, bot sich im Juni der Herzog von Mailand als Ver-
mittler an, erreichte einen Waffenstillstand und am 22. September 1499
zu Basel einen Frieden. Alles Eroberte musste herausgegeben werden
ınd die Gefangenen waren freizugeben.
So endete ein Krieg, der mutwillig begonnen, grosses Elend über
die Gegenden brachte, die der vornehmste Schauplatz desselben waren,
die Schwächen in der Kriegsverfassung des schwäbischen Bundes offen
5arte und die Schweiz tatsächlich vom deutschen Reiche trennte.
Am 26. September abends wurde der Friede in Feldkirch ausgeru-
fen und es drang die freudige Kunde davon auch zu den Leuten am
Eschnerberg und in der Grafschaft Vaduz. Die Gefangenen kehrten
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