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Ritter Ulrich von Trisun tritt am 17. April 1273 zum erstenmale
urkundlich auf und zwar mit dem später besonders ehrenvoll genannten
Ritter Ulrich von Schellenberg. Sie waren Vertreter zweier Edlen von
Casacia in einem Streite mit dem Kloster Churwalden wegen des Besit-
zes zweier Leibeigenen aus Sateins.
Gleichzeitig mit diesem Ritter Ulrich lebte ein anderer Ulrich von
Triesen, welcher Domherr in Chur war und am 7. Dezember 1302 starb.
Er hat seine Ruhestätte in der Kathedrale vor dem Altare des hl. Paulus
gefunden. Er vermachte für einen ewigen Jahrtag in der Cathedrale 4
Pfund Mailändisch von seinem Weinberge zu Vaduz gelegen, den man
«Vaduzer» nannte und den er von seinem Bruder Johann erworben
hatte, und von seinen Wiesen «Gercusa» genannt, durch welche man
zur Schaaner Schifflände ging. Dieser Johann und sein Bruder, der
Kanonikus, waren wohl Söhne des Ritters Ulrich.
Nach dem um das Jahr 1306 erfolgten Tode des Ritters Ulrich,
trat sein Sohn Johann mehr hervor und eine Tochter (?) Guta, welche
Aebtissin im adeligen Damenstift in Lindau war.
Am 16. April 1307 waren die beiden Ritter Heinrich von Trisun
und sein Sohn Ulrich zu Ravensburg anwesend und mit mehreren ande-
ren Edlen Zeugen, als Friedrich und Schwigger Thumb von Neuburg
dem Kloster Salem Schadenersatz leisteten, wobei sechs Herren von
Schellenberg Bürge waren, was vermutet, dass dieser Heinrich von Tri
sun ein Bruder des Johann und der Guta war.
Johann von Trisun war am 18. September 1305 zu Pfäfers Zeuge
als Ritter Schwigger v. Schellenberg dem Kloster Pfäfers einen Hof zu
Mauren im Obenloxt vermachte. Einige Jahre später, am 17. April 1312
war als Zeuge in Pfäfers unter vielen anderen auch ein Johann v. Trisun,
der aber clericus (Geistlicher) genannt ist. Von diesem geistlichen
Johann finden wir später keine Spur mehr. Als am 1. April 1315 Schwig-
ger Tumb von Neuburg dem To enmiteckloster zu Feldkirch das Patro-
nat über die Pfarrkirche zu Tisis übergab, erschien unter anderen Zeu-
gen auch Johann «von Trysen». Derselbe war auch am 6. Jänner 1316 zu
Sehauenstein (Domleschg) anwesend, als Ulrich v. Schauenstein seinem
Bruder Johann Besitzungen verpfändete. Dann erscheint er nicht mehr
ın den Urkunden. Den Rang eines Ritters hat er nie gehabt.
Dagegen hatte seine Schwester (?) Guta die etteriche Natur ihres
Vaters geerbt. Sie war jung in das Stift adeliger Damen zu Lindau einge-
treten und ebenfalls jung zur Würde einer Aebtissin erhoben worden, im
Jahre 1286, zur Zeit, als Rudolf von Habsburg deutscher König war. Als
Aebtissin war Guta von Triesen eine hochgestellte Frau von fürstlichem
Range, trug Ring und Stab, führte den Titel «Hochwürdige und Gnä-
dige Frau», gebot nicht bloss über ihr Kloster und dessen ausgedehnte
Besitzungen, sondern war auch Herrin über ein bedeutendes Gebiet und
hatte darüber die Gerichtsbarkeit. Über ein halbes Jahrhundert lang
führte Guta die Regierung des Stiftes, von 1286-1340. Sie war die größte
Wohltäterin und eine der berühmtesten Aebtissinnen des Klosters.
Wegen ihrer langen und tüchtigen Regierung und weil sie das Stift aus
dem. Verfall erhoben hat, wird sie ın allen alten Schriften die zweite Stif-
terin des Klosters genannt. Das Totenbuch des Klosters enthält zwei
Einträge über sie, einen älteren auf den 14. Mai und einen jüngeren auf
den 7. September mit dem Beisatze: «frow Gut von Trisen Aebtissin des
Gotshauses, die diesem Gotshaus viel Guts gethan hat, und die ander (d, h.
die zweite) Stifterin ist dess Gotshaus, der Jarzeit soll man begehen mit Sin-
gen und mit Lesen (d. h. mit Seelamt und hl. Messen).»